Alles, was du über LED wissen musst

Nie mehr ratlos und leicht verzwei­felt vor dem Leucht­mit­tel­regal stehen im Elek­tro­ge­schäft — dank dem Lamm-LED-Ratgeber. 
LED ist nicht gleich LED. (Foto: Rob Pegoraro)

Als ich letz­tens im Flug­zeug sass und einen Text schrieb, ging plötz­lich ein Licht auf, direkt über mir. Und das hart­näckige Lämp­chen liess sich nicht ausschalten. Also versuchte ich das Licht einfach zu igno­rieren und weiter­zu­schreiben, aber das künst­liche Leuchten der LED lenkte mich so stark ab, dass ich mich bald geschlagen geben musste. Entmu­tigt klappte ich meinen Laptop zu und stellte den Sitz in Schlafposition.

Tatsäch­lich haben LEDs den Ruf, Kopf­schmerzen und Übel­keit zu verur­sa­chen und die Atmo­sphäre zu stören. Das grelle Licht, das Räume in das klini­sche Weiss eines Gross­raum­büros taucht, lässt keinen Platz für Romantik und Charme. Leider verlangt die 2000-Watt-Gesell­schaft Kompro­misse einzu­gehen – oder? Nein, warmes Licht wie von Glüh­birnen und trotzdem Energie und Geld sparen? Ja, das geht!

Doch worauf musst du beim Kauf von LED-Leucht­mit­teln achten? Wir haben einen kompakten Ratgeber zusam­men­ge­stellt und den Licht­de­si­gner Stefan Bürkli von der Firma EK Ener­gie­kon­zepte AG befragt.

Welche Kenn­zahlen muss ich beachten, wenn ich LED-Leucht­mittel kaufen will?

Auch wenn es immer mehr gute Leucht­mittel gibt, kann es zur Heraus­for­de­rung werden, die alte Glüh­birne durch eine neue LED auszu­tau­schen. „Früher konnte eine 40-Watt-Glüh­lampe einfach mit einer anderen 40-Watt-Glüh­lampe ersetzt werden. Sowohl die Licht­qua­lität als auch die Hellig­keit waren gleich. Heute ist das nicht mehr so einfach“, sagt Bürkli. Deshalb sind folgende Kenn­werte zu berück­sich­tigen, wenn deine neue LED glei­ches Licht geben soll wie die alte Glühbirne:

  • Licht­strom in Lumen (lm)
  • Dimm­bar­keit
  • Farb­tem­pe­ratur in Kelvin (K)
  • Farb­wie­der­ga­be­index CRI in Prozent

„Eine Umrech­nung des Licht­stroms von Glüh­lampe zu LED ist auf den Verpackungen meist anhand der Leistungen beschrieben, zum Beispiel: Fünf Watt LED entspre­chen sechzig Watt Glüh­lampe“, sagt Bürkli. Er empfiehlt lang­fri­stig, sich mit der Licht­strom-Einheit Lumen ausein­ander zu setzen, da die Angaben unter den Herstel­lern stark vari­ierten. Wenn deine Leuchte zuhause einen Dimmer hat, kannst du dir die Rech­nerei ersparen: Dann soll­test du darauf achten, dass die LED, die du kaufst, auch als dimmbar gekenn­zeichnet ist.

Diese zwei Angaben alleine reichen jedoch nocht nicht für den perfekten Ersatz deiner alten Glüh­birne. Des Weiteren soll­test du die Farb­tem­pe­ratur der LED beachten: „Die Glüh­birne hat eine Farb­tem­pe­ratur von 2700K und eine Farb­wie­der­gabe von 100%. Wer eine LED sucht, die möglichst der Glüh­lampe entspre­chen soll, sollte somit eine LED mit 2700K wählen.“ Der Licht­de­si­gner meint, es würde auch reichen, wenn man im Bereich 2500K bis 3000K bleibe: „Eine Farb­wie­der­gabe von 100% ist mit LED (noch) nicht möglich; es ist ein Produkt mit CRI >80%.“

Beim Entsorgen der LED schliess­lich ist zu beachten, dass sie ins Geschäft zurück­ge­bracht wird. Dort wird sie anschlies­send zum Recy­celn weitergegeben.

Können LED-Leucht­mittel gesund­heits­schäd­lich sein?

Die Strah­lung der LED-Leucht­mittel ist bei normalem Gebrauch unbe­denk­lich. Das Bundesamt für Gesund­heit hat in seinem Fakten­blatt zur LED von 2016 Forschungs­re­sul­tate veröf­fent­licht, wonach „handels­üb­liche LED-Lampen […] bei sach­kun­diger Verwen­dung kein gesund­heit­li­ches Risiko dar[stellen]. Dies gilt auch für empfind­liche Bevöl­ke­rungs­gruppen wie Kinder oder Personen, die sehr klare, keine oder künst­liche Augen­linsen haben.“

Gibt es Hersteller oder Tech­no­lo­gien, die ich unbe­dingt vermeiden sollte?

Seit dem 1. September 2012 ist ein Gesetz in Kraft, das den Verkauf von Glüh­lampen verbietet. Dieses Glüh­lam­pen­verbot hat das Ziel, den durch Beleuch­tung verur­sachten Ener­gie­be­darf – gemäss unserem letzten Artikel zum Thema um 12% – zu senken. Bürkli sagt, dass einige Hersteller dieses Verbot zu umgehen versu­chen, indem sie die alten, ener­gie­ver­schwen­denden Leucht­mittel mit neuen Bezeich­nungen versehen und sie so tarnen. So sind heute vermehrt Wärme­strahler und Deko­lampen im Einsatz. Diese sind beispiels­weise mit schön geschwun­genen oder verschnör­kelten Glüh­drähten versehen, haben aller­dings einen noch tieferen Nutzungs­grad als herkömm­liche Glüh­birnen; soll heissen, der einzelne Nutzer würde sogar noch mehr Energie als vor dem Glüh­lam­pen­verbot verbrau­chen. Deshalb ist es wichtig, beim Kauf genau hinzuschauen.

Welche Möglich­keiten im Bereich Smart-Home gibt es?

Wer einen Ersatz für ein defektes Leucht­mittel benö­tigt und in die Welt des Smart-Home einsteigen möchte, findet bei verschie­denen Herstel­lern einige Spie­le­reien. „Es gibt Lampen, in deren Sockel noch etwas mehr Elek­tro­technik einge­baut ist als bei gewöhn­li­chen LEDs. Dadurch ist es z.B. möglich, die Lampe via Smart­phone ein- und auszu­schalten, zu dimmen oder die Farbe zu verän­dern“, meint Bürkli dazu.

Gibt es eine tech­ni­sche Lösung für Lichtverschmutzung?

Licht­smog ist heute ein grosses Thema. Der Grund für die hohe Licht­ver­schmut­zung sind oft Leuchten im Aussen­raum, die zu hell sind oder unnötig in die Umge­bung strahlen. „Ein häufig beob­ach­tetes Phänomen sind viel zu hell leuch­tende Haus­tür­leuchten“, sagt Stefan Bürkli. „Meist wurde die einst alte schwache Glüh­lampe durch eine neue, zu starke LED ersetzt. Diese strahlt dann Nacht für Nacht viel zu viel Licht in den dunklen Himmel. Ein Ersatz­pro­dukt mit einem gerin­geren Licht­strom würde helfen.“

Wie sieht es mit Lampen an Autos, Velos und anderen Verkehrs­mit­teln aus?

Herr Bürkli empfiehlt, bei Verkehrs­mit­teln eher auf die Effi­zienz und die Lang­le­big­keit der Leucht­mittel zu achten als auf die Licht­qua­lität: „Die Lampe am E‑Bike muss ja keine Wohn­zim­mer­at­mo­sphäre schaffen.“

Was muss sich alles in der Welt der Leucht­mittel ändern, damit die 2000-Watt-Gesell­schaft möglich wird?

Der Licht­de­si­gner gibt zum Schluss drei prak­ti­sche Tipps, wie du ener­gie­be­wusster leben kannst, ohne gleich deine gesamte Beleuch­tung austau­schen zu müssen:

  • Effi­zi­ente Leucht­mittel einsetzen. Die neuste Gene­ra­tion der LEDs bietet hier gute Möglich­keiten und gleich­zeitig ange­nehmes Licht.
  • Das Licht ausschalten, wenn du den Raum verlässt. Licht in einem unbe­nutzten Raum bringt niemandem etwas und verbraucht nur unnötig Strom.
  • Strom aus erneu­er­baren Ener­gien nutzen. Bei deinem Ener­gie­werk kannst du das gewünschte Strom­pro­dukt selbst auswählen und abonnieren.

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