Der Beginn des Comics räumt gleich mit naiven Vorstellungen von Energie auf. Eine der Hauptfiguren, Christophe Blain, fantasiert über einen alten Traum der Menschheit: „Denk dir ein System mit Laufrollen und Schwungrädern, die meine Kraft vervielfältigen würden“ (Bild 1). Mittlerweile werden viele wissen, dass er nicht zu verwirklichen ist. Trotzdem verführt seine Kraft immer wieder dazu, an ihn zu glauben; den Traum, aus dem Nichts Energie zu schöpfen.
In diesem Traum steckt eine wortwörtlich metaphysische – also eine über die Gesetze der Physik hinausgehende – Faszination. Besonders betörend ist solche Energieerzeugung bei minimaler Geste: Gott erschafft die Sonne mit einem Wort, Hermine Granger wedelt mit ihrem Zauberstab und es wird Licht. Die liberale Version dieses Traums kommt zwar ohne althergebrachte Glaubenssysteme aus, hält aber am Glauben fest und ersetzt lediglich die Akteur*innen. Eine raffinierte Technologie soll es sein, die der Physik ein solch magisches Schnippchen schlägt, dass die Energiefrage gelöst und der ökologische Kollaps zum Verschwinden gebracht wird. Dumm nur, dass die Physik stur auf ihren Gesetzen beharrt.
Jean-Marc Jancovici, die andere Hauptfigur des Comics, widerlegt den naiven Technikoptimismus Blains, indem er eine unumgängliche Erkenntnis auf den Punkt bringt: „Wenn wir Menschen mehr Energie wollen, als wir aus unserem eigenen Körper hervorbringen können, sind wir gezwungen, sie der Umwelt zu entziehen.“ Das bedeutete in den letzten 150 Jahren – euphemistisch gesagt –, fossile Energieträger zu „fördern“. Und das wiederum hat die schon länger bekannte und mittlerweile global spürbare Folge, Ökosysteme an den Rand des Kollapses zu bringen.
Kleinbürger*innen und Prometheus
Im Kern dreht sich der Comic „Welt ohne Ende“ (orig. „Le Monde sans fin“) genau um diesen Zusammenhang. Der Szenarist und Zeichner Christophe Blain arbeitete dafür wie schon bei vorherigen Comics („Quai d’Orsay, In der Küche mit Alain Passard“) mit einer Fachperson zusammen, hier mit dem Klima- und Energieexperten Jean-Marc Jancovici. Im Oktober 2021 bei Dargaud veröffentlicht, liegt bereits seit April 2022 die deutsche Übersetzung im Reprodukt-Verlag vor.
Christophe Blain gehört zu den renommiertesten Zeichner*innen und Szenarist*innen des zeitgenössischen frankobelgischen Comics. Zweimal erhielt er den „Prix du meilleur album“ in Angoulême, einer der wichtigsten Preise der hiesigen Comicszene: 2002 für seine Abenteuerserie „Isaak der Pirat“ und 2013 für „Quai d’Orsay“, eine historische Graphic Novel über die diplomatischen Aktivitäten Frankreichs rund um den Beginn des Irakkriegs.
Die Figurenkonstellation der Story mitsamt eingeschriebener Dramaturgie ist gemeinhin bekannt und schnell ausgemacht: Der etwas naive, aber wissbegierige Neuling (die Autoinszenierung von Blain) trifft auf eine souverän erklärende, allwissende Autorität (Jancovici). Der eine fragt, der andere antwortet. Anders als in bisherigen Graphic Novels von Blain („Isaak der Pirat“, „Gus“ oder „Sokrates der Halbhund“) sticht visuell nicht das Gestische hervor – etwas, das Blain beherrscht wie nur wenige andere –, sondern schlicht die Veranschaulichung des Dialogs der beiden.
Die Figur von Blain lädt das Zielpublikum ein, sich mit ihr zu identifizieren; mit ihren Ängsten vor radioaktiver Strahlung, ihren Freuden an den Bequemlichkeiten der fossilen Technologie, ihrer alltäglichen Langeweile, ihrer Überforderung, den komplexen Zusammenhängen zu folgen oder ihrem Zustand zwischen Wunsch nach Besserung und Ohnmacht, etwas zu bessern. Blain ist ein typischer Kleinbürger: Ausgestattet mit genügend Wissen und Geld, um sich Dingen jenseits proletarischer Zwänge zu widmen, aber derart unerreichbar entfernt von den Produktionszentren von Wissen und Geld, um stets nur aus einer untergeordneten Position sprechen zu können.
Jancovici hingegen ist ein wichtiger Akteur im Kampf um hegemoniale, also gesellschaftlich vorherrschende Deutungen und Antworten auf die ökologische Frage. Wie später noch genauer gezeigt wird, operiert er auf der Schnittstelle zwischen einer technologischen Avantgarde und einem ideologischen Konservatismus, die zusammen schon lange ein mächtiges Hegemonieprojekt in diesem Kampf bilden.
Der renommierte Forscher, Unternehmensberater und Hauptentwickler der Berechnung von CO2-Äquivalenten verkörpert zunächst den eingangs erwähnten Energie-Traum, der in der bürgerlichen Welt dem gottgleichen Genie zukommt: Jancovici ist ein Quell unerschöpflicher Energie, überlegen und unbestechlich, in keinem Beruf tätig, sondern einer Berufung verschrieben: der Reduktion des menschlichen CO2-Ausstosses. Er ist – ohne Zeichen von Ironie – erleuchtet (Bild 2).
Dass er trotzdem nicht abgehoben daherkommt, sondern nahbar, humorvoll, gar sympathisch auftreten darf, basiert auf seiner Funktion als Vermittler zwischen Zentrum und Peripherie. „Janco“, wie er manchmal liebevoll genannt wird, macht sich die Mühe, den langen Weg ins Kleinbürgertum zurückzulegen, um ‘uns’ seine Erkenntnisse zu überbringen: Ein moderner Prometheus.
Ökologisches Desaster
Der Autor Blain legt die Ambivalenz dieser Figur nicht so offen, wie er müsste – und könnte. In seinem bedeutendsten Werk „Quai d’Orsay“ setzt er die Ambivalenz des gottgleichen französischen Aussenministers meisterhaft in Szene. In „Welt ohne Ende“ lässt er zumeist kaum Platz für kritische Distanz gegenüber den Argumenten Jancovicis. Wie wir später sehen, wird dies zum Problem, sobald Jancovici seine naturwissenschaftlichen Erklärungen gesellschaftstheoretisch wirksam macht. Abgesehen davon führt Blain die genreeigenen Gestaltungsformen gekonnt vor. Weder in dokumentarische Realität noch in poetische Verklärung verbohrt, veranschaulichen oder überspitzen seine Panels die Ausführungen Jancovicis. Das ist niederschwellig und informativ, fesselt und macht Spass.
Das einführende Kapitel ist das stärkste des ganzen Comics. Hier finden sich auch die bleibendsten Panels von Blain. Seine zentrale Aussage ist banal und doch beeindruckend: Wir leben in einer durch und durch fossilen Gesellschaft. Oder historisch-materialistisch formuliert: Die modernen Manifestierungen der gesellschaftlichen Verhältnisse – unter anderem eben auch die Herausbildung des modernen Kleinbürgertums – formten sich entlang des Energieüberschusses, die die expansive Ausbeutung fossiler Energieträger mit sich brachte.
Überzeugend zeigen die Autoren, wie auch nicht-materielle Tätigkeiten von wachsender materieller Produktion unterfüttert sind. Der Widerspruch der bürgerlichen Freiheit wird insofern offengelegt, als dass sie in ihrer historischen Entwicklung bedeutet, von fossil betriebenen Maschinen abhängig zu sein: Die Energiefrage ist untrennbar verbunden mit Grundzügen der heutigen Klassengesellschaft und ‑ideologie.
Leicht vorzustellen, worauf Jancovicis Argument mit dieser Prämisse hätte hinauslaufen können; nämlich eine allgemeine emanzipatorische Bewegung der Postwachstumsökonomie, die zu Teilen den radikalen Rückbau des globalen Maschinenparks sowie eine Umstrukturierung von Produktion und Produktionsketten im Sinne einer Suffizienz- und Subsistenzwirtschaft beinhaltete. Statt aber die eigens angerissene Klassenfrage zu vertiefen, zeigt er auf, was es bedeuten würde, konzentrierte fossile Energie durch diffuse erneuerbare Energie zu ersetzen.
Eindringlich zerzaust er dabei das konventionelle, linksliberale Massnahmenpaket aus individuellen Sparmassnahmen, einzelnen Verboten und dem Umstieg auf erneuerbare (kohlenstofffreie) Energien. Jede Form von Energieerzeugung bringe ab einem gewissen Ausmass Nachteile mit sich: Der Land- und Ressourcenverschleiss und die Gefährdung der Artenvielfalt erhöhen sich enorm, sobald neue, riesige Anlagen von Sonnenkollektoren, Windrädern oder Stauseen die Nutzung fossiler Energie auch nur ansatzweise ersetzen und sie nicht nur wie bis anhin ergänzen sollen (Bild 3).
Auch dieses Argument von Jancovici überzeugt: Die Nutzung diffuser Energien wie Wind und Sonne ist und wird immer ineffizienter und platzraubender sein als die Nutzung der hoch konzentrierten, fossilen Energieträger. Beispielsweise hat Erdöl einen 20-mal höheren ERoEI-Wert (Energy Returned on Energy Invested) als Solarpanels. Verbrauchen wir weiterhin gleich viel Energie, ist es ironischerweise also gerade der Ausstieg aus den fossilen Energien, der ein ökologisches Desaster anrichtet. Schliesslich müssten nicht nur die Kraftwerke, sondern auch praktisch alle Maschinen um- beziehungsweise neugebaut werden. Die Schäden der erneuerbaren Energieträger sind so ökologisch schlicht nicht tragbar; es ist eine der Stärken des Comics, die schiere Grössenordnung dieser Verhältnisse schonungslos zu illustrieren.
Das Gammlige der Socke
Leider blendet der Comic selbst in seinen stärksten Argumenten den zentralen gesellschaftlichen Zusammenhang genauso aus wie die GLP das Graue des grünen Wachstums.
Das liegt unter anderem daran, dass für Jancovici kollektive emanzipatorische Prozesse zum Scheitern verurteilt sind, weil sie der ‘menschlichen Natur’ widersprechen. Zur Begründung zaubert er – dramaturgisch effektvoll aufgebaut und unter Berufung auf den Neurowissenschaftler Sébastien Bohler – eine anthropologische Konstante herbei: das Striatum (Bild 4). Diese dopaminausschüttende Hirnregion determiniere ‘den Menschen’. Der Sucht nach Belohnung ausgeliefert, würden ‘wir’ selbst angesichts schwerster ökologischer Konsequenzen immer mehr wollen.
Das ist nichts weiter als eine gammlige Socke aus der evolutionspsychologischen Schublade. Bohlers Metapher, das Striatum ‘steure’ den Willen, ist schon in der evolutionspsychologischen Forschung stark umstritten; komplett haltlos wird die Begründung aber, wenn aus dem neuronalen Prozess ohne Weiteres gesellschaftliche Verhältnisse abgeleitet werden. Der Kniff – also das Gammlige der Socke – besteht bekanntlich darin, systematisch ausbeuterische Praktiken zu legitimieren, indem sie auf eine nicht veränderbare, universale und somit unschuldige Natur zurückgeführt werden. So lieferte bekanntlich die (teils missbräuchliche) Deutung von Darwins Evolutionstheorie eine willkommene ‘wissenschaftliche’ Legitimation für die imperialen Mächte, um ihre globalen Plünderungszüge voranzutreiben.
Ein weiteres grundlegendes Manko in Jancovicis Argumentation besteht in der Vorstellung, es gelte einen sozialen Frieden zu wahren. Zweifelsohne hat die fossil-kapitalistische Wirtschaftshegemonie für gewisse Teile der Gesellschaft zu Wohlstand und Innovation geführt. Sie hat jedoch nie, nicht einmal ansatzweise, eine Gesellschaft hervorgebracht, von der gesagt werden kann, sie sei als ganze tatsächlich frei oder friedlich.
Ganz im Gegenteil gehören Ausbeutung und Marginalisierung oder, wenn man das denn so nennen will, soziale ‘Kriege’ seit jeher zu ihr. Pointiert genug hat das selbst einer gesagt, der über jeden Verdacht, Sozialist zu sein, erhaben ist: Warren Buffett, Grossinvestor und einer der reichsten Menschen der Welt, erklärte in einem Interview mit der New York Times von 2006: „There’s class warfare, all right, but it’s my class, the rich class, that’s making war, and we’re winning.“
Normalerweise bekommen wir solchen Zynismus nicht derart offen ins Gesicht geklatscht. Normalerweise bemühen sich Akteur*innen hegemonialer Kräfte darum, ihre ausbeuterischen Praktiken zu verschleiern, anzupassen oder zu verschieben. Aber Buffetts Aussage kommt der Realität bestimmt näher als jeder Verweis auf sozialen Frieden. Dieser ist – wie auch die bereits dekonstruierte bürgerliche Freiheit – ein Mythos. Für Jancovici aber nicht.
Deshalb kommen für ihn nur zwei Zukunftsszenarien infrage. Erstens: Wir verbrauchen weniger Energie, indem wir den globalen Maschinenpark reduzieren. Dieses Szenario kollidiere mit unserem evolutionären Drang nach Wachstum. Die Folge wäre eine Zunahme der Konkurrenz um knappe Ressourcen: Lebensmittel, Wasser, Energie; der intelligente Affe ist halt doch ein Affe. Es folge die soziale Apokalypse oder, wie im Comic mehrfach hinzugezogen, die Welt von Mad Max: der archaische Krieg aller gegen alle.
Also genau jene – durchaus an obige Theorie des Striatums anschliessbare – Dystopie, auf die sich neoliberale oder imperiale Friedensoffensiven gerne berufen, um ihre Machenschaften zu legitimieren: Konkurrenz ist naturgegeben, es behaupten sich nur die Starken, die folglich nichts dafür haben, andere auszubeuten. Dieses Szenario kommt für Jancovici aus ethischen Bedenken nicht infrage. Deshalb schlägt er als zweite Option vor, den globalen Maschinenpark wie gehabt zu unterhalten und damit den Frieden zu sichern. Ermöglichen soll das Ganze die Förderung eines Energieträgers, der alle Nachteile der fossilen und der kohlenstofffreien Energien aufhebt: Uran.
Die Frage der Atomenergie
Die Autoren betreiben viel Aufwand, um für CO2-neutrale, effiziente, steuerbare, günstige, kleine und vor allem sichere atomare Dampfkessel zu werben. Und sie tun dies derart vehement, dass man beinahe gewillt ist, den im Gegensatz zum eingangs erwähnten naiven Traum nunmehr informierten Technikoptimismus zu überlesen: Die Lösung für ein Problem, das aus der Nutzung immer konzentrierterer Energieträger entstand (von Holz zur Kohle, von Kohle zu Erdgas und Erdöl), sei die Nutzung eines noch konzentrierteren Energieträgers (von Erdöl zu Uran). Dieser Vorschlag argumentiert offensichtlich am – no pun intended – Kern des Problems vorbei.
Aus der Perspektive Jancovicis hat Atomkraft klare Vorteile gegenüber fossilen Energieträgern. Nachvollziehbar ist, dass er es als irrsinnig einstuft, aus der Atomkraft auszusteigen, nur um gewaltige Kohlekraftwerke in Betrieb zu nehmen, wie es Deutschland nach Fukushima getan hat. Aber Atomkraft bleibt gefährlich, dreckig und teuer. Ausserdem ist sie entgegen den gängigen Lobliedern weder gefeit vor geopolitischen Abhängigkeiten noch ist sie unproblematisch in Bezug auf die benötigten Ressourcen. Die globale Konkurrenz um Wissen und Ressourcen verschärft sich zusehends; nicht nur, aber auch angesichts des Aufstiegs der neuen Atommächte China und Indien. Der Uranabbau verletzt nachweislich Menschenrechte und die ökologischen Grenzen des hohen Bedarfs an Kühlwasser – das sehen wir bereits im zukünftig ganz normal-heissen Sommer 2022 – sind eng. Davon lesen und sehen wir im Comic aber nichts.
Das gewichtigste Argument gegen Atomkraft bleibt bezeichnenderweise genauso unbenannt: Von Beginn an ist sie unzertrennlich verbunden mit der militärischen Nutzung der Spaltmaterialien. Eine atomare Aufrüstung ging finanziell und ideologisch immer schon einher mit der als friedensstiftend geltenden Atomwirtschaft; prototypisch zu hören in der überexplizit friedensfördernden Rede „Atoms for Peace“ von 1953. Der damalige US-Präsident und vormalige General der alliierten Streitkräfte Dwight D. Eisenhower bewarb darin die konstruktive Kraft der Atomenergie in Abgrenzung zur destruktiven Kraft der Atombombe.
Gleichzeitig machte er aber keinen Hehl daraus, die atomare Aufrüstung der USA in einen imperialen Kontext zu stellen. So kam es im Verlauf der 50er- und 60er-Jahre zu einer beispiellosen Erweiterung des atomaren Waffenarsenals der USA. Parallel dazu rüstete die spätestens seit Ende des Zweiten Weltkrieges zur Grossmacht aufgestiegene Sowjetunion ihr Atomwaffenarsenal auf. Das Gleichgewicht des Schreckens brachte die Welt an den Rand eines atomaren Krieges.
Atomlobby und Militär bilden auch heute noch eine unzertrennliche Interessensgemeinschaft. Bemerkenswerterweise zeigt sich diese auch in Jancovicis Werdegang. Seine Ausbildungsstätte, die École polytechnique, ist eine Elite-Hochschule, die dem französischen Verteidigungsministerium untersteht und deren Ausbildungsprogramm zu Teilen militärisch organisiert ist: Der Rektor ist ein General, Absolvent*innen haben den Rang von Reserveoffizier*innen, erhalten Sold und tragen Uniform.
Heute berät Jancovici Firmen und Staaten, wie der Ausstieg aus den fossilen Energien zu bewerkstelligen sei. Überdeutlich aus dem Comic herauszulesen ist, dass Atomenergie ein strategischer Pfeiler ist, um dieses Ziel zu erreichen. Aus diesen Beobachtungen lässt sich freilich kein vollständig belastender Befund ableiten, Jancovici als Agitator einer militärisch unterfütterten Atomlobby zu verstehen. Bedenklich ist aber, dass seine Argumentation im Comic kaum einen Grund liefert, sie nicht in einen solch gefährlichen Verschnitt von technologischer Avantgarde – unter anderem neue Atomreaktoren oder auch climate engineering – und ideologischem Konservatismus – unter anderem eben die militärische Durchsetzung nationaler Interessen – einzubetten.
Der affirmative Blick auf einen atomar betriebenen Maschinenpark bleibt auf dem Auge der militärischen Interessen an der Atomkraft blind und auf dem Auge der realen Widersprüche unserer heutigen kapitalistischen Klassengesellschaft mindestens faul. Lieber diffamiert der Comic auf plumpe Weise den so wichtigen Widerstand gegen die Atomkraft, wie er beispielsweise von Ursula und Michael Sladek in Deutschland vorangetrieben wurde. Auch daran ist abzulesen, dass das Weltbild hier ideologisch reibungslos einhergeht mit denjenigen Hegemonieprojekten, die die ökologische Katastrophe primär zu verantworten haben.
Das friedliche Bild einer leicht entschleunigten, CO2-freien, atomar elektrifizierten Welt, wie es Jancovici und Blain entwerfen, muss verworfen werden, weil es sozusagen auf der Rückseite die Ausbeutungs- und Zerstörungswut einer kapitalistischen und imperialen Welt ungestört weitertoben lässt. Nur schon die Stationierung der russischen Artillerie nahe den ukrainischen Atomkraftwerken zeichnet von diesem Zusammenhang ein anderes Bild. Ein Bild, das dem Comic gutgetan hätte.
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