Der Schriftsteller und Dramaturg Lukas Bärfuss ist der Intellektuelle der Stunde. Egal ob Brexit, AfD, Klimapolitik oder Medienwelt – Bärfuss hat auf alles eine Antwort parat. Und so tuckert der 48-Jährige von SRF-Arena zu Interview zu Porträt zu Kolumne und erklärt, beschwört, weiss Bescheid.
Prognosen oder vorsichtige Vermutungen sind nicht so Bärfuss’ Ding. Alles „wird“, „ist“ oder „soll“. Ende Jahr durfte Bärfuss in einer Art Q&A (offiziell: Interview) in der Republik kundtun, zu was er alles eine Meinung hat (alles) und welches die Lösungen auf diese Probleme sind (seine).
Und so beschwört Bärfuss (Autor, Kolumnist, Dramaturg) das Ende der Schweizer Sozialwerke (AHV-Alarmismus gehört bei vielen linken Intellektuellen zum guten Ton, womit sie natürlich gerade jenen in die Hände spielen, die sie so verachten, aber das nur als Randnotiz), erklärt uns die Lebensrealität französischer EisenbahnerInnen (historisch hergeleitet!), wittert und entdeckt überall nur schlechte linke Politik (ok fair). Zudem: Pessimismus, Weltuntergang, dramatisch inszenierte Abkehr von der Politik („Die Grüne ist für mich unwählbar. Eine ökologische Politik kann auch totalitär grundiert sein!“) und weitsichtige Visionen betreffend US-Wahlen („Wird Elizabeth Warren die nächste US-Präsidentin?“– „Unmöglich!“– „Sicher?“– „UNMÖGLICH!“).
Frei nach Jakob Burckhard („Die Geschichte liebt es, sich in einem Menschen zu verdichten“) liebt es scheinbar auch der oder die intellektuelle Republikleser*in, die Antwort auf alle drängenden Fragen unserer Zeit in einer Person zu finden.
Vielleicht sollte mal jemand den Bärfuss fragen, warum das so ist.
Vielleicht roch man das dann auch bei der Republik, und so nahm sich keine zwei Wochen später Jürg Halter (Dichter, Musiker und Performance-Poet, ehemals Rapper) in einer Replik in demselben Medium Bärfuss‘ an und gab zu jedem Thema, das vom Dramaturgen beackert wurde, auch noch seine Meinung dazu. One-Man-Show mal zwei: Es langweilt.
Oder wie unser Redaktor Simon Muster per Redaktions-Chat pointiert und ermüdet verlauten liess: „Wie viel Zeichen und Zeit könnten wir sparen, wenn zwei Dudes ihre bedeutungsschwangeren Gesellschaftsdiagnosen nicht in einem Magazin, sondern wie alle anderen um 04:00 Uhr in einer Bar zum Besten geben würden.“
In diesem Sinn: Prost allerseits!
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