Als ich letztens im Flugzeug sass und einen Text schrieb, ging plötzlich ein Licht auf, direkt über mir. Und das hartnäckige Lämpchen liess sich nicht ausschalten. Also versuchte ich das Licht einfach zu ignorieren und weiterzuschreiben, aber das künstliche Leuchten der LED lenkte mich so stark ab, dass ich mich bald geschlagen geben musste. Entmutigt klappte ich meinen Laptop zu und stellte den Sitz in Schlafposition.
Tatsächlich haben LEDs den Ruf, Kopfschmerzen und Übelkeit zu verursachen und die Atmosphäre zu stören. Das grelle Licht, das Räume in das klinische Weiss eines Grossraumbüros taucht, lässt keinen Platz für Romantik und Charme. Leider verlangt die 2000-Watt-Gesellschaft Kompromisse einzugehen – oder? Nein, warmes Licht wie von Glühbirnen und trotzdem Energie und Geld sparen? Ja, das geht!
Doch worauf musst du beim Kauf von LED-Leuchtmitteln achten? Wir haben einen kompakten Ratgeber zusammengestellt und den Lichtdesigner Stefan Bürkli von der Firma EK Energiekonzepte AG befragt.
Welche Kennzahlen muss ich beachten, wenn ich LED-Leuchtmittel kaufen will?
Auch wenn es immer mehr gute Leuchtmittel gibt, kann es zur Herausforderung werden, die alte Glühbirne durch eine neue LED auszutauschen. „Früher konnte eine 40-Watt-Glühlampe einfach mit einer anderen 40-Watt-Glühlampe ersetzt werden. Sowohl die Lichtqualität als auch die Helligkeit waren gleich. Heute ist das nicht mehr so einfach“, sagt Bürkli. Deshalb sind folgende Kennwerte zu berücksichtigen, wenn deine neue LED gleiches Licht geben soll wie die alte Glühbirne:
- Lichtstrom in Lumen (lm)
- Dimmbarkeit
- Farbtemperatur in Kelvin (K)
- Farbwiedergabeindex CRI in Prozent
„Eine Umrechnung des Lichtstroms von Glühlampe zu LED ist auf den Verpackungen meist anhand der Leistungen beschrieben, zum Beispiel: Fünf Watt LED entsprechen sechzig Watt Glühlampe“, sagt Bürkli. Er empfiehlt langfristig, sich mit der Lichtstrom-Einheit Lumen auseinander zu setzen, da die Angaben unter den Herstellern stark variierten. Wenn deine Leuchte zuhause einen Dimmer hat, kannst du dir die Rechnerei ersparen: Dann solltest du darauf achten, dass die LED, die du kaufst, auch als dimmbar gekennzeichnet ist.
Diese zwei Angaben alleine reichen jedoch nocht nicht für den perfekten Ersatz deiner alten Glühbirne. Des Weiteren solltest du die Farbtemperatur der LED beachten: „Die Glühbirne hat eine Farbtemperatur von 2700K und eine Farbwiedergabe von 100%. Wer eine LED sucht, die möglichst der Glühlampe entsprechen soll, sollte somit eine LED mit 2700K wählen.“ Der Lichtdesigner meint, es würde auch reichen, wenn man im Bereich 2500K bis 3000K bleibe: „Eine Farbwiedergabe von 100% ist mit LED (noch) nicht möglich; es ist ein Produkt mit CRI >80%.“
Beim Entsorgen der LED schliesslich ist zu beachten, dass sie ins Geschäft zurückgebracht wird. Dort wird sie anschliessend zum Recyceln weitergegeben.
Können LED-Leuchtmittel gesundheitsschädlich sein?
Die Strahlung der LED-Leuchtmittel ist bei normalem Gebrauch unbedenklich. Das Bundesamt für Gesundheit hat in seinem Faktenblatt zur LED von 2016 Forschungsresultate veröffentlicht, wonach „handelsübliche LED-Lampen […] bei sachkundiger Verwendung kein gesundheitliches Risiko dar[stellen]. Dies gilt auch für empfindliche Bevölkerungsgruppen wie Kinder oder Personen, die sehr klare, keine oder künstliche Augenlinsen haben.“
Gibt es Hersteller oder Technologien, die ich unbedingt vermeiden sollte?
Seit dem 1. September 2012 ist ein Gesetz in Kraft, das den Verkauf von Glühlampen verbietet. Dieses Glühlampenverbot hat das Ziel, den durch Beleuchtung verursachten Energiebedarf – gemäss unserem letzten Artikel zum Thema um 12% – zu senken. Bürkli sagt, dass einige Hersteller dieses Verbot zu umgehen versuchen, indem sie die alten, energieverschwendenden Leuchtmittel mit neuen Bezeichnungen versehen und sie so tarnen. So sind heute vermehrt Wärmestrahler und Dekolampen im Einsatz. Diese sind beispielsweise mit schön geschwungenen oder verschnörkelten Glühdrähten versehen, haben allerdings einen noch tieferen Nutzungsgrad als herkömmliche Glühbirnen; soll heissen, der einzelne Nutzer würde sogar noch mehr Energie als vor dem Glühlampenverbot verbrauchen. Deshalb ist es wichtig, beim Kauf genau hinzuschauen.
Welche Möglichkeiten im Bereich Smart-Home gibt es?
Wer einen Ersatz für ein defektes Leuchtmittel benötigt und in die Welt des Smart-Home einsteigen möchte, findet bei verschiedenen Herstellern einige Spielereien. „Es gibt Lampen, in deren Sockel noch etwas mehr Elektrotechnik eingebaut ist als bei gewöhnlichen LEDs. Dadurch ist es z.B. möglich, die Lampe via Smartphone ein- und auszuschalten, zu dimmen oder die Farbe zu verändern“, meint Bürkli dazu.
Gibt es eine technische Lösung für Lichtverschmutzung?
Lichtsmog ist heute ein grosses Thema. Der Grund für die hohe Lichtverschmutzung sind oft Leuchten im Aussenraum, die zu hell sind oder unnötig in die Umgebung strahlen. „Ein häufig beobachtetes Phänomen sind viel zu hell leuchtende Haustürleuchten“, sagt Stefan Bürkli. „Meist wurde die einst alte schwache Glühlampe durch eine neue, zu starke LED ersetzt. Diese strahlt dann Nacht für Nacht viel zu viel Licht in den dunklen Himmel. Ein Ersatzprodukt mit einem geringeren Lichtstrom würde helfen.“
Wie sieht es mit Lampen an Autos, Velos und anderen Verkehrsmitteln aus?
Herr Bürkli empfiehlt, bei Verkehrsmitteln eher auf die Effizienz und die Langlebigkeit der Leuchtmittel zu achten als auf die Lichtqualität: „Die Lampe am E‑Bike muss ja keine Wohnzimmeratmosphäre schaffen.“
Was muss sich alles in der Welt der Leuchtmittel ändern, damit die 2000-Watt-Gesellschaft möglich wird?
Der Lichtdesigner gibt zum Schluss drei praktische Tipps, wie du energiebewusster leben kannst, ohne gleich deine gesamte Beleuchtung austauschen zu müssen:
- Effiziente Leuchtmittel einsetzen. Die neuste Generation der LEDs bietet hier gute Möglichkeiten und gleichzeitig angenehmes Licht.
- Das Licht ausschalten, wenn du den Raum verlässt. Licht in einem unbenutzten Raum bringt niemandem etwas und verbraucht nur unnötig Strom.
- Strom aus erneuerbaren Energien nutzen. Bei deinem Energiewerk kannst du das gewünschte Stromprodukt selbst auswählen und abonnieren.
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