Foto­re­por­tage: An der Küste zwischen Calais und Grande-Synthe

Jedes Jahr versu­chen Tausende Flüch­tende, von Frank­reich über den Ärmel­kanal nach Gross­bri­tan­nien zu gelangen. Unsere Fotoreporter:innen haben einige von ihnen an der fran­zö­si­schen Küste begleitet. 
Drei junge Männer, die zwischen dem 17. und 18. Oktober 2021 versuchten, die britische Küste zu erreichen. (Foto: Giacomo Sini)

Jedes Jahr versu­chen Flüch­tende, über den Ärmel­kanal von Frank­reich nach England zu gelangen. Einige versteckt in Last­wagen oder Autos. Andere mit dem Schlauch­boot. Es sind vor allem Menschen aus dem Sudan, Eritrea, Iran, Irak, Syrien und Afgha­ni­stan, die die riskante, 42 Kilo­meter lange Strecke zwischen dem fran­zö­si­schen Calais und dem engli­schen Dover auf sich nehmen. Bei den meisten liegen schon abge­lehnte Asyl­an­träge in einem oder mehreren EU-Staaten vor, wodurch Gross­bri­tan­nien eine der letzten Alter­na­tiven zur Abschie­bung darstellt. 2021 haben laut Berichten briti­scher Behörden über 28’000 Menschen den gefähr­li­chen Seeweg auf sich genommen. Bei einem Boots­un­glück im Ärmel­kanal am 24. November 2021 verloren 31 Menschen ihr Leben. Die fran­zö­si­sche Regie­rung forderte daraufhin eine Stär­kung der euro­päi­schen Grenz­schutz­agentur Frontex, die briti­sche wünschte sich gemein­same und verstärkte Poli­zei­kon­trollen. Hilfe vor Ort leisten derweil vor allem Frei­wil­li­gen­or­ga­ni­sa­tionen wie das Coll­ec­tive Aid.

Blick auf einen Strand in der Nähe von Calais auf der fran­zö­si­schen Seite des Ärmel­ka­nals Ende September 2021. (Foto: Giacomo Sini)
Eine Gruppe eritre­ischer Flüch­tender, die in der Nacht zwischen dem 17. und 18. Oktober 2021 versuchten, Gross­bri­tan­nien zu errei­chen. Ihr Boot, mit dem sie Boulogne-sur-Mer verliessen, erlitt nach 18 Kilo­me­tern Schiff­bruch. Ange­sichts der Weige­rung der briti­schen Polizei, einzu­greifen, ruderten sie an die fran­zö­si­sche Küste zurück und gingen einen Kilo­meter barfuss auf dem Asphalt, um den Wagen der Frei­wil­li­gen­gruppe Coll­ec­tive Aid zu errei­chen. (Foto: Giacomo Sini)
Drei junge Männer, die zwischen dem 17. und 18. Oktober 2021 versuchten, die briti­sche Küste zu errei­chen. (Foto: Giacomo Sini)
Eine der Zufahrts­strassen zum Hafen von Calais an der Ausfahrt der Auto­bahn A16. Ab einigen Kilo­me­tern vor der Einfahrt in die Stadt ist die Strasse von grossen Metall­netzen mit Stachel­draht umgeben, um den Zugang für Flüch­tende zu blockieren, die versu­chen, in einen Last­wagen oder ein Auto nach Gross­bri­tan­nien einzu­steigen. (Foto: Giacomo Sini)
Zelte eritre­ischer Flüch­tender im Nord­osten von Calais während eines windigen Tages. (Foto: Giacomo Sini)
Liefe­rung neuer Schuhe an Flüch­tende an einem der Vormit­tage durch Coll­ec­tive Aid. Das Gebiet liegt in der Nähe einer Zelt­stadt, nur wenige Kilo­meter vom Meer und dem Euro­tunnel entfernt. (Foto: Giacomo Sini)
Hassan* aus Südsudan, der sich seit zwei Wochen in Calais befindet. Er probiert neue Schuhe aus, die ihm eine Frei­wil­lige des Coll­ec­tive Aid gegeben hat. (Foto: Giacomo Sini)
Ali* aus Sudan, der neue Schuhe auspro­biert, und die Direk­torin des Coll­ec­tive Aid. Am näch­sten Tag wird er versu­chen, nach Gross­bri­tan­nien zu gelangen. (Foto: Giacomo Sini)
Eine der Zelt­städte in Grande-Synthe in der Nähe der Stadt Dunkerque. In der Zelt­stadt, die sich neben einer Eisen­bahn­strecke befand, lebten mehrere Tausend Flüch­tende, die haupt­säch­lich aus den kurdi­schen Gebieten im Nord­irak, dem Iran und Afgha­ni­stan kommen. Das Lager wurde am 17. November 2021 von den fran­zö­si­schen Behörden gewaltsam geräumt. Eine Woche danach, am 24. November, starben 31 Menschen bei dem Versuch, mit dem Boot den Kanal zu über­queren. (Foto: Giacomo Sini)
Eine Frei­wil­lige des First Aid Support Team desin­fi­ziert die Wunde eines suda­ne­si­schen Jungen in der Nähe der grössten Zelt­sied­lung in Calais. Für viele Flüch­tende in Calais ist das First Aid Support Team der einzig mögliche Zugang zu medi­zi­ni­scher Hilfe. (Foto: Giacomo Sini)
Über mehrere Kilo­meter umrahmen Absper­rungen aus Stachel­draht und Metall­netzen die Zufahrts­strassen zum Hafen von Calais. Die von der briti­schen Regie­rung finan­zierten Absper­rungen werden verwendet, um den Zugang zu Auto­bahnen und Eisen­bahnen für Menschen zu blockieren, die versu­chen, England mit Last­wagen und Zügen über den Ärmel­kanal zu errei­chen. (Foto: Giacommo Sini)
Ein Flüch­tender blickt von einer Brücke auf die Strasse, die zum Ärmel­kanal in Calais führt. In der Ferne blockiert ein Liefer­wagen der fran­zö­si­schen Poli­zei­truppe Compa­gnies Répu­bli­caines de Sécu­rité (CRS) eine Spur der Auto­bahn, um eine Person in der Nähe der Barrieren anzu­halten. (Foto: Giacomo Sini)

*Namen geän­dert.


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