“Viele schlafen in Zelten auf den Trüm­mern ihrer Häuser – einfach, weil sie zu Hause sein wollen”

In Gaza steht der Waffen­still­stand auf der Kippe, in der West­bank eska­liert die israe­li­sche Mili­tär­ge­walt weiter. Chris Whitman von Medico Inter­na­tional in Ramallah spricht über den unge­bro­chenen Willen der Palästinenser*innen, die Angst vor einer erneuten Inva­sion und die Hoff­nung, die die inter­na­tio­nale Gemein­schaft bringt. 
Nach dem Waffenstillstand kehrten Zehntausende Menschen aus dem Norden in den Süden des Gazastreifens zurück – viele von ihnen zu Fuss. Die Medico-Partnerorganisation Palestinian Medical Relief Society (PMRS) leistet medizinische Ersthilfe für die Rückkehrenden. (Bild: PMRS)

Das Lamm: Am 19. Januar trat das Waffen­still­stands­ab­kommen zwischen Israel und der Hamas in Kraft. Wie haben deine Bekannten im Gaza­streifen diesen Moment erlebt?

Chris Whitman: Der Waffen­still­stand kam für viele völlig über­ra­schend. Niemand hatte wirk­lich damit gerechnet, nachdem die Biden-Regie­rung zuvor 15 Monate lang eine kompro­misslos pro-israe­li­sche Haltung vertreten hatte und jede Möglich­keit unter­grub, Israels Kriegs­po­litik entge­gen­zu­wirken – sowohl in den USA als auch auf inter­na­tio­naler Ebene.

Für die Menschen in Gaza bedeu­tete der Waffen­still­stand, dass sie zum ersten Mal seit 15 Monaten durch­atmen konnten. Zum ersten Mal drehte sich ihr erster Gedanke am Morgen nicht darum, wie sie den Tag über­leben oder Essen für die Familie finden. Und ausser­halb des Gaza­strei­fens mussten wir nicht mehr täglich die Liste mit über hundert Todes­op­fern durch­sehen, in der Angst, Freund*innen oder Kolleg*innen darunter zu finden. Das brachte grosse Erleichterung.

Chris Whitman (39) stammt aus der Nähe von Boston, USA. Er erwarb seinen Master in Islam- und Nahost­stu­dien an der Hebrew Univer­sity in Jeru­salem. Seit mehr als zehn Jahren lebt er im West­jor­dan­land und in Ostje­ru­salem. Heute wohnt er mit seiner Frau und Tochter in Kafr Aqab, dem nörd­lich­sten Viertel Ostje­ru­sa­lems. In Ramallah leitet Whitman das Regio­nal­büro der Orga­ni­sa­tion Medico international.

Gleich­zeitig machte die Waffen­ruhe das ganze Ausmass der Zerstö­rung sichtbar. Hundert­tau­sende, auch viele unserer Part­ner­or­ga­ni­sa­tionen, kehrten vom Süden in den Norden des Gaza­strei­fens zurück und fanden alles zerstört: ihre Häuser, Büros, Gesund­heits­zen­tren, ganze Nach­bar­schaften. Viele schlafen in Zelten auf den Trüm­mern ihrer Häuser – einfach, weil sie zu Hause sein wollen.

„Keine Lebens­mittel, keine Unter­künfte, keine Mate­ria­lien – nichts kommt mehr rein.“

Überall zeigt sich dasselbe Bild: Ruinen, aber auch der unge­bro­chene Wille, wieder aufzu­bauen. Der Waffen­still­stand hat es den Menschen ermög­licht, über den näch­sten Tag hinaus­zu­denken. Die Gefühle schwankten zwischen Jubel, Angst vor dem Unbe­kannten, Trauer, Wut und einem kleinen Funken Hoff­nung – Hoff­nung, die 15 Monate lang unter­drückt wurde und jetzt langsam wieder aufkeimt. 

Diese Hoff­nung bröckelt nun wieder. Die erste Phase des Waffen­still­stands ist am 1. März ausge­laufen. Was bedeutet dies für die Menschen vor Ort? Welche Entwick­lungen erwar­test du?

Seit beinahe einer Woche gibt es offi­ziell keinen Waffen­still­stand mehr – aber auch keinen formellen Bruch des Abkom­mens. Was bedeutet das konkret? Auf prak­ti­scher Ebene blockiert Israel seit dem 1. März erneut die voll­stän­dige Einfuhr huma­ni­tärer Hilfe und seit dem 9. März auch die Strom­lie­fe­rungen in den Gaza­streifen. Keine Lebens­mittel, keine Unter­künfte, keine Mate­ria­lien – nichts kommt mehr rein. Die UN schätzt, dass die Essens­vor­räte, die in den letzten Wochen aufge­baut werden konnten, gerade mal für zwei Wochen reichen.

„Die israe­li­sche Gesell­schaft wird zuneh­mend kriegsmüde.“

Nach dem Hunger der letzten Monate löst diese Situa­tion eine grosse Angst in der Bevöl­ke­rung aus. Aber noch stärker als die Lebens­mit­tel­knapp­heit bela­stet die Menschen die Unge­wiss­heit: Niemand weiss, was als Näch­stes passiert. Die Angst vor einer erneuten israe­li­schen Offen­sive ist allge­gen­wärtig – doch sich darauf vorzu­be­reiten ist kaum möglich, weil es an allem fehlt. Die Menschen können nur versu­chen, sich mental auf das Schlimmste einzustellen.

Und die Lage verän­dert sich täglich. In Israel wird offen über eine erneute Inva­sion, Zwangs­ver­trei­bungen und eine voll­stän­dige Beset­zung des Gaza­strei­fens disku­tiert. Diese Pläne sind mehr als nur Drohungen – die Armee mobi­li­siert bereits erneut Zehn­tau­sende Reservist*innen. Doch die israe­li­sche Gesell­schaft wird zuneh­mend kriegs­müde, und viele Menschen befür­worten eine Fort­set­zung des Waffen­still­stands. Sie haben während der Waffen­ruhe gesehen, dass die Lösung nicht mili­tä­risch sein wird und dass die israe­li­schen Geiseln durch Verhand­lungen und nicht durch Krieg frei­ge­kommen sind.

Entschei­dend bleibt, ob die USA eine erneute Offen­sive unter­stützen. Die Trump-Regie­rung sendet wider­sprüch­liche Signale: Einer­seits fordert Trump öffent­lich, Gaza zu kaufen und es zu einer Art ameri­ka­ni­scher Kolonie zu machen. Ande­rer­seits hat die Trump-Admi­ni­stra­tion direkte Gespräche mit der Hamas geführt – was nach US-Recht illegal wäre, da die Hamas als terro­ri­sti­sche Orga­ni­sa­tion gilt.

Viele kriti­sieren die Verwen­dung des Begriffs „Waffen­still­stand“ insge­samt, da die israe­li­schen Mili­tär­ope­ra­tionen im West­jor­dan­land in den letzten Wochen eska­liert sind. Kannst du uns einen Über­blick über die aktu­elle Situa­tion dort geben?

Ich teile die Kritik am Begriff „Waffen­still­stand“, nur schon im Hinblick auf die Situa­tion in Gaza, wo seit Inkraft­treten des Abkom­mens über 110 Menschen getötet wurden. Zum Vergleich: Vorher wurden täglich etwa 150 Menschen umge­bracht. Der Waffen­still­stand hat die Lage für die Menschen zwar klar verbes­sert, doch der Begriff bleibt problematisch.

„Beson­ders betroffen sind die Lager für Geflüch­tete in Jenin, Nablus und Tulkarem, wo seit der Waffen­ruhe bis heute etwa 45’000 Palästinenser*innen vertrieben wurden.“

Auch im West­jor­dan­land eska­liert die israe­li­sche Militär- und Sied­ler­ge­walt bereits seit dem 7. Oktober 2023. Ausgangs­sperren, Blockaden und zusätz­liche Check­points schränken die Bewe­gungs­frei­heit der Palästinenser*innen noch weiter ein. Arbeiter*innen verloren ihren Arbeits­platz und Geschäfts­leute ihre Handels­be­zie­hungen in Israel, was zehn­tau­sende Fami­lien in existen­zi­elle Not bringt. Die will­kür­li­chen Verhaf­tungen haben zugenommen.

Im Schatten der Waffen­ruhe in Gaza hat Israel in den letzten Wochen schliess­lich seine mili­tä­ri­schen Akti­vi­täten im West­jor­dan­land erheb­lich verstärkt. Nur zwei Tage nach Inkraft­treten star­tete die israe­li­sche Armee die Gross­ope­ra­tion „Eiserne Wand“. Dieselben Soldaten, die zuvor in Gaza kämpften, wenden nun ähnliche Methoden im Norden des West­jor­dan­lands an.

Beson­ders betroffen sind die Lager für Geflüch­tete in Städten wie Jenin, Nablus und Tulkarem, wo seit der Waffen­ruhe bis heute etwa 45’000 Palästinenser*innen vertrieben wurden. Häuser werden durch Bull­dozer und Spren­gungen dem Erdboden gleich­ge­macht. Der Grund für diese Zerstö­rungen ist angeb­lich die Notwen­dig­keit, Strassen für Mili­tär­fahr­zeuge zu verbrei­tern. Israel plant eine dauer­hafte mili­tä­ri­sche Präsenz in den besetzten Gebieten, mit Mili­tär­po­sten in den Lagern für Geflüchtete.

Die Szenen aus dem West­jor­dan­land glei­chen zuneh­mend denen aus Gaza: Zerstö­rung im Nour-Shams-Lager für Geflüch­tete in Tulkarem. (Bild: Mariam Barghouthi)

Der israe­li­sche Aussen­mi­ni­ster kündigte an, dass die Armee minde­stens ein Jahr lang in diesen Gebieten bleiben werde. Der offi­zi­elle Grund für diese Opera­tionen ist die Bekämp­fung von bewaff­neten Gruppen, die Angriffe auf Israel verüben. Aus israe­li­scher Sicht sind diese Opera­tionen nötig, um die „Hornis­sen­ne­ster“ der Hamas oder des Palä­sti­nen­si­schen Isla­mi­schen Dschi­hads „auszu­räu­chern“. Gleich­zeitig macht die rechts­extreme Regie­rung kein Geheimnis aus ihren Plänen, das West­jor­dan­land voll­ständig zu annektieren.

Die Vertrei­bungen und Zerstö­rungen betreffen auch viele Frauen und Kinder, die zu Tausenden unter Waffen­ge­walt ihre Heimat verlieren. Hunderte von Häusern werden zerstört, was für die betrof­fenen Fami­lien mehr als den Verlust von physi­schen Struk­turen bedeutet – es sind ihre Erin­ne­rungen, ihre Gemein­schaft und ihre Existenzgrundlage.

UNRWA-Finan­zie­rung
Die Schweiz spielt eine zentrale Rolle bei der Unter­stüt­zung der UNRWA, der UN-Agentur für palä­sti­nen­si­sche Geflüch­tete. Obwohl die huma­ni­täre Notlage wächst und die Forde­rung nach einer verstärkten Unter­stüt­zung für Palästinenser*innen lauter wird, steht die Finan­zie­rung durch die Schweiz unter poli­ti­schem Druck. Eine Motion von Natio­nalrat David Zuber­bühler fordert, dass die Schweiz die Unter­stüt­zung der UNRWA voll­ständig einstellt.

Nach dem Natio­nalrat hat im Februar 2025 auch die Aussen­po­li­ti­sche Kommis­sion des Stän­de­rats die Weiter­füh­rung der Schweizer Unter­stüt­zung abge­lehnt – gegen die Empfeh­lungen des EDA. Der Gesamt-Stän­derat wird am 18. März 2025 über die Motion entscheiden. Verschie­dene huma­ni­täre und menschen­recht­liche Orga­ni­sa­tionen in der Schweiz setzen sich für die Fort­füh­rung der UNRWA-Unter­stüt­zung ein. Auch führende Vertreter*innen inter­na­tio­naler UN-Orga­ni­sa­tionen haben betont, dass „keine andere Orga­ni­sa­tion in der Lage ist, den Umfang und die Viel­falt der Hilfe bereit­zu­stellen, die 2,2 Millionen Menschen im Gaza­streifen drin­gend benötigen“.

Konfe­renz der Hohen Vertrags­par­teien
Am 18. September 2024 beauf­tragte die Gene­ral­ver­samm­lung der Vereinten Nationen die Schweiz als Depo­si­tar­staat der Genfer Konven­tionen, eine Konfe­renz der Hohen Vertrags­par­teien, also aller offi­zi­ellen Vertrags­staaten, einzu­be­rufen. Diese soll sich mit der Einhal­tung der 4. Genfer Konven­tion zum Schutz von Zivil­per­sonen im besetzten palä­sti­nen­si­schen Gebiet, einschliess­lich Ostje­ru­sa­lems, befassen. Laut Reso­lu­tion der UN-Gene­ral­ver­samm­lung sollte die Konfe­renz inner­halb von sechs Monaten stattfinden.

Die Schweiz kündigte die Konfe­renz für den Freitag, 7. März an – ohne grosse Öffent­lich­keits­wirk­sam­keit. Am 6. März erklärte der Bundesrat dann in einer Pres­se­mit­tei­lung: „Die Konfe­renz […], findet nicht statt. Ange­sichts der grossen Diffe­renzen zwischen den Hohen Vertrags­par­teien der Genfer Konven­tionen, die sich nach umfang­rei­chen Konsul­ta­tionen abzeich­neten, stellte die Schweiz als Depo­si­tar­staat der Genfer Konven­tionen fest, dass zahl­reiche Hohe Vertrags­par­teien eine solche Konfe­renz nicht unter­stützen. Sie hat deshalb beschlossen, auf die Durch­füh­rung zu verzichten.”

Im West­jor­dan­land regiert nicht die Hamas, sondern die Palä­sti­ni­sche Auto­no­mie­be­hörde. Welche Rolle über­nimmt sie in der aktu­ellen Situation?

Die Palä­sti­nen­si­sche Auto­no­mie­be­hörde (PA) unter­nimmt in Bezug auf die israe­li­schen Mili­tär­ak­tionen in Tulkarem, Jenin, Tubas, Qalqi­liya und Teilen von Nablus prak­tisch nichts. Sie bietet keine Unter­stüt­zung für Vertrie­bene, keine Unter­künfte, keine finan­zi­ellen Mittel. Die Finanz­lage der PA ist auch sehr schlecht, unter anderem weil Israel die für das West­jor­dan­land erho­benen Steu­er­ein­nahmen nicht freigibt.

Die PA koope­riert auch mit Israel. Immer wieder verhaften sie auf Bitte von Israel Personen. Bereits vor der aktu­ellen israe­li­schen Mili­tär­ope­ra­tion führte die PA eine ähnliche in Jenin durch, bei der über ein Dutzend Menschen getötet wurden, darunter Zivilist*innen und Kinder. Die PA verhält sich also nicht nur passiv, sondern unter­stützt aktiv die israe­li­schen Bemü­hungen. Und dies ist nur das, was öffent­lich bekannt ist – es ist anzu­nehmen, dass es auch umfang­reiche Infor­ma­ti­ons­aus­tau­sche zwischen der PA und Israel gegeben hat. Die Menschen haben also kaum mehr Erwar­tungen an die PA.

Bei diesem Ausmass der Zerstö­rung in Gaza und dem West­jor­dan­land stellt sich die Frage: Wie kann das geschehen, ohne dass jemand eingreift? Wie bewer­test du die Rolle der inter­na­tio­nalen Gemeinschaft?

Hier gibt es zwei Perspek­tiven: Einer­seits gibt es Initia­tiven wie die von Südafrika, das den Fall des Völker­mords in Gaza vor den Inter­na­tio­nalen Gerichtshof (ICJ) brachte, sowie Bemü­hungen, insbe­son­dere aus dem Globalen Süden, Druck auf den Inter­na­tio­nalen Straf­ge­richtshof (ICC) auszu­üben, um Haft­be­fehle zu erwirken. Doch letzt­lich ist dies nur ein Tropfen auf den heissen Stein ange­sichts der über­wäl­ti­genden Unter­stüt­zung, die Israel – sowohl passiv als auch aktiv – vor allem aus der west­li­chen Welt erhält.

„Länder wie die Schweiz behaupten, neutral zu sein. Doch in einem Völker­mord kann es keine Neutra­lität geben.“

Die inter­na­tio­nale Gemein­schaft beschleu­nigt damit das Ende einer regel­ba­sierten Ordnung, die seit über 75 Jahren die Grund­lage inter­na­tio­naler Bezie­hungen bildet. Sie ist nicht nur passiv, sondern aktive Teil­neh­mende an der Auflö­sung dieser Ordnung. Dies führt die Welt in eine Zeit zurück, in der die Macht des Stär­keren gilt – in der die Mäch­tigen bestimmen, was rech­tens ist.

Wir stehen an einem Schei­deweg: Entweder wird das inter­na­tio­nale Rechts­sy­stem aufrecht­erhalten, was echte Straf­ver­fol­gung und Verant­wor­tung erfor­dert, oder es wird dem Macht-gleich-Recht-Prinzip Platz gemacht. Statt aktiv Gerech­tig­keit zu fördern, blockieren Länder wie Deutsch­land, die USA oder die Schweiz zurzeit diese Bemü­hungen aktiv.

Zudem strei­chen oder kürzen sie die Gelder für palä­sti­nen­si­sche und israe­li­sche Menschen­rechts­or­ga­ni­sa­tionen, die sich dafür einsetzen, inter­na­tio­nales Recht aufrecht­zu­er­halten. Länder wie die Schweiz behaupten, neutral zu sein. Doch in einem Völker­mord kann es keine Neutra­lität geben. Ich erwarte nicht mehr viel von den west­li­chen Staaten. Aber wenn sie schon so handeln, dann sollen sie wenig­stens ehrlich dazu stehen und mit ihrer Doppel­moral aufhören.

Ange­sichts dieser Lage fühlen sich viele Menschen frustriert und ohnmächtig. Was möch­test du ihnen mitgeben?

Von aussen betrachtet scheint die Lage in Gaza und im West­jor­dan­land oft aussichtslos. Ange­sichts der massiven Zerstö­rung, Vertrei­bungen und Gewalt ist es verständ­lich, wenn sich Verzweif­lung breit­macht und der Eindruck entsteht, dass alles nur schlimmer wird. Doch es gibt einen zentralen Punkt, den wir nicht vergessen dürfen: Nach 15 Monaten Genozid, nach der Zerstö­rung von drei Vier­teln des Gaza­strei­fens, sind die Menschen geblieben. Sie kämpfen jeden Tag darum, auf ihrem Land zu bleiben, ihre Kinder zu ernähren und ihr Über­leben zu sichern – trotz allem. Dasselbe gilt für die Menschen in den Dörfern und Städten des Westjordanlands.

Das Mindeste, was wir tun können, ist weiter dafür zu kämpfen, dass sie Gerech­tig­keit erleben – in ihrem Leben, nicht erst in der Zukunft. Diese Verant­wor­tung liegt bei uns. Es gibt in vielen Ländern zahl­reiche Möglich­keiten, sich einzu­setzen: durch Proteste, poli­ti­sche Arbeit oder Aufklärungsarbeit.

Der Kampf für Gerech­tig­keit ist lang, aber wir dürfen uns nicht vom Frust lähmen lassen. Wir leben in einer globa­li­sierten Welt und das heisst auch, dass die Menschen in Palä­stina sehen, was überall auf der Welt passiert: die Demon­stra­tionen an Univer­si­täten in den USA, Hundert­tau­sende auf den Strassen in London, Berlin oder anderen Städten. Sie sehen auch, wie Aktivist*innen im Westen für ihren Einsatz für Palä­stina Repres­sionen ausge­setzt sind und dennoch weiter­ma­chen. Das gibt ihnen Hoff­nung – es zeigt ihnen, dass sie nicht allein sind.

Deshalb ist es so wichtig, weiter die Stimme zu erheben, zu prote­stieren und andere zu sensi­bi­li­sieren, auch wenn es sich manchmal klein oder machtlos anfühlt. Jeder einzelne Beitrag bricht die Isola­tion und zeigt den Menschen in Palä­stina, dass ihr Kampf gesehen wird und dass die Welt nicht schweigt.

Trans­pa­renz­hin­weis: Die Autorin dieses Arti­kels arbeitet in der Öffent­lich­keits­ar­beit und Kommu­ni­ka­tion von Medico Inter­na­tional Schweiz.


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