5 Gründe, weshalb du unöko­lo­gisch handeln solltest

Umwelt­schutz­or­ga­ni­sa­tionen versu­chen schon seit längerem, die Leute dazu zu bringen, sich ökolo­gi­scher zu verhalten. Die vorherr­schende Stra­tegie: Hey, ökolo­gi­sches Verhalten ist im Fall nicht nur besser für dich und den Planeten, sondern macht auch voll Spass. Doch jetzt mal Hand aufs Herz: Macht es das wirk­lich? Hier kommen die fünf gewich­tig­sten Gründe, weshalb es schlauer ist, wenn du nicht ökolo­gisch handelst. Und wieso das ein Problem ist. 

1) Du sparst

Nicht nur Geld, sondern auch einen Haufen Zeit und Nerven kannst du sparen, wenn du dir einfach immer das Schnellste, Billigste und Einfachste rein­ziehst. Teure Biogurken aus nicht-erdöl­be­heizten Gewächs­häu­sern? Das Geld gibst du doch lieber für ein, zwei Bier aus. Mit dem Zug nach Berlin. Das dauert ja dreimal so lang. Klar: Biogurken schmecken besser und in Nacht­zügen kann man span­nende Menschen kennen­lernen. Aber wiegt das wirk­lich das Mehr an Zeit und Geld auf, das du da rein­stecken musst?

2) Du musst niemanden vor den Kopf stossen

Du hast keine Lust, deinem Bruder das zarte Steak zu verderben oder deiner Arbeits­kol­legin die Freude am neusten Billig-Shirt? Dann soll­test du nicht in den Ökoli­fe­style abrut­schen. Denn vegan zu sein oder dem Shop­ping­wahn zu entsagen, ist auch immer eine subtile Kritik an allen anderen. Und du willst ja weder jemandem den Tag verderben noch deine Freun­dInnen vergraulen: Spass­bremsen mag niemand.

3) Niemand hat weitere Erwar­tungen an dich

Ich hoffe, du hast noch gar nicht ange­fangen mit dem Nicht­fliegen, dem veganen Leben oder dem Second­hand-Shoppen. Denn anson­sten hast du die Kacke eh schon am Schuh. Sobald man sich nämlich zu ein klein wenig Öko-Enga­ge­ment hinreissen lässt, schnellen die Erwar­tungen in die Höhe. „Ah ja, du willst heute vege­ta­risch essen… Aber Fliegen tust du ja doch noch, oder?” Also besser erst gar nie anfangen damit. Dann wirst du auch nicht blöd ange­mault. Von einem SUV-fahrenden Dauer­jetter, der jeden Tag ein Kilo Fleisch isst und seine Kleider lieber verbrennt, als sie im Eco-Wasch­gang zu waschen, erwartet nämlich niemand etwas.

4) Die Folge­ko­sten trägst du genauso

Egal, ob du heute noch fliegst oder nicht, egal, ob du heute noch ein halbes Schwein verdrückst oder bereits auf Tofu umge­stellt hast: An den Folge­ko­sten der Billig­flie­gerei und des Fleisch­wahns wirst du dich genau wie alle anderen, die es bis am Schluss voll und ganz ausge­ko­stet haben, betei­ligen müssen. Laut dem Eidge­nös­si­schen Depar­te­ment für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommu­ni­ka­tion (UVEK) wird uns der Klima­wandel nur schon für die Erhal­tung von Infra­struktur wie Strassen, Schienen oder Lawi­nen­ver­bau­ungen eine Milli­arde Franken kosten – pro Jahr.

5) Es wird dir niemand danke sagen

Und mal ehrlich: Wofür sollst du dir denn ein Bein ausreissen? Glaubst du, dass dir irgend­je­mand irgend­wann eine Medaille verleihen wird mit der Inschrift „Dieser Mensch hat den Planeten gerettet, als alle anderen noch darauf gepfiffen haben”?

Es gibt also zahl­reiche Gründe dafür, sein eigenes Leben nicht nach­hal­tiger zu gestalten. Und trotzdem gibt es Leute, die vegan leben, sich mit dem Fahrrad durch den Stadt­ver­kehr kämpfen, Kleider und Elek­tro­ge­räte solange verwenden, bis sie ausein­an­der­fallen und auf Flug­reisen verzichten. Zum Beispiel ich. Seit etwa zehn Jahren. Wieso ich das mache? Weil alles andere schlichtweg nicht drin­liegt. Die plane­tare Belast­bar­keits­grenze unserer Atmo­sphäre beträgt laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) 0.6 Tonnen Klima­gase pro Person und Jahr. Herr und Frau Schweizer verkon­su­mieren momentan aber jähr­lich 14 Tonnen. Wenn nicht alle massiv redu­zieren, dann kolla­biert das System.

Ange­sichts dieser Zahlen ist es schlichtweg unhaltbar, dass dieje­nigen, die ihre CO2-Emis­sionen zu redu­zieren versu­chen, so oft den Kürzeren ziehen. Das muss sich drin­gend ändern! Umwelt­be­wusstes Handeln muss sich für jedeN EinzelneN lohnen. Erst dann wird es wirk­lich Spass machen, sich so zu verhalten. Erst dann werden endlich mehr Leute mitma­chen. Und das ist bitter nötig.


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