Kann ein Festival die Welt verbessern?

In Goma, DR Kongo, fand im Februar die sechste Edition des Amani-Festi­vals statt. Amani bedeutet ‘Friede’ und das ist es auch, was die Organisator*innen mit ihrer Mission ‘Playing for Change’ und ‘Singing for Peace’ fördern wollen. Das Lamm war dabei und hat mit jungen Leuten in Goma über die Hoff­nungen gespro­chen, die sie an das Festival knüpfen – und über die Grenzen des Machbaren. 
„Solange es keinen Frieden gibt, sollte das Festival seinen Namen ändern. Es gibt keinen Frieden, es gibt keine Demokratie, es gibt keine Meinungsfreiheit“, argumentierte ein Aktivist. (Foto: Francis Shok Mweze)

Es wird langsam dunkel über dem Gelände des Collège Mwanga im Herzen Gomas. Wo norma­ler­weise Schüler*innen Fuss­ball spielen, warten nun 13’000 Leute auf einen der grossen Namen des drei­tä­tigen Amani-Festi­vals. Die Karten sind restlos ausver­kauft an diesem Frei­tag­abend. Als Fally Ipupa, Star des kongo­le­si­schen Rumba, die Bühne betritt, beginnt die Menge zu toben. Bis zum letzten Lied wird jede Silbe mitge­sungen und erst kurz vor der Schlies­sung des Geländes um 8 Uhr macht sich das Publikum auf den Heimweg.

Goma, die Haupt­stadt Nord-Kivus im Osten der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kongo, hat eine lange Geschichte von Gewalt, Vertrei­bung und Unter­drückung. Dass gerade hier ein Festival statt­findet, mag deshalb überraschen.

Schon in den 90er Jahren beher­bergte die Grenz­stadt Tausende aus Ruanda Geflüch­tete als Folge des 100-tägigen Geno­zides im Nach­bar­land. Viele der damals Geflo­henen standen unter Verdacht, selbst an dem Genozid betei­ligt gewesen zu sein.

Noch heute stehen die Flücht­lings­lager am Rande der Stadt, und immer wieder finden sie erneut Zulauf von Menschen, die vor bewaff­neten Gruppen in den umlie­genden Regionen fliehen.

Auch der aktive Vulkan Nyira­gongo, der über der Stadt thront, verschonte diese nicht. Der Gross­teil der Strassen Gomas besteht aus den Relikten des letzten Ausbruchs im Jahr 2002 und verun­mög­licht es den Motor­rad­taxis, eine reibungs­lose Fahrt anzu­bieten. Auf der anderen Seite der Stadt liegt der male­ri­sche Kivusee, umgeben von Villen und Hotels, die von huma­ni­tären Helfer*innen und der Regie­rungs­elite des Landes bewohnt werden.

Obwohl die Lage heute eini­ger­massen ruhig ist, wird die Stadt von der eigenen Bevöl­ke­rung oft als zone rouge, als rote Zone, beti­telt. Es ist kein einfa­ches Unter­fangen, an diesem Ort ein Festival zu veran­stalten. Dies bekamen die Organisator*innen des Amani-Festi­vals zu spüren, als sie ihren ersten Versuch im Jahr 2013 abbre­chen mussten, weil die Stadt von der M23 (Mouve­ment du 23 Mars), einer von Ruanda unter­stützten Rebel­len­gruppe, bela­gert wurde.

Seit der ersten gelun­genen Edition 2014 konnte das Festival jedoch Jahr für Jahr ohne grosse Einschrän­kungen durch­ge­führt werden. Jeweils über 30’000 Besucher*innen verfolgten Konzerte von welt­be­kannten Künstler*innen wie Habib Koité, Neeka oder Youssoupha.

Yous­soupha, ein kongo­le­si­scher Rapper, der in Frank­reich lebt, war einer der Head­liner des dies­jäh­rigen Festi­vals. © Axel Akwonka

Trotz der Erfolge war es dieses Jahr im Vorfeld schwierig einzu­schätzen, ob das Festival wird statt­finden können. Für die Organisator*innen und die Unter­stüt­zer­or­ga­ni­sa­tionen, unter ihnen auch die DEZA, war lange nicht klar, wie sich die Sicher­heits­lage entwickeln würde. Im Dezember 2018 hat die Regie­rung die um zwei Jahre verzö­gerten Präsi­dent­schafts­wahlen endlich durch­ge­führt. Die Bedenken waren gross, dass sich Joseph Kabila, der das Land auf seinen Vater folgend schon bald 20 Jahre regierte, weiterhin an die Macht klam­mern würde. Es kam aber anders als erwartet, und der unbe­kannte Oppo­si­ti­ons­kan­didat Felix Tshise­kedi entschied die Wahl für sich. Obwohl dieser vermeint­lich eine Mario­nette des alten Regimes ist, blieb es ruhiger als befürchtet.

Doch andere Probleme kamen auf: ein erneuter Ausbruch von Ebola. Aufgrund der über 700 iden­ti­fi­zierten Fälle und mehr als 400 Todes­fälle seit Ausbruch des Virus in den nörd­li­cheren Regionen Nord-Kivus wurden Vorsichts­mass­nahmen in den Ablauf des Festi­vals inte­griert: An verschie­denen Stellen musste man sich auf Fieber kontrol­lieren lassen und die Hände gründ­lich waschen.

Um die Verbrei­tung von Ebola zu verhin­dern, wurden die Besucher*innen am Eingang zum Festival auf Fieber unter­sucht. © Elie Batumike

Y’a pas mieux“ Der beharr­liche Glaube an ein besseres Leben

All diesen Widrig­keiten zum Trotz ist es ein zentrales Anliegen des Amani-Festi­vals, der Welt ein anderes, ein posi­tives Bild von Goma und dem Ostkongo zu vermit­teln. Wir wollen die posi­tiven Seiten von Goma zeigen. Wir wollen den Menschen klar­ma­chen, dass sich der Gross­teil der Jugend­li­chen von gewalt­tä­tigen Hand­lungen fern­hält und andere Möglich­keiten hat, als in den Krieg invol­viert zu werden”, sagt Victoire Batu­mike, der im Multi­media-Team des Festi­vals mitarbeitet.

Auf einer kleinen Bühne werden vor allem lokale Newcomer*innen von Bekannten ange­feuert, und in dem „Dorf für ein besseres Morgen“ präsen­tieren sich über 50 huma­ni­täre Orga­ni­sa­tionen. Moti­vierte Moderator*innen verwickeln die Passant*innen geschickt in Gespräche über ihre Sensi­bi­li­sie­rungs­kam­pa­gnen zu Kinder­schutz, Land­mi­nen­prä­ven­tion oder Analphabetismus.

Unter­halt­same Sensi­bi­li­sie­rung für die Bekämp­fung von HIV/Aids. © Josepin Benekire

An etli­chen Orten auf dem Festi­val­ge­lände kann man sich von Leuten mit Pinseln und Farb­pa­letten für wenig Geld bunt bemalen lassen. Vom Festival-Logo bis zu Blumen und Spinn­weben ist alles möglich, doch ein Motiv ist beson­ders präsent: In allen Farben und Formen ist das Apple-Logo auf den Wangen von Jung und Alt zu erkennen. Ein iPhone ist in Goma ein Status­symbol, ein Zeichen für Erfolg, Moderne und Wohl­stand – für ein besseres Leben.

Es scheint paradox, dass gerade Apple in dieser Region ein besseres Leben symbo­li­siert. Rund um Goma finden sich enorme Vorkommen der Bestand­teile, die für die Herstel­lung von Smart­phones gebraucht werden. Unter den Hügeln Masisis liegen Kupfer, Coltan und Kobalt, in den Wäldern Wali­kales Gold und Zinn. Doch dieser Rohstoff­reichtum verbes­sert die Situa­tion der Bevöl­ke­rung keineswegs.

Ein Festi­val­be­su­cher, mit einem der omni­prä­senten Apple-Motive bemalt. © Elie Batumike

Auch durch Mode trotzen viele Kongoles*innen ihrem oftmals harten Alltag. Am Festival begegnet man jungen Männern in Anzug, farbigen Krawatten oder mit Schuhen, die mit roten Plastik­dia­manten bestückt sind. Wer so viel Aufmerk­sam­keit auf sein Äusseres legt, ist Teil der kongo­le­si­schen Kultur der sapeurs. Das Wort ist abge­leitet von SAPE, dem Akronym für die Bewe­gung Société des Ambi­anceurs et Persons Elégants. Sapeurs eifern mit allen mögli­chen Mitteln einem bis um die 1000 Dollar teuren Outfit von Versace, Prada oder Gucci nach – oft vor dem Hinter­grund bitter­ster Armut. Auch wenn man am Festival auf wenige ursprüng­liche sapeurs trifft, ist die kongo­le­si­sche Fashion-Verliebt­heit allge­gen­wärtig und junge Unternehmer*innen wissen diese für ihre eigens kreierten Mode­de­signs zu nutzen.

Einige Tage nach dem Festival sitze ich mit René Byamungu, einem 26-jährigen Sänger, im Studio des Kivu Youth Enter­tain­ment. Als einer der Fina­li­sten von The Voice of Afrique Fran­co­phone im Jahr 2018 bekam er die Chance, für ein Featuring mit dem gefei­erten kongo­le­sisch-fran­zö­si­schen Rapper Yous­soupha zur main time auf der Haupt­bühne des Amani-Festi­vals zu stehen.

Ich frage René, ob ein Festival wie Amani die Situa­tion im Osten Kongos verän­dern kann, Friede fördern kann. „In Bezug auf Sicher­heit spielt das Festival keine Rolle”, meint er und erklärt: „Es läuft jetzt schon seit sechs Jahren, aber es gibt immer noch Massaker, es ist immer noch Krieg. Aber es hat einen Einfluss auf die Herzen der Bewohner*innen Gomas, die vom Krieg trau­ma­ti­siert sind. Die Leute freuen sich, feiern mitein­ander, tanzen.“

Die Span­nungen zwischen Lebens­freude und den stän­digen Unsi­cher­heiten in Goma sind auch das Herz­stück eines Songs, welchen René kurz nach dem Amani-Festival veröf­fent­lichte. „Y’a pas mieux“ drückt den Stolz und die Liebe für die Stadt Goma aus, trotz der Schwie­rig­keiten, die das Leben hier mit sich bringt. In dem Song geht es jedoch nicht nur darum, der Welt, sondern auch den Mitbürger*innen ein anderes Image Gomas zu vermit­teln. Die Worte des Refrains, „vergiss dein Zuhause nicht“, richten sich vor allem an die Leute, die Goma für ein besseres Leben andern­orts verlassen und auf dieser Suche ihr Leben riskieren.

Ein huma­ni­täres Festival: Fried­volles Zusam­men­leben und Grenzen der Kritik

Mit einem erschwing­li­chen Preis von einem Dollar pro Tag ermög­licht das Festival Leuten mit ganz unter­schied­li­chem Hinter­grund den Zugang. Ein Festi­val­be­su­cher betont: „Ich glaube, dies ist der grösste Erfolg des Festi­vals, dass es Diffe­renzen über­brücken kann.” Im Hinblick auf die schwie­rigen Erfah­rungen von Gomas Bevöl­ke­rung mit Sicher­heits­kräften etwa haben die Organisator*innen des Amani-Festi­vals Mortal Combo einge­laden, eine 15-köpfige fran­zö­si­sche Brass-Band, die ein Programm mit kongo­le­si­schen Gast­mu­si­kern erar­bei­tete – unter ihnen Musiker aus Armee und Polizei.

Lieber eine Trom­pete als ein Gewehr in der Hand. © Elie Batumike

Auch am Konzert von Gaël Faye stand das fried­volle Zusam­men­leben im Zentrum. Der Sohn einer ruan­di­schen Mutter und eines fran­zö­si­schen Vaters hat die Feind­se­lig­keiten zwischen Hutu und Tutsi zum Kern­stück seines poeti­schen Schaf­fens gemacht. Zusammen mit dem belgi­schen Slam-Künstler René Georges und der Goma Slam Session war er im Rahmen des Festi­vals Teil eines Work­shops am Institut Fran­çais. Im Café dieser fran­ko­phonen Kultur­in­sti­tu­tion werden die erar­bei­teten Texte, von Klavier und Gitarre begleitet, einem vertrauten Publikum präsen­tiert. Es geht um Kunst, Brüder­lich­keit, Gewalt, Träume, Femi­nismus und Alltagsheldentaten.

Auch wenn die Slams ein weites Themen­feld abdecken, ganz frei äussern dürfen sich die Künstler*innen nicht. John, ein Mitglied der Goma Slam Session, erzählt mir einige Tage später bei einem Kaffee, dass die Koope­ra­tion an eine Bedin­gung geknüpft war: Die Regie­rung darf nicht offen kriti­siert werden. „Ohne Ausdrucks­frei­heit ist das kein Slam mehr“, meint John, der seinen wahren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, enttäuscht und erklärt: „Sie haben Angst vor der Regie­rung. Dass sie mit uns zusam­men­ar­beiten wollen, ist schon ein gutes Zeichen.“ Es ist bekannt, dass einige Mitglieder der Goma Slam Session in der revo­lu­tio­nären Bewe­gung „La lutte pour le chan­ge­ment”, kurz „Lucha“, aktiv sind. Die Proteste der Bewe­gung werden regel­mässig von der Regie­rung gewalt­tätig zerschlagen.

Das Festival muss mit Vorsicht darauf achten, nicht geschlossen zu werden, denn schon des Öfteren mussten kriti­sche Künstler*innen das Land verlassen. Ich treffe den Rapper Muhinder MC in Kampala, der Haupt­stadt des benach­barten Ugandas. Im Jahr 2016 kriegte er Probleme mit den kongo­le­si­schen Auto­ri­täten wegen seines Songs „Hawa­fayi“, was in Suaheli bedeutet ‚Sie verdienen es nicht’. Er appel­lierte an die Regie­rung, die Wahlen zum rich­tigen Zeit­punkt abzu­halten, wie er im Chorus singt: „Ich komme nicht hierher aus Spass, aber um die Wahr­heit zu fordern, den Respekt der Verfas­sung zum rich­tigen Zeit­punkt.” Aber auch sein Akti­vismus für Lucha war Grund dafür, dass er das Land verlassen musste, meint Muhinder MC: „Der Song war schluss­end­lich einfach der entschei­dende Auslöser, er hat Öl ins Feuer gegossen.“

Poli­ti­scher Ausver­kauf? Libanga oder die huma­ni­täre Flagge

Doch nicht alle Künstler*innen wollen die Regie­rung in ihren Werken anpran­gern. „Die Künstler wissen, wenn sie die Wahr­heit sagen, können sie in keiner Art und Weise vom Staat profi­tieren“, sagt der Slam-Poet John. Er erklärt: „Die Poli­tiker benutzen eine Politik der Armut. Die Künstler sind feige, aber sie sind vor allem arm. Deshalb glori­fi­zieren sie die Regie­rung. Um etwas zu verdienen, um zu über­leben.” John spricht von libanga. Dieses Wort in Lingala beschreibt die gängige Praxis, wenn Musiker*innen ihre Songs bestimmten Politiker*innen widmen und damit deren Namen bekannt machen. Dieses name-drop­ping sei für viele Künstler eine wich­tige Einkom­mens­quelle, erklärt John.

Künstler*innen müssen sich selbst vermarkten und hierfür spielen Social Media eine grosse Rolle. „Google, Youtube, Face­book, Insta­gram. Unsere ganze Arbeit posten wir im Internet. Und wir browsen Google für Ausschrei­bungen“, meint ein Tänzer. Der Krea­ti­vität sind aber keine Grenzen gesetzt. Am Amani-Festival versu­chen visu­elle Künstler*innen etwa, mit Porträts ihrer Stars deren Aufmerk­sam­keit zu gewinnen.

Lieb­lings­künstler wie Yous­soupha werden von Fans mit selbst gemalten Bildern beschenkt. © Francis Shok Mweze

Wie libanga ist auch die huma­ni­täre Flagge eine viel­ver­spre­chende Stra­tegie, um finan­zi­elle Unter­stüt­zung zu finden. Sie ist aber genau so umstritten in der Kunst­szene. Der Tänzer Faraja Batu­mike erklärt: „Viele Leute gründen hier Projekte oder Events vor dem Hinter­grund von Frie­dens­för­de­rung. Und klar, dies ist defi­nitiv ein gutes Motiv, um im Kongo Spon­soren zu finden, aber ich will dieses Konzept nicht für mich benutzen. Alles, was ich will, ist, dass Tanz als Tanz respek­tiert wird”, erklärt er.

Faraja hat deshalb das Goma Dance Festival gegründet, welches diesen April zum dritten Mal statt­findet. Er meint dazu: „Ich will nicht für Frieden tanzen, weil mein Tanz keinen Frieden bringen kann, dessen bin ich mir bewusst. Wenn du dich für Frieden einsetzen willst, dann musst du gegen die Leute antreten, welche Krieg in diese Region bringen. Tanz kann aber die Politik nicht verändern.”

Andere wiederum kriti­sieren die huma­ni­täre Flagge des Amani-Festi­vals, indem sie dessen Verla­ge­rung in Regionen fordern, die viel stärker von Kriegs­hand­lungen betroffen sind. „Kein Amani-Festival in Goma, wenn Beni ein Blut­fe­stival erlebt“, provo­zieren Aktivist*innen von Lucha mit ihren Trans­pa­renten am Event.

Friede hat viele Gesichter

Während die Wirkungs­macht des Festi­vals in Bezug auf die Sicher­heits­lage in der Region limi­tiert ist, kann es für einzelne Künstler*innen eine grosse Chance sein. „Alle Leute, mit denen ich zusam­men­ar­beite, habe ich über Festi­vals kennen­ge­lernt”, sagt etwa Muhinder MC, der kongo­le­si­sche Rapper, der in Kampala lebt. Er findet: „In diesem Sinne kann ein Festival wirk­lich etwas verän­dern. Es gibt jungen Künstler*innen Perspek­tiven und Hoff­nung und es spornt sie an, besser zu werden.”

Auch die Tänzer der Rinha Crew, einer von Faraja Batu­mike initi­ierten Tanz­gruppe, haben schon an vielen Festi­vals und Tanz-Events in den umlie­genden Ländern teil­ge­nommen. Sie stehen zur Zeit im Auswahl­ver­fahren für das Inter­na­tional Hip Hop Dance Festival in San Fran­cisco. „Dass Festi­vals für Künstler*innen wich­tige Bezie­hungen schaffen können, ist eigent­lich das Wich­tigste. Aber gerade in dieser Hinsicht macht das Amani-Festival noch nicht genug”, meint Faraja. Dies scheint den Organisator*innen zuneh­mend bewusst zu werden, weshalb sie jedes Jahr mehr inter­na­tio­nale Künstler*innen anfragen, sich nebst ihren Konzerten für weitere Akti­vi­täten des Festi­vals einbinden zu lassen.

Einen Tag vor Beginn des Amani-Festi­vals besuche ich das Jugend­zen­trum Don Bosco, wo die Rinha Crew schon seit Jahren mit ihrem Projekt Vijana Up minde­stens einmal pro Woche mit Stras­sen­kin­dern und weiteren Jugend­li­chen tanzt. Heute besucht sie mit Milan Emma­nuel, einem Tänzer aus Belgien, der auch als Super Showman bekannt ist, ein beson­derer Gast. Laut Faraja tragen solche Akti­vi­täten dazu bei, dass Tanz im Kongo einen profes­sio­nellen Status bekommt. Er hofft: „Die Jugend­li­chen, die tanzen, würden sich nicht an kriti­schen Hand­lungen wie Prote­sten oder Rebel­len­ak­ti­vi­täten betei­ligen, wenn sie mit ihrem Talent ihren Lebens­un­ter­halt verdienen.”

Milan Emma­nuel und B‑Boy Kanane an einer Stras­sen­ak­tion im Vorfeld des Amani-Festi­vals. © Elie Batumike

„Ja und nein“, war denn auch die Antwort vieler Betei­ligter auf meine Frage, ob das Amani-Festival die Lage im Osten Kongos verbes­sern kann. Für sie beinhaltet Friede mehr als das fried­volle Zusam­men­kommen für diesen Event. Friede bedeutet Demo­kratie, Meinungs­frei­heit, ökono­mi­sche Sicher­heit. Trotz der Grenzen der Kritik und der wenig greif­baren Verän­de­rungen in Bezug auf die Sicher­heits­lage vermag das Festival aber anhand von Tanz, Slam und Musik trans­for­ma­tive Kräfte zu stärken, welche auf subti­lere Art und Weise Verän­de­rungen bewirken können.

 


Jour­na­lismus kostet

Die Produk­tion dieses Arti­kels nahm 24 Stunden in Anspruch. Um alle Kosten zu decken, müssten wir mit diesem Artikel CHF 1508 einnehmen.

Als Leser*in von das Lamm konsu­mierst du unsere Texte, Bilder und Videos gratis. Und das wird auch immer so bleiben. Denn: mit Paywall keine Demo­kratie. Das bedeutet aber nicht, dass die Produk­tion unserer Inhalte gratis ist. Die trockene Rech­nung sieht so aus:

Soli­da­ri­sches Abo

Nur durch Abos erhalten wir finan­zi­elle Sicher­heit. Mit deinem Soli-Abo ab 60 CHF im Jahr oder 5 CHF im Monat unter­stützt du uns nach­haltig und machst Jour­na­lismus demo­kra­tisch zugäng­lich. Wer kann, darf auch gerne einen höheren Beitrag zahlen.

Ihr unter­stützt mit eurem Abo das, was ihr ohnehin von uns erhaltet: sorg­fältig recher­chierte Infor­ma­tionen, kritisch aufbe­reitet. So haltet ihr unser Magazin am Leben und stellt sicher, dass alle Menschen – unab­hängig von ihren finan­zi­ellen Ressourcen – Zugang zu fundiertem Jour­na­lismus abseits von schnellen News und Click­bait erhalten.

In der kriselnden Medi­en­welt ist es ohnehin fast unmög­lich, schwarze Zahlen zu schreiben. Da das Lamm unkom­mer­ziell ausge­richtet ist, keine Werbung schaltet und für alle frei zugäng­lich bleiben will, sind wir um so mehr auf eure soli­da­ri­schen Abos ange­wiesen. Unser Lohn ist unmit­telbar an eure Abos und Spenden geknüpft. Je weniger Abos, desto weniger Lohn haben wir – und somit weniger Ressourcen für das, was wir tun: Kriti­schen Jour­na­lismus für alle.

Ähnliche Artikel

Einmal selbst Bulle sein

Personenkontrollen durchführen und mit der Dienstwaffe auf Verdächtige zielen: Im Videospiel Police Simulator: Patrol Officers spielt man Streifenpolizist*in. In seiner Spielkritik zeigt Thomas Spies, wie die Spielgestaltung eine idealisierte Sicht auf die Polizei fördert.