„Lehr­per­sonen müssen zwischen der Gefahr eines Burn­outs und den Bedürf­nissen der Schüler*innen abwägen“

Über­be­la­stung, mangelnde Ressourcen und unzu­rei­chend ausge­bil­detes Personal: Die Zustände an Zürcher Schulen spitzen sich seit Jahren zu. Im Inter­view spricht ein Kollek­tiv­mit­glied der Kriti­schen Lehr­per­sonen darüber, wieso sie am Samstag zur Bildungs­demo aufrufen. 
Am 1. Mai protestierte das Kollektiv Kritische Lehrpersonen mit einem Theaterstück, das auf die Probleme in der Bildungspolitik verweist. (Foto: zVg)

Das Lamm: Am 1. Juni 2024 ruft das Kollektiv Kriti­sche Lehr­per­sonen (krilp), zu dem du gehörst, in Zürich zu einer Bildungs­demo auf. Worum geht es euch?

Sonia Grob*: Wir wollen die Bela­stung für alle Betei­ligten des Schul­sy­stems abbauen. Darauf zielen alle unsere Forde­rungen ab. Wir setzen uns ein für mehr Zeit und Ressourcen, die im Schul­alltag an allen Enden fehlen. Es geht uns um die Arbeits­be­din­gungen der Ange­stellten – aber auch um die Bildung der Schüler*innen und die Bela­stung der Eltern. 

Wie lauten eure Forde­rungen genau?

Wir fordern zum Beispiel, dass Schul­klassen auf allen Stufen kleiner werden. Die über­füllten Klas­sen­zimmer schaden allen Betei­ligten. Auch für die Zusam­men­ar­beit unter den Mitar­bei­tenden verlangen wir mehr Zeit, denn die Schule wird immer komplexer. 

Mit dem Modell Tages­schule sollen zum Beispiel die eben­falls stark bela­stete Betreuung und die Lehr­per­sonen noch viel enger zusam­men­ar­beiten. Es fehlen aber Gefässe inner­halb des Schul­all­tags für den notwen­digen Austausch unter­ein­ander. Es wird so getan, als würde Zusam­men­ar­beit alles leichter machen – aber die Koor­di­na­tion unter uns Kolleg*innen müssen wir oft zusätz­lich leisten, meistens nach Feierabend.

„Typisch Care-Arbeit: Fehlen die Gelder, macht es jemand unbe­zahlt, denn man kann sie nicht einfach nicht machen.“

Sonia Grob vom Kollektiv Kriti­sche Lehrpersonen

Im Vergleich mit der Schule vor zwanzig Jahren sind Lehr­per­sonen heute für einen viel grös­seren Arbeits­be­reich zuständig. Werden die Pensen von Schulsozialarbeiter*innen wegge­spart, erhöht dies die Bela­stung von Lehr­per­sonen. Das Gleiche gilt für den schul­psy­cho­lo­gi­schen Dienst. 

Das ist typisch für Care-Arbeit: Fehlen die Gelder, macht es jemand unbe­zahlt, denn man kann sie nicht einfach nicht machen. Momentan werden aber, wenn über­haupt, nur schlecht bezahlte Formen der Unter­stüt­zung geför­dert. Die Schul­klassen sind riesig, die Lehr­per­sonen über­la­stet, dafür werden immer mehr pädago­gisch nicht ausge­bil­dete und deut­lich schlechter bezahlte Klas­sen­as­si­stenzen ange­stellt. Von dieser Pflä­sterli-Politik haben wir genug. Wir brau­chen einen grund­le­genden Ausbau von Förderressourcen. 

Viele Schulakteur*innen leiden massiv unter den Arbeits­be­din­gungen an den Schulen. Trans­pa­rent vor einem Schul­haus in der Zürcher Innen­stadt weist auf diese Miss­stände hin. (Foto: zVg)

Es finden am glei­chen Tag auch in Hamburg und Berlin Demon­stra­tionen für eine „Bildungs­wende“ statt. Wie hängen diese Bewe­gungen zusammen?

Es ist kein Zufall, dass diese Arbeits­kämpfe auch ausser­halb der Schweiz geführt werden. Es ist ein syste­mi­sches Problem, dass der Gesund­heits- und Sozi­al­be­reich chro­nisch abge­wertet wird, dass er seit Jahr­zehnten kaputt­ge­spart wird und Arbeiter*innen sowie Empfänger*innen der Care-Arbeit die Kosten dafür tragen müssen.

Du bist Teil des Zürcher Kollek­tivs krilp, das die Demo hier in Zürich mitor­ga­ni­siert. Wer steckt hinter diesem Kürzel?

Wir sind ein Kollektiv aus Personen, die im Schul­sy­stem arbeiten oder in einer pädago­gi­schen Ausbil­dung sind. Wir sind eine durch­mischte Gruppe: von Lehr­per­sonen aus allen Stufen über Heilpädagog*innen bis Klas­sen­as­si­stenzen. Gemeinsam setzen wir uns für eine Schule ein, die möglichst gewalt- und diskri­mi­nie­rungs­frei ist, die Chan­cen­un­ge­rech­tig­keit benennt und aktiv dage­gen­wirkt und die Bela­stung für alle Akteur*innen im Schul­sy­stem abbaut.

Das Kollektiv Kriti­sche Lehr­per­sonen (kollektiv krilp) wurde nach dem femi­ni­sti­schen Streik 2019 in Zürich gegründet. Darin enga­gieren sich verschie­dene Schulakteur*innen, die sich mit dem Bildungs­sy­stem und ihrer Rolle darin beschäf­tigen und gegen die Bela­stung von Lehr­per­sonen, Schüler*innen und Eltern ankämpfen.

Das Kollektiv trifft sich monat­lich zu offenen Sitzungen. Daneben gibt es Arbeits­gruppen zu Themen wie Bildungs­ge­rech­tig­keit, Femi­nismus, Sexu­al­päd­agogik, Anti­ras­sismus und Arbeitsbedingungen.

Wo legt ihr den Fokus in eurer poli­ti­schen Arbeit?

Unser Akti­vismus ist ziem­lich viel­fältig. Wir machen inhalt­liche Öffent­lich­keits­ar­beit zu Arbeits­be­din­gungen und diskri­mi­nie­rungs­sen­si­blem Unter­richt, erstellen und sammeln aber auch gemeinsam Bildungs­in­halte, die unseren Über­zeu­gungen entsprechen. 

Wir sind immer wieder in direktem Kontakt mit externen Orga­ni­sa­tionen, die Work­shops an Schulen anbieten – zum Beispiel im sexu­al­päd­ago­gi­schen Bereich – und versu­chen, sie für gewisse Themen zu sensi­bi­li­sieren. Aber auch eine Ludo­thek, die Spiele mit proble­ma­ti­schen Inhalten vermie­tete, konnten wir dazu bewegen, diese aus dem Sorti­ment zu nehmen. Und jetzt orga­ni­sieren wir eine Demonstration. 

Ihr setzt euch als Kollektiv nicht nur für bessere Arbeits­be­din­gungen ein, sondern für eine radi­kale Verän­de­rung des Bildungs­sy­stems. Seid ihr auch deshalb nicht einfach in einer etablierten Gewerk­schaft organisiert?

Wir arbeiten als krilp durchaus mit der Gewerk­schaft zusammen, auch in der aktu­ellen Kampagne. Aber ja – ein grosser Unter­schied zwischen unserem Kollektiv und der Gewerk­schaft ist, dass wir uns anders mit der Politik hinter dem Bildungs­sy­stem ausein­an­der­setzen wollen. 

Für viele von uns ist krilp für ein Gefäss für emotio­nale Unter­stüt­zung. Das ist wichtig, weil man im Berufs­alltag oft das Gefühl hat, mit Kritik allein dazu­stehen. Diesen Frust wollen wir auffangen und kollek­ti­vieren. 

Unser Kollektiv hat den Anspruch, System­kritik zu üben. Deshalb wollen und können wir unsere Forde­rungen ganz anders stellen als eine etablierte Gewerk­schaft, wir sind freier. Wir sehen es nicht als unsere Aufgabe, pfan­nen­fer­tige Lösungen und die dazu passenden Verträge zu präsentieren. 

Gerade wenn es um Lehr­per­so­nen­mangel geht, wird man oft gedrängt: „Wie zur Hölle wollt ihr das denn umsetzen? Ihr fordert klei­nere Klassen, dabei gibt es sowieso schon zu wenig Leute!“ Wir wollen unbe­dingt darüber reden, wie und wieso wir über­haupt erst in diese Misere geraten sind. Die Verant­wor­tung für die konkrete Umset­zung in Gesamt­ar­beits­ver­trägen und Co. sehen wir bei den Gewerkschaften. 

Inwie­fern seid ihr freier als die Gewerkschaften?

Wir können etwa brei­tere Forde­rungen stellen. Zum Beispiel thema­ti­sieren wir, dass auch Kinder im Asyl­wesen einen Anspruch auf quali­tativ hoch­ste­hende Bildung haben und setzen uns für ange­mes­sene Räum­lich­keiten und einen kind­ge­rechten Wandel des Asyl­we­sens ein. Wir sehen hier riesige Miss­stände, die mit der glei­chen Politik ewiger Spar­mass­nahmen direkt zusam­men­hängen, aber über den klas­si­schen Forde­rungs­ka­talog eines gewerk­schaft­li­chen Arbeits­kampfes hinausgehen.

„Lehr­per­sonen getrauen sich nicht arbeits­recht­liche Forde­rungen zu stellen, weil gesell­schaft­lich ein Berufs­bild herauf­be­schworen wurde, dass man das alles ja gerne macht – für die Kinder.“ 

Sonia Grob vom Kollektiv Kriti­sche Lehrpersonen

Wie erreicht ihr Leute?

Es war uns in Hinblick auf diese Demo ein grosses Anliegen, aus unserer Bubble und in die Schul­häuser hinein­zu­kommen. Über Flyer, Mail­ver­teiler und Perso­nal­ver­tre­tungen der Schulen haben wir mobi­li­siert. Wir haben versucht, zu möglichst vielen Schul­häu­sern direkt Kontakt aufzu­nehmen. Dabei sind wir aber schnell auf Wider­stände aus der Politik gestossen. Man liess uns spüren, dass unsere Mobi­li­sie­rung über­haupt nicht erwünscht ist. 

Du willst dieses Inter­view nicht unter Klar­namen geben, weil du sonst mit Repres­sion rechnen musst. Hängt das damit zusammen? 

Genau. Kurz nachdem wir die ersten Flyer in die Schul­häuser schickten, wurden alle Schul­lei­tungen von Filippo Leuten­egger, dem Vorsteher des Bildungs­de­par­te­ments, kontak­tiert. Ihnen wurde mitge­teilt, dass die Flyer nicht aufge­legt oder digital verbreitet werden dürfen. Unter anderem, weil wir keine einge­tra­gene Gewerk­schaft seien. 

Diese Begrün­dung ist aber ziem­lich faden­scheinig, weil die Demo von Anfang an mit der Gewerk­schaft geplant wurde und der VPOD auf jedem Flyer als offi­zi­eller Mitträger genannt ist. Das Signal an die Schul­lei­tungen war dennoch, dass sie breit infor­mieren sollen, dass diese Mobi­li­sie­rung „nicht rech­tens“ sei. Dieses Signal wurde an die Teams weitergeleitet.

Als Ange­stellte müssen wir daher vorsichtig sein, wie wir uns öffent­lich posi­tio­nieren. Zusätz­lich über­legen wir uns als Lehr­per­sonen auch immer zweimal, wie wir uns gegen­über den Eltern exponieren. 

Neben der direkten Repres­sion ist es im Care-Bereich auch aus anderen Gründen schwierig, öffent­lich mit einem Arbeits­kampf hinzu­stehen. Als während Covid beispiels­weise die Pfleger*innen in den Spitä­lern gegen die horrenden Bedin­gungen aufmuckten, wurde ihr Arbeits­kampf als den Patient*innen gegen­über rück­sichtslos hinge­stellt. Ist das eine Dynamik, die ihr auch wahrnehmt?

Ich glaube, viele Lehr­per­sonen haben enormen Respekt davor, über­haupt erst Forde­rungen zu stellen. Man traut sich nicht, weil gesell­schaft­lich ein Berufs­bild herauf­be­schworen wurde, dass man das alles ja gerne macht – für die Kinder. Das macht es schwierig. Wenn du probierst, dir in diesem Beruf heute gesunde Grenzen zu setzen, dann hat das immer den Effekt, dass kurz­fri­stig das Bedürfnis eines anderen Menschen, in diesem Fall das der Schüler*innen oder Team­mit­glieder, zu kurz kommt. Man steckt immer wieder in dieser gedank­li­chen Zwick­mühle, dann nicht genug zu „caren“. Es braucht viel Über­zeu­gung und Mut, sich aus dieser Zwick­mühle zu befreien. 

„Lehr­per­sonen müssen gegen das Narrativ ankämpfen, einen über­pri­vi­le­gierten Schog­gijob zu haben.“

Sonia Grob vom Kollektiv Kriti­sche Lehrpersonen


Das Credo, man mache seinen Beruf ja gerne, weil man ihn für die Kinder macht, erin­nert mich an den Satz „Arbeit aus Liebe – Liebe als Arbeit.“ Damit kriti­sierten Femi­ni­stinnen schon in den 70ern, dass Sorge­ar­beit im Kapi­ta­lismus von Frauen gratis oder unter­be­zahlt gemacht werden muss. Erkennst du dich darin wieder?

Und wie. Weil wir das alle so inter­na­li­siert haben, ist es unglaub­lich schwierig, für sich selbst Grenzen zu setzen und zu reali­sieren, dass es nicht normal sein darf, dass man sich für den Job so aufop­fern muss. Dass es nicht in Ordnung ist, wenn man konstant zwischen einem Burn-out und den Bedürf­nissen der Schüler*innen abwägen muss. Es braucht echt viel, bis man merkt, dass da immer die Gesund­heit der Care-Empfänger*innen gegen die eigene ausge­spielt wird. 

Trotz all dieser Schwie­rig­keiten sah der Care-Bereich in den letzten Jahren unzäh­lige Arbeitskämpfe…

Ja, endlich! Aber es ist bezeich­nend, dass es in den Schulen so lange gedauert hat – obwohl die Miss­stände nicht neu sind. Alle Kritik, die wir heute formu­lieren, galt schon vor 15 Jahren. 

Dass es so lange dauerte, bis Leute laut werden, hat auf diesem Sektor viel mit der medialen Insze­nie­rung unseres Berufes zu tun. Lehr­per­sonen müssen gegen das Narrativ ankämpfen, einen über­pri­vi­le­gierten Schog­gijob zu haben: „Die Lehr­per­sonen mit ihrem 13 Wochen Ferien – und dann jammern sie noch.“ Die jammernde Lehr­person ist eine konstru­ierte Figur, die einen Effekt auf die öffent­liche Meinung hat. Ich finde es faszi­nie­rend, wie viele Leute sich auch deswegen nicht wehren; aus Angst, nicht ernst genommen zu werden – auch wenn sie schon lange checken, dass etwas nicht richtig läuft.

Die Forde­rung an die Politik heisst für das Kollektiv krilp unter anderem: mehr Ressourcen für Bildung! (Foto: zVg)


Auch die Art, wie die meisten Medien über die Schwie­rig­keiten in unserem Beruf schreiben, macht poli­ti­sche Mobi­li­sie­rungen schwie­riger. Konstant werden Akteur*innen gegen­ein­ander ausge­spielt: Einmal sind es die Eltern, die Lehr­per­sonen verklagen und ihnen das Leben schwer machen. Ein andermal müssen Kinder, die ins Schul­sy­stem inte­griert werden, hinhalten und werden als Bela­stung hinge­stellt, die Lehr­per­sonen ausbrennen. Das ganze gegen­ein­ander ausspielen der Betei­ligten über­schattet das System dahinter total. Es wird dann – oft vermischt mit diskri­mi­nie­renden Narra­tiven – zum Beispiel die geschei­terte inklu­sive Schule betrauert, anstatt darüber zu reden, dass man nicht die notwen­digen Ressourcen bereit­stellt, um Kinder und Lehr­per­sonen aufzufangen.

Die Lösungen, die medial präsen­tiert werden, sind dann ernst­haft, dass gewisse Kinder aus der Schule müssen – und nicht, dass mehr Heilpädagog*innen an den Schulen einge­stellt werden. Das ist absurd.

Gegen dieses Ausspielen verschie­dener Bedürf­nisse wehrt sich auch eure Kampagne. Passend dazu richtet sich auch der Aufruf zur Bildungs­demo nicht nur an Lehr­per­sonen – und auch nicht nur an Personen, die im Schul­sy­stem arbeiten.

Die Kampagne richtet sich an alle Leute, die für gute Bildung einstehen wollen – also auch an die Eltern der Kinder, die jetzt in über­füllten Klassen zu kurz kommen. Wir erhoffen uns gegen­sei­tige Soli­da­rität, indem wir immer wieder aufzeigen, dass wir alle das gleiche Ziel verfolgen: ein Bildungs­sy­stem, das dafür sorgt, dass alle Kinder gesund und unbe­la­stet zu ihrer Grund­bil­dung kommen. Das wiederum verlangt, dass sie von gesunden und nicht über­la­steten Lehr­per­sonen unter­richtet werden. 

„Auch klas­si­sche Arbeits­kämpfe gehen über konkrete Forde­rungen an den Arbeits­ver­trag hinaus – es soll doch immer um ein gutes Leben für alle gehen.“

Sonia Grob vom Kollektiv Kriti­sche Lehrpersonen

Ich selbst sehe Schulen als wich­tiges Gesell­schafts­organ. Lässt man dieses Organ kaputt gehen, reichen die Konse­quenzen tief in die Gesell­schaft. Deswegen geht uns Bildung alle etwas an. Wir setzen in unseren Forde­rungen nicht immer nur die Lehr­person ins Zentrum – in der Hoff­nung, möglichst viele Leute für uns zu gewinnen. 

Damit unter­scheidet ihr euch von „klas­si­schen“ Arbeitskämpfen. 

In der Formu­lie­rung, ja. Die Forde­rung nach klei­neren Klas­sen­grössen ist da ein gutes Beispiel. Kein Eltern­teil würde bevor­zugen, dass sein Kind in eine möglichst grosse Klasse kommt. Es liegt auf der Hand: Je kleiner eine Klasse, desto mehr Zeit hat die Lehr­person für das einzelne Kind. Gleich­zeitig nimmt die Bela­stung auch aus Sicht der Lehr­person selbst­ver­ständ­lich ab, wenn sie für weniger Kinder gleich­zeitig die Verant­wor­tung über­nehmen muss. Es ist also span­nen­der­weise oft eine reine Formu­lie­rungs­frage, ob ich aus Perspek­tive des Kindes, der Eltern oder der Lehr­person das Schul­sy­stem kriti­siere – am Schluss sind die Forde­rungen exakt die glei­chen. Man wird dann aber ganz anders wahr­ge­nommen.

Wir wurden auch schon weniger ernst genommen, weil wir damit vom Bild des typi­schen Arbeits­kampfs abwei­chen. Dabei gibt es starke Beispiele von Arbeits­kämpfen auf dem Care-Bereich, die gerade wegen eines Zusam­men­schlusses von Pfleger*innen und Patient*innen erfolg­reich waren. Wir sehen da den Weg. Schluss­end­lich sind alle Arbeits­kämpfe davon abhängig, von einer breiten Soli­da­rität getragen zu werde. 

Ausserdem gehen doch auch klas­si­sche Arbeits­kämpfe über konkrete Forde­rungen an den Arbeits­ver­trag hinaus – es soll doch immer um ein gutes Leben für alle gehen.

Schönes Schluss­wort. Was steht bei euch nach der Demo an?

Unsere Anliegen reichen über die Demo hinaus. Der nächste Samstag wird sicher wichtig für uns – aber die Kampagne geht weiter. Uns geht es darum, Gespräche und Mut in die Schul­häuser zu bringen. Wir sind eine Berufs­gruppe mit relativ wenig Erfah­rung in Arbeits­kämpfen. Das wollen wir ändern, einen Anstoss geben und Lust auf Wider­stand machen. Die Demo ist da ein erster von vielen Schritten.

(*Name von der Redak­tion geändert)




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