Coop schweigt über Plastikabfall

Wieviel Verpackungs­pla­stik wandert bei den Detail­händ­lern über die Theke? Wir haben nach­ge­fragt. Doch die Migros weiss es nicht, Lidl weiss es noch nicht und Coop will es uns nicht sagen. Reduk­ti­ons­ver­spre­chen geben sie alle ab. Aber taugen die auch etwas? 
Die Menge an Plastik, die wir zusammen mit unseren Lebensmitteln einkaufen, ist immens. (CC Björn Obmann / BUNDjugend Berlin)

Stolz präsen­tierte die Migros die Zahl auf ihren Social-Media-Kanälen: 270 Tonnen. So viel Plastik habe der Detail­händler im vergan­genen Jahr einge­spart. Aber ist das viel? Unsere Recher­chen haben gezeigt: Da ist noch viel Luft nach oben. Denn laut unseren eigenen Berech­nungen machen diese 270 Tonnen gerade einmal 1% des gesamten Verpackungs­pla­stiks aus, den die Migros im Jahr 2018 unter die Leute gebracht hat.

Das ist aber nur eine Schät­zung. Denn: „Leider können wir euch nicht angeben, wie viel Plastik­ab­fall bei uns gesamt­haft anfällt“, teilte uns die Migros via Face­book-Kommentar mit. Und ohne die totale Menge lässt sich nicht berechnen, wie gross diese Einspa­rung relativ zum totalen Verbrauch wirk­lich ist.

Es stellt sich die Frage, wie es bei den anderen Detail­händ­lern aussieht. Wissen die, wieviel Verpackungs­pla­stik sie gesamt­haft verbal­lern und wieviel sie im letzten Jahr einge­spart haben? Wir haben bei Spar, Volg, Aldi, Lidl, Coop und Denner mit folgender Mail nachgefragt:

Liebe Leute von Spar, Volg, Aldi, Lidl, Coop und Denner

Ich schreibe für das Magazin das Lamm an einem Artikel über Plastik­ver­packungen im Detailhandel.

Die Migros hat vor ein paar Wochen bekannt­ge­geben, dass sie bei den Verpackungen im Jahr 2018 270 Tonnen Plastik einge­spart hat (https://www.facebook.com/GenerationM/photos/a.360138540686894/2397130566987671/?type=3&theater).

Darf ich Sie fragen, wie viele Tonnen Plastik bei Ihnen in den Jahren 2017 und 2018 für Verpackungen verbraucht wurden und wie viel man dementspre­chend im Jahr 2018 einsparen konnte? Ich würde nämlich gerne die Zahlen von der Migros mit anderen Detail­händ­lern vergleichen.

Eine Antwort bis Mitte näch­ster Woche wäre super!

das Lamm

Obwohl die Antworten flink in der Redak­tion eintrafen, ist das Ergebnis unserer Umfrage ernüch­ternd. Kein einziger Detail­händler konnte uns sagen, wieviel Plastik er für Verpackungen verbraucht hat oder um wieviel Prozent er diese Menge im letzten Jahr verrin­gern konnte. Statt­dessen wurde uns eine Viel­zahl anderer Enga­ge­ments unter­breitet. Aber der Reihe nach.

Lidl kann es noch nicht sagen

Lidl, der Discounter mit Sitz im deut­schen Neckar­sulm, führt gerade Erhe­bungen zum Plastik­ver­brauch durch. Wann diese Erhe­bungen abge­schlossen sein werden und ob das Ergebnis der Öffent­lich­keit zugäng­lich gemacht werden wird, ist aber noch unklar.

Trotzdem plane man bei Lidl bereits heute Mass­nahmen zur Reduk­tion des eigenen Plastik­ver­brauchs. Bis 2025 will man den Plastik­an­teil bei Verpackungen um 20% redu­zieren, alle Kunst­stoff­ver­packungen zu 100% recy­cling­fähig machen und den Einsatz von recy­celten Rohstoffen erhöhen. Um diese Ziele zu errei­chen, seien bereits erste Mass­nahmen umge­setzt worden:

Bei Geträn­ke­fla­schen konnte durch den Einsatz von recy­celter Rohware bereits ein grosser Teil an neuem Mate­rial einge­spart werden. Der Anteil an recy­celtem Kunst­stoff liegt beispiels­weise bei den PET-Flaschen der Lidl-Eigen­marke „Saskia“ bereits bei etwa 60 Prozent.

Wir konnten beispiels­weise bei vielen PET-Flaschen eine Reduk­tion des Mate­ri­al­ein­satzes bewirken, ohne Einbussen bei der Stabi­lität zu verzeichnen.

Zudem konnten wir eine Reduk­tion des Einsatzes der Schrumpf­folien bei diversen Getränke-Arti­keln bewirken.

Auch bei den Kaffee­kap­seln ist es uns gelungen, die Verpackung ohne Quali­täts­ein­bussen zu redu­zieren, indem wir auf die Einzel­ver­packungen der Kapseln verzichtet haben.

Auch im Textil- und Kosme­tik­be­reich haben wir Verpackungs­re­duk­tionen vorge­nommen, indem wir die äusseren Verpackungen aus Plastik entfernt haben.

Weiterhin haben wir bei den BIO-Fair­trade-Bananen den Plastik­sack durch eine Bande­role ersetzt.

Natür­lich ist es sinn­voll, die PET-Flaschen leichter zu machen und den Einsatz von Rezy­klaten zu erhöhen. Auf dem Weg hin zur Lösung des Verpackungs­pro­blems sind diese Mass­nahmen jedoch nur ein paar Tropfen auf den heissen Plastik­stein. Und dass Produkte nicht grundlos in mehrere Plastik­hüllen gesteckt werden, sollte eigent­lich schon lange selbst­ver­ständ­lich sein.

Hinzu­kommt, dass das Ziel, bis 2025 nur noch recy­cle­fä­higes Plastik einzu­setzen, schwer zu errei­chen sein wird. Denn Plastik ist bei Weitem nicht so gut recy­clebar wie andere Mate­ria­lien. Das liegt vor allem daran, dass es eine Viel­zahl verschie­dener Plastik­sorten gibt, die einzeln wieder­auf­be­reitet werden müssten.

Volg spart sich pro 4 Kote­letts einen Plastiksack

Auch der Verband Ostschwei­ze­ri­scher Land­wirt­schaft­li­cher Genos­sen­schaften, besser bekannt als Volg, schreibt uns, dass man zwar keine Zahlen erhebe, aber trotzdem an der Reduk­tion des Plastik­mülls arbeite.

Einer­seits habe man die Sicht­fen­ster aus Plastik bei den Brot-Papier­säcken verklei­nert und ander­seits in den Verteil­zen­tralen bei den Fleisch­waren auf „Einzel­rü­sten“ umge­stellt, wodurch die Plastik-Umver­packung bei der Bestel­lung von Fleisch­ware wegfalle. Da wir den zweiten Punkt nicht ganz verstanden, fragten wir nach, um uns dieses Einzel­rü­sten genauer erklären zu lassen:

Bis jetzt wurden beim Fleisch jeweils 4 Packungen (z.B. Kote­letts) in einem Plastik­sack als Bestell­ein­heit an die Verkaufs­stellen ausge­lie­fert. Neu verzichten wir auf diese Umver­packung und sparen so Plastik.

Pro vier Kote­letts spart man bei Volg also neuer­dings eine Plastik­tüte ein. Auch hier bleibt die Frage, ob man das nun loben soll – oder ob es doch eher anstössig ist, dass bis vor Kurzem noch auf so eine über­flüs­sige Art und Weise Plastik verbraucht wurde.

Auch bei Aldi arbeitet man an einem Monitoringsystem

Ähnlich wie Lidl schreibt uns auch Aldi, dass man an einem „Moni­to­ring-System“ zur Erhe­bung des Verpackungs­ver­brauchs arbeite. Aber auch diese Erhe­bungen seien noch nicht abge­schlossen und deshalb könne man noch keine Zahlen nennen. Trotzdem setzte man bereits konkrete Reduk­ti­ons­mass­nahmen um:

Der Umstieg auf kompri­mierte Verpackungs­grössen wie beim Compressed Deo erlaubt eine Reduk­tion des Verpackungs­vo­lu­mens auf 100ml statt vorher 200ml bei glei­cher Wirksamkeit.

[Ausserdem:] Die Opti­mie­rung unserer Martello Kaffee-Kapseln. Der Kaffee befindet sich nun in aroma­dichten Kapseln. So wird das Aroma des Kaffees noch besser konser­viert. Früher war dafür eine zusätz­liche PVC-Aussen­hülle (Foli­en­ver­packung) notwendig — diese fällt nun komplett weg.

Zudem strebe man bei den Eigen­marken bis 2025 über die gesamte Verpackungs­menge – also inklu­sive Karton‑, Papier- oder Alu-Verpackungen – eine 25-prozen­tige Reduk­tion sowie eine hundert­pro­zen­tige Rezy­klier­bar­keit an. Eigen­marken machen etwa 90% des Aldi-Sorti­ments aus.

Reduk­ti­ons­ziele über die gesamte Verpackungs­land­schaft können jedoch proble­ma­tisch sein, da diese auch durch den Austausch einer etwas schwe­reren Karton­ver­packung durch eine leichte Plastik­hülle erreicht werden können. Dies hat Vor- und Nach­teile, wie eine andere Lamm-Recherche aufge­zeigt hat.

Bei Spar schiebt man die Verant­wor­tung ab – nicht nur berechtigterweise

Spar ist laut Wiki­pedia der welt­weit grösste frei­wil­lige Zusam­men­schluss von Händ­lern zu einer Handels­kette. Die Läden treten alle unter demselben Namen auf und verwenden dasselbe Logo. Die Länder­zu­sam­men­schlüsse sind recht­lich gesehen jedoch eigen­stän­dige Gesell­schaften. Die Spar-Lizenzen für die Schweiz gehören der Spar Holding AG mit Sitz in St. Gallen. Im Jahr 2016 wurde die Spar Holding AG von dem südafri­ka­ni­schen Spar-Betreiber Spar Group South Africa erworben. Die Antwort auf unsere Frage erreichte uns jedoch trotzdem aus der Ostschweiz:

SPAR hat keine Indu­strie und verpackt daher nichts. Der Einkauf versucht aber wo sinn­voll, Plastik­ver­packung zu vermeiden oder zu reduzieren.

In den SPAR-Filialen wird Plastik gesam­melt und einer Wieder­ver­wer­tung zuge­führt (durch einen zerti­fi­zierten Händler).

Dieser Detail­händler sieht sich also nur bedingt in der Verant­wor­tung, weil man selber keine Produkte verpacke. Ob dies jedoch stimmt, ist frag­würdig. Zum Beispiel findet man in den Spar-Regalen die Biopro­dukte der Linie Spar Natur pur, welche nicht wie zuge­kaufte Marken­pro­dukte daherkommen.

Die Produkte der Linie SPAR Natur pur sehen nicht wie zugekaufte Markenprodukte aus, sondern weissen ein einheitliches, mit dem SPAR-Logo gelabeltes Design auf (Screenshot www.spar.ch am 18.8.2019)
Die Produkte der Linie Spar Natur pur sehen nicht wie zuge­kaufte Marken­pro­dukte aus, sondern weisen ein einheit­li­ches, mit dem Spar-Logo gela­beltes Design auf. (Screen­shot www.spar.ch am 18.8.2019)

Zudem hat man uns leider auch nach mehr­fa­chem Nach­fragen nicht erklärt, mit welchen konkreten Mass­nahmen man beim Einkauf Plastik­ver­packungen redu­zieren konnte. Auch hätten wir von Spar gerne erfahren, mit welchem zerti­fi­zierten Händler man zusam­men­ar­beitet, denn die Möglich­keiten des Plastik­re­cy­clings sind, wie bereits erwähnt, beschränkt. Doch auch diese Frage blieb unbeantwortet.

Bei Denner verkauft man uns das eigene Enga­ge­ment in einem etwas zu guten Licht

Dass man über­wie­gend auf Fremd­marken setze, auf deren Verpackung man keinen Einfluss habe, spricht auch der zur Migros gehö­rende Discounter Denner an. Denners Sorti­ment bestehe zu 75% aus Marken­ar­ti­keln. Bei den rest­li­chen 25% Eigen­marken sei man aber bemüht, den Plastik­ab­fall zu redu­zieren – sofern Qualität und Halt­bar­keit dadurch nicht beein­träch­tigt würden. Folgende Mass­nahmen zur Reduk­tion von Plastik­ver­packungen nennt uns Denner:

Denner hat ab 2014 sämt­liche eigenen Filialen moder­ni­siert und im Rahmen dieser Umbauten das Früchte- und Gemü­se­sor­ti­ment auf Offen­ver­kauf umge­stellt. Zuvor wurden viele Produkte einge­schweisst verkauft. In diesem Zusam­men­hang wurde aber nicht ermit­telt, was die effek­tive Reduk­tion bezüg­lich Plastik ist.

[…] bei den Früchten und beim Gemüse kommen Auber­ginen, Rispen­to­maten, Limetten, Kiwi oder Gurken mit weniger oder gar keinem Plastik mehr aus. Aktuell prüfen wir mit dem Liefe­ranten eine Bande­role für Bananen, die heute noch mit Plastik einge­packt gelie­fert werden.

So wurden erst kürz­lich bei den beiden Produkten IP-SUISSE Schweins­hals­steak und IP-SUISSE Picca­ta­plätzli bei den Verpackungen 70% Kunst­stoff eingespart.

Schön, dass man sich auch bei Denner um das Thema Plastik kümmert. Nur scheint es, als würde Denner ein biss­chen zu laut prahlen. Wurde uns das Enga­ge­ment ein wenig besser verkauft, als es tatsäch­lich ist? Denn auf Nach­frage bestä­tigte uns der Medi­en­spre­cher von Denner, dass nur rund ein Drittel des Gemüses und der Früchte offen verkauft werden.

Immerhin hat sich auch der Discounter Reduk­ti­ons­ziele gesetzt: Bei den Eigen­marken wolle man den Verpackungs­pla­stik bis 2025 um 20% redu­zieren. Wenn jedoch jegliche Zahlen zum gesamten Plastik­ver­brauch fehlen, wird es auch hier schwierig werden zu über­prüfen, ob diese 20% dann auch tatsäch­lich erreicht worden sind.

Coop weiss es zwar, aber sagt es uns nicht

Die Antwort des zweit­grössten Detail­händ­lers der Schweiz stif­tete zunächst etwas Verwir­rung. Erst nach mehreren Mails hatten wir den Durch­blick. Hier die erste Antwort von Coop:

Wieviel Plastik insge­samt verbraucht wird, erheben wir nicht. Was wir sagen können, ist:

Seit 2012 haben wir insge­samt bereits über 19’000 Tonnen Verpackungs­ma­te­rial redu­ziert oder ökolo­gisch opti­miert. Mit der Umset­zung weiterer Projekte werden wir bis 2020 insge­samt weitere rund 8’000 Tonnen Verpackungs­ma­te­rial redu­zieren oder ökolo­gisch optimieren.

Wichtig ist für uns immer, dass die Alter­na­tiven aus Gesamt­sicht Sinn machen und ökolo­gi­scher sind als die bishe­rigen Verpackungen.

Die Zahlen beziehen sich laut der Medi­en­spre­cherin jedoch auf das gesamte Verpackungs­vo­lumen, nicht nur auf Plastik­ver­packungen. Deshalb wollten wir von Coop wissen, ob man abschätzen könne, wie viel davon etwa Plastik sei. Die Antwort:

Die Zahlen beziehen sich auf alle Verpackungen, wovon Plastik einen grossen Teil ausmacht. Wir weisen Plastik­ver­packungen aber nicht separat aus.

Das hat das Lamm verwirrt. Denn wie kann man wissen, dass Plastik einen grossen Teil ausmacht, wenn man die Zahlen dazu gar nicht erhebt? Coop präzisiert:

Ich glaube, da liegt ein Miss­ver­ständnis zwischen uns vor: Uns liegen die Zahlen der Mate­ria­lien vor, wir kommu­ni­zieren diese aber nicht separat im Detail. Tut mir leid, dass ich Ihnen da nicht genauer Auskunft geben kann.

Bei Coop weiss man also, wieviel Plastik-Verpackungs­ab­fall entsteht. Obwohl im ersten Mail gera­de­heraus das Gegen­teil behauptet wurde. Nur kommu­ni­zieren will man die Zahlen nicht. Immerhin sind die in den letzten Jahren erzielten Verpackungs­ein­spa­rungen recht ansehn­lich. Coop hat von 2012 bis 2018 total 19’000 Tonnen Verpackungen redu­ziert oder wegop­ti­miert. Das entspricht 2700 Tonnen in jedem Jahr. Davon muss nur ein Zehntel Plastik sein, wenn Coop mit den von der Migros kommu­ni­zierten 270 Tonnen von 2018 mithalten will.

Ob es jedoch ok ist, dass Coop die Zahlen unter Verschluss hält, ist frag­würdig. Immerhin gehen die Klima­gase, die bei der Verbren­nung der ganzen Plastik­ver­packungen in der Atmo­sphäre landen, uns alle etwas an. Das ist es auch, was die NGO Green­peace an der gängigen Praxis der Detail­händler am meisten stört: die fehlende Transparenz.

Die Trans­pa­renz in Sachen Plastik­ver­brauch ist bei Null

Denn auch Green­peace erhielt bei einer 2018 durch­ge­führten Umfrage so gut wie keine Angaben zum Verschleiss von Verpackungs­pla­stik im Detail­handel. Der zur Umfrage verfasste Bericht kommt denn auch zu folgendem Schluss (Seite 14):

„Die Intrans­pa­renz der Detail­händler bezüg­lich ihrem Plastik- und Verpackungs-Fuss­ab­druck ist ernüch­ternd. Nur zu wenigen Fragen haben sie detail­lierte Antworten gelie­fert, und auch in Zukunft wollen sie nicht dazu Bericht erstatten. Die Firmen messen dem Thema Abfall entweder einen zu geringen Stel­len­wert bei und/oder fürchten ein Reputationsrisiko.“

Die zweite These wird von der Tatsache gestützt, dass die Detail­händler bei Produkten, welche gezielt umwelt­be­wusste Konsu­men­tInnen anspre­chen sollen, durchaus in der Lage sind, schlaue Mass­nahmen zur Reduk­tion des Plastik­ver­packungs­mülls zu treffen. Ein Beispiel: Unsere Foto-Repor­tage zeigt, dass die Migros für ihren Biolands­chinken eine Verpackung entwerfen konnte, die mit 60% weniger Plastik auskommt. Diese Verpackung wurde jedoch nur im Bioseg­ment einge­führt, obwohl die Einspa­rungen bei den viel häufiger verkauften konven­tio­nellen Fleisch­pro­dukten viel wirkungs­voller wären. Das legt die Vermu­tung nahe, dass die Mass­nahme wohl vor allem dem Ziel dient, das umwelt­be­wusste Kunden­seg­ment zu besänf­tigen, um gleich­zeitig beim weitaus umsatz­stär­keren Produkt­seg­ment im selben Stil weiterzumachen.

Die letzten offi­zi­ellen Erhe­bungen stammen aus dem Jahr 2010

Auch die offi­zi­elle Schweiz trägt wenig zu mehr Trans­pa­renz bei. Der letzte Bericht zum Plastik­ver­brauch in der Schweiz vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) stammt aus dem Jahr 2010. Eine neue Erhe­bung sei aktuell nicht geplant, da nicht davon auszu­gehen ist, dass sich die Mengen an Kunst­stoffen in der Schweiz rele­vant geän­dert haben. Zudem handle es sich bei Kunst­stoff nicht um einen kontroll­pflich­tigen Abfall, weswegen der Bund über keine gesetz­liche Grund­lage für eine regel­mäs­sige Über­prü­fung verfüge, so die Medi­en­stelle des BAFU.

Zwar veröf­fent­licht der Bran­chen­ver­band Swiss Plastics jähr­lich die für Kunst­stoff­ver­packungen aufge­wen­dete Menge Plastik (im Jahr 2018: 320’000 Tonnen), jedoch ist aus den Zahlen von Swiss Plastics weder ersicht­lich, wie viel davon auf den Detail­handel entfällt, noch wie gross der Anteil der verschie­denen Detail­händler an diesem Plastik­berg ist.

Am Schluss unserer Recherche ist eines klar: Niemand kann sagen, wie viel Plastik aus dem Detail­handel in unseren Abfall­säcken landet. Und solange niemand weiss, wie gross das Problem ist, kann auch niemand über­prüfen, wie viel Aldi, Migros, Coop und Co. wirk­lich zu seiner Bewäl­ti­gung beitragen. Reduk­ti­ons­ver­spre­chen hin oder her.

Anmer­kung der Redak­tion: Die Antworten der Detail­händler enthielten teil­weise Hinweise auf Nach­hal­tig­keits­mass­nahmen, die mit den verkauften Plastik­ver­packungen nichts oder nur indi­rekt zu tun haben. Diese Hinweise werden im Artikel nicht aufgeführt.


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