Die ulti­ma­tive Unter­hal­tung für deinen Sommer

Das Lamm präsen­tiert die besten Tipps aus der Commu­nity: poli­ti­sche Comics, Bücher und ein Podcast aus der Schweiz. 
Endlich Sommer – Zeit, um Bücher über anarchistische Utopien oder kritische Comics zu lesen. (Bild: Lea Knutti)

„Wie viel Mal schlafen” von Nekane Txapar­tegi, Iraitz Lizar­raga Gomez und Izaro Lizar­raga Galdos

Die Idee für das Bilder­buch hatte die baski­sche Autorin Nekane Txapar­tegi, als sie als poli­ti­sche Gefan­gene inhaf­tiert war. Mit Briefen blieb sie über die Gefäng­nis­mauern hinweg mit ihrer jungen Tochter in Verbin­dung. Darin erzählten sie sich Geschichten aus einer Fanta­sie­welt, in der sie Pira­tinnen sind. Ihr Schatz: Die baski­sche Sprache, die sie mal verstecken, mal vertei­digen müssen.

„Wie viel Mal schlafen” erzählt von einer kämp­fe­ri­schen Bezie­hung zwischen Mutter und Tochter, die der Staat vonein­ander trennte. Und davon, wie sehr Kinder unter Repres­sion leiden – aber auch gegen sie ankämpfen, auf ihre ganz eigene Art.

Nekane Txapar­tegi, Iraitz Lizar­raga Gomez und Izaro Lizar­raga Galdos: „Wie viel Mal schlafen.” Über­set­zung aus dem Baski­schen: Garazi Ugalde und Lena Prit­s­chard. Txal­aparta Verlag, 2024. Bei Para­noia City Buch­hand­lung erhältlich.

„Die Notbremse”

Was gibt es Besseres, als poli­ti­sche Themen, die zugäng­lich, witzig und span­nend erzählt sind? In den Comics von der Notbremse erzählen die Autor*innen gesell­schafts­re­le­vante Geschichten, verpackt in ausge­klü­gelten Illustrationen.

Die kürz­lich erschie­nene neunte Ausgabe des Maga­zins widmet sich dem Thema Aufbruch und stellt die Frage, wie unsere Gesell­schaft auf die besorg­nis­er­re­genden poli­ti­schen Entwick­lungen unserer Zeit reagieren kann.

Notbremse Magazin. Kriti­sche Comics zur Gegen­wart. Im Eigen­verlag.

notbremse-magazin.ch

„Ich möchte nicht die perfekte Geschichte schreiben” von Mani Owzar und Binta Kopp

Autor*in Mani Owzar und Foto­grafin Binta Kopp porträ­tieren in diesem Buch queere, rassi­fi­zierte Aktivist*innen aus der Schweiz. Dabei geht es um Personen, die sich für Diver­sität in der Kultur­branche einsetzen, in der Öffent­lich­keit mehr Sicht­bar­keit für queere, rassi­fi­zierte Personen schaffen und für poli­ti­sche Rechte kämpfen.

Das Buch entstand im Kontext der rechts­extremen Angriffe auf die Drag-Story-Time in Zürich und möchte dazu beitragen, das Gefühl der Ohnmacht zu über­winden und neuen Mut zu schöpfen.

Mani Owzar und Binta Kopp: „Ich möchte nicht die perfekte Geschichte schreiben. Queere Menschen für eine gerech­tere Schweiz”, Unrast Verlag 2025Bei Para­noia City Buch­hand­lung erhältlich.

„What do we want?” von Cyrill Hermann

Am 20. August 2018 begann Greta Thun­bergs Protest vor dem schwe­di­schen Parla­ment, der eine welt­weite Schüler*innenbewegung gegen die Klima­krise auslöste – auch in der Schweiz, wo Cyrill Hermann aktiv wurde. Im Buch gibt der*die Klimaaktivist*in Einblick in die letzten sechs Jahre Klima­be­we­gung und disku­tiert ihre stra­te­gi­schen Über­le­gungen sowie die Verbin­dung von Neoko­lo­nia­lismus und Klimakrise. 

„Wenn wir etwas aus der Pandemie gelernt haben, dann das: Die Politik ist fähig zu handeln, und zwar schnell.”

Cyrill Hermann in „What do we want?”

So kommen akti­vi­sti­sche Stimmen aus Welt­re­gionen zu Wort, die nach Jahr­hun­derten kolo­nialer Ausbeu­tung beson­ders stark von den Folgen der Klima­krise betroffen sind.

Cyrill Hermann: „What do we want?”, Rotpunkt­verlag 2025Bei Para­noia City Buch­hand­lung erhältlich.

„Radio­Dock” von Ana Scheu Amigo und Anaïs Bourgogne

„Radio­Dock” heisst der brand­neue Podcast der beiden Zürcher*innen Ana Scheu Amigo und Anaïs Bour­gogne. Der doku­men­ta­ri­sche Podcast legt da an, wo persön­liche Geschichten zu finden sind, die viel über die Welt erzählen, in der wir leben. In der ersten Folge geht es um die Massen­kün­di­gungen der Sugus­häuser in Zürich und um fünf Bewoh­ne­rinnen, die davon berichten, was die Kündi­gung mit ihnen gemacht hat – und wie sie sich gemeinsam gewehrt haben.

Ana Scheu Amigo, Anaïs Bour­gogne: „Radio­Dock”.

„Im Meer waren wir nie” von Meral Kureyshi

Die namen­lose Ich-Erzäh­lerin zieht gemeinsam mit ihrer Kind­heits­freundin Sophie deren Sohn Eric gross und kümmert sich gleich­zeitig um die lebens­müde 94-jährige Lili, Sophies Grossmutter.

„Unter Wasser ist der einzige Ort, wo ich nichts denke.”

Namen­lose Ich-Erzäh­lerin in „Im Meer waren wir nie”

In melan­cho­li­scher Sprache erzählt die Berner Autorin Meral Kureyshi in ihrem Roman „Im Meer waren wir nie” von Familie in all ihren Formen, von Migra­tion und Herkunft – und von der unauf­ge­regten Fürsorge und Soli­da­rität unter verschie­denen Frauengenerationen. 

Meral Kureyshi: „Im Meer waren wir nie”, Limmat Verlag 2025Bei Para­noia City Buch­hand­lung erhältlich.

„Was ich dir nicht sage” von Anja Nunyola Glover

Für ihr erstes Buch „Was ich dir nicht sage” fand die Anti­ras­sismus-Expertin Anja Nunyola Glover keinen Verlag. Eine Absage wurde sogar damit begründet, man habe „schon ein Buch einer Schwarzen Frau veröf­fent­licht”. Kurzer­hand veröf­fent­lichte Glover ihr Buch selbst – und landete damit mehrere Wochen auf der Schweizer Bestsellerliste.

„Oft wurde mir schon vorge­worfen, dass ich, wenn ich immer und überall nach Rassismus suchen würde, ihn auch überall finden würde. Genau so ist es.”

Anja Nunyola Glover in „Was ich dir nicht sage”

Glover schreibt für das Mädchen, das sie einmal war. Nicht um Rassismus zu defi­nieren, sondern um zu zeigen, was er mit Menschen macht: mit ihrem Körper, ihrer Psyche und ihrer gesell­schaft­li­chen Position.

Anja Nunyola Glover: „Was ich dir nicht sage”, nunyola agentur 2024Bei Para­noia City Buch­hand­lung erhältlich.

„Bolo’Bolo” von P.M.

P.M. präsen­tierte 1983 in Bolo’Bolo eine konkrete anar­chist­siche Utopie. Diese basiert auf kleinen Gemein­schaften (sog. bolos), die autonom vonein­ander agieren und koope­rieren. Mit wenig Dogma, dafür viel 80er-Krea­ti­vität fragt das längst kultige Buch: Wollen wir unseren Planeten völlig zerstören? – Nein. Also sollten wir in bolos leben. Wir haben die Wahl: Ob Biblio-bolo, Bi-bolo, Poly-bolo, Marx-bolo, Vegi­bolo, Basket-bolo, Baby-bolo, Punko-bolo, … oder einfach im: Normalo-bolo. Und für die, die sich vom 80er-Schalk nicht abge­holt fühlen, meinte P.M. mal: „Bolo’bolo heisst ja eigent­lich nichts anderes als Kommunismus.”

P.M.: „Bolo’Bolo”, Para­noia City Verlag in den 80ernBei Para­noia City Buch­hand­lung erhältlich.


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