Das CO2-Gesetz in acht Folgen: Dieser Artikel ist der zweite Teil einer Serie. Alle Artikel findest du hier.
Zusätzlich zu den drei bereits bestehenden Abgaben auf Klimagase sieht das revidierte CO2-Gesetz noch eine zusätzliche vierte Abgabe vor: die Flugticketabgabe. Der Mechanismus ist einfach. Auf jedes Flugticket, das gekauft wird, zahlen die Käufer:innen eine Abgabe. Das so eingenommene Geld soll zusammen mit anderen Abgaben in einen Fonds einbezahlt und von dort aus wieder verteilt werden. Zum einen an Firmen und Privathaushalte, zum anderen sollen damit Innovationen und Gebäudesanierungen finanziert werden.
Die Höhe dieser Abgabe würde im Fall einer Annahme des Gesetzes in der neuen CO2-Verordnung festgelegt werden. Diese Verordnung befindet sich zurzeit noch in der Vernehmlassung. Gemäss aktuellem Stand sieht sie für Kurzstreckenflüge in der Economy-Class Abgaben von 30 Franken, für mittlere Strecken von 60 Franken und für Langstrecken von 120 Franken vor. Für ein Ticket in der Business- oder First-Class kämen bei allen drei Kategorien zusätzlich 30 Franken dazu.
Wer mehr Platz braucht, verursacht mehr CO2
Werden die Reichen also stärker zur Kasse gebeten als diejenigen, die sich nur ein Economy-Ticket leisten können? Fliegen im Luxus-Stil ist doch nicht klimaschädlicher als bei den Normalos in den engeren Sitzreihen, könnte man meinen. Naja – doch. Denn je mehr Platz einzelne Passagier:innen beanspruchen, desto weniger von ihnen passen in ein Flugzeug und desto mehr Emissionen entfallen auf den einzelnen Sitz.
Um ein Bild davon zu bekommen, wie unterschiedlich die Emissionen je nach Flugklasse ausfallen, haben wir mit dem Emissionsrechner von myclimate drei Beispielflüge miteinander verglichen. Auf dieser Grundlage haben wir den Preis einer Tonne CO2 berechnet, so wie ihn die geplante Verordnung vorsieht. Dabei wurde klar: Reiche würden pro Tonne massiv weniger bezahlen als diejenigen, die sich mit einem Economy-Ticket zufriedengeben.
Je nach Fluglänge und gebuchter Klasse fallen die Preise pro verursachter Tonne CO2 allerdings ziemlich unterschiedlich aus. Während beim von uns gewählten Kurzstreckenflug von Zürich nach Zagreb die Business-Class am meisten pro Tonne bezahlt, legen bei Mittel- und Langstreckenflügen die Economyflieger:innen für eine Tonne CO2 verglichen mit ihren Mitreisenden in der First-Class das Doppelte hin.
Weshalb steigt die Flugticketabgabe nicht proportional mit dem tatsächlich verursachten Klimaschaden? Und vor allem: Wer sich mehr Platz im Flieger leisten kann, sollte sich doch auch entsprechend an den Abgaben beteiligen können? Wir haben beim zuständigen Bundesamt für Umwelt (BAFU) um eine Erklärung gebeten. Die Antwort: „Weil sich die Klassen bezüglich Platzverhältnissen je nach Flugzeugtyp stark unterscheiden, hat der Bundesrat für die Vernehmlassung eine pragmatische Lösung mit zwei Abstufungen vorgeschlagen.“
Laut dem BAFU habe das Parlament aber durchaus darüber diskutiert, ob man für die Business-Class jeweils den zweifachen und für First-Class jeweils den dreifachen Betrag festlegen solle. Die entsprechenden Anträge wurden aber abgelehnt. Fazit: Für die Reichen wird die verursachte Tonne CO2 nur halb so viel kosten wie für die weniger Wohlhabenden. Aus pragmatischen Gründen.
Damit ihr die Übersicht nicht verliert – Hier die Schweizer Klimagesetzgebung auf einen Blick (oder vielleicht auf zwei):
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