Kommentare Klimastreiks

Die fünf häufig­sten Kritik­punkte an den Klimastreiks

Wir sind die Kommen­tar­spalten der grossen Medi­en­häuser durch­ge­gangen und haben geschaut, was die Leute zu den Jugend­li­chen sagen, die für das Klima streiken. Hier die fünf häufig­sten Kritikpunkte. 

Die 16-jährige Greta Thun­berg hat die Bewe­gung ausge­löst, die mitt­ler­weile auch die Schweiz erfasst hat. An der letzten Frei­tags­demo waren schweiz­weit 22’000 Schüler*innen, Student*innen und Lernende auf den Strassen, um für mehr Schub in der Klima­po­litik zu demon­strieren. Dafür haben sie die Schule geschwänzt. Aber nicht alle finden das Enga­ge­ment der jungen Leute für das Klima gut. Die Kommen­tar­spalten der grossen Medi­en­häuser sind voll mit Kritik. Wir haben versucht, diese zu ordnen. Hier kommen die fünf Kritik­punkte, welche die Gegner*innen der Klima­streiks am häufig­sten äussern.

1) Die Moral­keule: Ihr seid doch auch nicht besser.

Mitunter am meisten liest man in den Kommen­tar­spalten den Vorwurf, dass die Strei­kenden doch auch alle selbst zum Klima­wandel beitragen würden und deshalb gar nicht in der Posi­tion seien, irgend­welche Kritik äussern zu dürfen. Die Idee hinter diesem Argu­ment: Nur wer selbst eine weisse Weste hat, darf kriti­sieren. Die Konse­quenz davon: Niemand hätte das Recht, dies zu tun. Diese Posi­tion vertritt zumin­dest dieser Watson-Leser:

Screenshot Instagram-Seite von Watson
Screen­shot Insta­gram-Seite von Watson

Viele sind der Meinung, dass nur wer bezüg­lich Klima­schutz im eigenen Leben bereits auf dem rich­tigen Weg sei, für einen härteren Kurs in der Klima­po­litik auf die Strasse gehen dürfe. In vielen Kommen­taren wird den strei­kenden Jugend­li­chen ein solches Enga­ge­ment jedoch pauschal abgesprochen.

Screenshot Webseite von Tagesanzeiger
Screen­shot Webseite von Tagesanzeiger

Im Style der Watson-Leser*innen hört sich das dann so an:

Screenshot Instragram-Seite von Watson
Screen­shot Instra­gram-Seite von Watson

Mehrere Leser*innen kriti­sieren gar die Anreise der Klima­ak­ti­vi­stin Greta Thun­berg an das World Economic Forum (WEF) in Davos: Sie wäre doch von Schweden aus besser zu Fuss oder mit dem Fahrrad gereist, als den Zug zu nehmen.

Screenshot Facebook-Seite von 20 Minuten
Screen­shot Face­book-Seite von 20 Minuten

 

Screenshot Facebook-Seite von 20 Minuten
Screen­shot Face­book-Seite von 20 Minuten

2) Die Unter­stel­lung des Eigen­nutzes: Ihr wollt doch alle nur blau machen.

Oftmals wird in den Kommen­taren bemän­gelt, dass die Klima­demos nicht an einem schul­freien Tag durch­ge­führt werden. Das seien doch nur Spass­ver­an­stal­tungen und gesuchte Gründe, um der Schule fern bleiben zu können.

Screenshot NZZ-Website
Screen­shot NZZ-Website

Zurück auf die Schul­bank sollten diese Kinder, damit sie dann später etwas wirk­lich Wich­tiges beisteuern können, meint dieser NZZ-Leser:

Screenshot Website der NZZ
Screen­shot Website der NZZ

Und eine 20 Minuten-Leserin unter­stellt Greta Thun­berg gar, dass es ihr nur darum gehe, im Mittel­punkt zu stehen.

Screenshot Facebook-Seite von 20 Minuten
Screen­shot Face­book-Seite von 20 Minuten

3) Der Über­le­gen­heits-Konter: Ihr seid zu jung, um das zu verstehen.

Zu jung seien sie. Hätten noch nie gear­beitet und der Ernst des Lebens sei ihnen einfach noch nicht klar. In dieser Tonlage erklingt eine weitere, oft zu lesende Kritik an der strei­kenden Klima­ju­gend. Hier nur ein Beispiel von vielen – gefunden auf der Face­book­seite von 20 Minuten:

Screenshot Facebook-Seite von 20 Minuten
Screen­shot Face­book-Seite von 20 Minuten

Und nach­fol­gend dasselbe in der Sprache eines Tages­an­zeiger-Lesers:

Screenshot Webseite von Tagesanzeiger
Screen­shot Webseite von Tagesanzeiger

Eine Kommen­ta­torin bezeichnet die Klima­streiks gar herab­las­send als „Räbe­liechtli-Umzug“:

Screenshot Webseite von Tagesanzeiger
Screen­shot Webseite von Tagesanzeiger

4) Das Mani­pu­la­ti­ons­ar­gu­ment: Ihr wurdet instrumentalisiert.

Die Über­le­gen­heits­keule aus Punkt 3 lässt sich auch hervor­ra­gend mit dem Einwand kombi­nieren, dass die jungen Leute doch alle nur benutzt und indok­tri­niert worden seien.

Screenshot NZZ-Website
Screen­shot NZZ-Website

Eltern und Lehrer*innen hätten die Jugend­li­chen zu diesen Prote­sten ange­sta­chelt, meint dieser NZZ-Leser:

Screenshot NZZ-Website
Screen­shot NZZ-Website

Und der Klima­ak­ti­vi­stin Greta Thun­berg wird gar unter­stellt, dass sie ledig­lich von ihrem Vater für dessen eigene Inter­essen einge­setzt werde:

Screenshot Facebook-Seite von 20 Minuten
Screen­shot Face­book-Seite von 20 Minuten

5) Der Vorwurf der fehlenden Forde­rung: Ihr habt ja auch keine Lösungsvorschläge.

Der letzte, oft anzu­tref­fende Kritik­punkt steht diame­tral zu den zwei vorher­ge­gan­genen Punkten: Denn während die Klima­ju­gend von den einen als naiv und instru­men­ta­li­siert abgetan wird, verlangen die anderen praxis­taug­liche Lösungs­vor­schläge. Hier zum Beispiel ein NZZ-Leser:

Sceenshot NZZ-Website
Sceen­shot NZZ-Website

Ein Kommen­tator auf der Website der Aargauer Zeitung formu­liert den Vorwurf wie folgt:

Screenshot Webseite der Aargauer Zeitung
Screen­shot Webseite der Aargauer Zeitung

Natür­lich soll jede*r seine/ihre Kritik anbringen können. Aber was haltet ihr von den Argu­menten? Welche Punkte sind berech­tigt? Welche nicht? Welche sind sinn­voll und welche werden viel­leicht nur ange­bracht, weil man sein eigenes Tun – oder eben Nicht-Tun – schön­reden will?

Etwas darf zum Abschluss dieses Arti­kels keines­falls uner­wähnt bleiben. Denn es gibt sie natür­lich auch, die Leser*innen, welche die strei­kenden Jugend­li­chen unter­stützen und in ihren Kommen­taren nach einer Erklä­rung für all die nega­tiven State­ments zu suchen scheinen.

Screenshot Webseite Tagesanzeiger
Screen­shot Webseite Tagesanzeiger

Damit trifft dieser Tagi-Leser den Nagel ziem­lich ziel­si­cher auf den Kopf. Die Über­heb­lich­keit, mit welcher die Kritiker und Kriti­ke­rinnen auftreten, zeigt nur umso deut­li­cher, wie ange­bracht die Forde­rungen der neuen Klima­ju­gend sind.

PS: Am Samstag, 2. Februar, findet die nächste grosse Klima­demo statt. Dieses Mal nicht nur für die Jugend, sondern auch für alle, die die Jugend­li­chen unter­stützen wollen.


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