Haben Sie Angst vor der Zukunft, dem Rechtsruck, der Rückkehr des Faschismus? Wird Ihnen bang ums Herz, wenn Sie beim unschuldigen Scrollen durchs Internet die Entwicklungen in den USA, Europa und Deutschland sehen? Sind Sie verzweifelt, erzürnt – gar hoffnungslos angesichts der Weltlage?
Dann haben wir etwas für Sie: den ultimativen Guide HOW TO ANTIFA – in 13 Schritten gegen den Rechtsextremismus und die Faschisierung der Gesamtlage. Er liess sich von der Broschüre des Deutschen Gewerkschaftsbundes mit Überlegungen zum Vorgehen gegen Rechtsextremismus inspirieren.
Eine einheitliche Organisation namens „die Antifa“ existiert nicht. Vielmehr zeichnet sich die antifaschistische Bewegung durch eine grosse politische und organisatorische Vielfalt aus. Die Kurzbezeichnung „Antifa“ wird vor allem von linken, häufig jüngeren Antifaschist*innen als Selbstbezeichnung verwendet. Ihr Widerstand richtet sich nicht nur gegen organisierten Rechtsextremismus, sondern generell gegen Ideologien und Praktiken, die auf Ungleichwertigkeit basieren: Rassismus, Antisemitismus oder Antifeminismus betrachten sie beispielsweise als tief verwurzelte gesellschaftliche Probleme. Dabei sehen sie die Ursachen dieser Phänomene oft in der kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.
Diese grundlegende Gesellschaftskritik bringt der Antifa nicht nur Zustimmung ein. Die häufig radikale Ästhetik verstärkt dies noch – sei es durch zugespitzte Slogans auf Stickern, Flyern und Transparenten, das Tragen schwarzer Kleidung oder militanten Demonstrationen. Das verbreitete Klischee von gewaltbereiten Chaot*innen, die vor allem Autos anzünden, hat mit der Realität wenig zu tun. Tatsächlich spielt Gewalt für die meisten Antifa-Gruppen keine zentrale Rolle in der täglichen Praxis, abgesehen von Selbstverteidigung oder dem Schutz von Menschen, die von rechten Angriffen bedroht sind.
Viel mehr konzentrieren sich antifaschistische Gruppen darauf, rechte Aktivitäten zu dokumentieren, Bildungsarbeit zu leisten, kulturelle Events zu veranstalten und öffentliche Proteste zu organisieren. Die meisten Antifa-Gruppen sind sich einig, dass sie sich im Kampf gegen den Rechtsextremismus nicht auf den Staat und die Polizei verlassen können. Neben strukturellen und historischen Gründen nennen sie dafür oft Erfahrungen, in denen staatliche Stellen rechtsextreme Aktivitäten nicht ernst genug genommen, verharmlost oder sogar ermöglicht haben. Skandale wie die Verstrickung des deutschen Verfassungsschutzes im NSU-Komplex oder rechte Netzwerke in der Polizei bestärken dieses Misstrauen.
Die typischen jungen, linken Antifa-Gruppen machen jedoch nur einen Teil der antifaschistischen Bewegung aus. Auch Gewerkschaften, autonome linke Organisationen, Erinnerungs- und Gedenkinitiativen, Jugendverbände, Bildungs- und Kulturvereine, Archive, Zeitschriften, Selbstorganisationen von Betroffenen, Beratungsstellen sowie bestimmte Parteien, queere oder migrantische Gruppen und viele weitere Akteur*innen gehören dazu. Trotz aller Unterschiede eint sie das Ziel, den Einfluss des Rechtsextremismus zurückzudrängen und demokratische sowie soziale Errungenschaften zu schützen. Diese breit aufgestellte Struktur ist eine Konsequenz aus dem historischen Scheitern des Antifaschismus während der Zeit des Nationalsozialismus.
Konservatismus und extreme Rechte gehen oft Hand in Hand. Wer sich antifaschistisch engagieren will, richtet seine Kämpfe also nicht nur gegen organisierte Neonazis, sondern auch gegen rechtskonservative und bürgerlich-autoritäre Ideologien und Akteur*innen.
Der Oberbegriff Rechtsextremismus umfasst verschiedene Strömungen, die unterschiedliche soziale Milieus ansprechen und verschiedene Strategien verfolgen. Allen gemein ist ihre Ideologie der Ungleichwertigkeit verschiedener Menschen, wobei sie soziale Ungleichheiten als legitim darstellen und zum Nachteil von Frauen, Migrant*innen, People of Color und anderen marginalisierten Gruppen fördern. Diese Ungleichheiten sollen nicht beseitigt, sondern als natürlich und erstrebenswert betrachtet werden. Diese Strömungen lehnen das Zusammenleben und die Gleichwertigkeit unterschiedlicher Menschen ab, während sie eine autoritäre Vorherrschaft weisser Männer idealisieren – im Extremfall bis hin zu einem faschistischen, ethnisch homogenen Führerstaat nach dem Vorbild des Nationalsozialismus.
In Deutschland dominierte bis in die 2000er-Jahre der subkulturell geprägte, gewaltaffine Neonazismus das öffentliche Bild. Heute versucht die Neue Rechte, ihre Ideologien verschleiert darzustellen, indem sie sich von Nationalsozialismus und rassistischer Apartheid abgrenzt. Sie ist weltweit vernetzt, etwa mit der Alt-Right-Bewegung in den USA oder Russland, und beeinflusst zunehmend populistische, radikale Rechte, die mit rassistischen und antisemitischen Ideologien arbeiten. Sie zielt darauf ab, Brücken zwischen Rechtsextremismus und konservativem Rechts zu bauen, entwickelt neue Konzepte und bildet Nachwuchs, um ihre Ideologien langfristig zu verbreiten.
Populismus dient der Neuen Rechten als Strategie, um den Volkswillen gegen „korrupte Eliten“ zu positionieren, wobei sie oft rassistische und nationalistische Werte vertreten. Populistische Bewegungen wie die AfD nutzen diese Taktik, radikalisieren sich zunehmend und greifen auf antidemokratische, antisemitische und völkische Ideologien zurück.
Die Grenzen zwischen verschiedenen rechtsextremen Strömungen sind fliessend, wie etwa die Anti-Corona-Proteste sichtbar machten: Gewalttätige, ideologisierte Akteur*innen mischen sich mit bürgerlichen Teilen der Bewegung, die Seriosität vermitteln. Die Neue Rechte prägt die strategische Ausrichtung dieser bürgerlichen Bewegungen, indem sie moderne Analysen und Narrative liefert.
Politisch spielen extrem rechte Parteien wie die deutsche NPD oder „Der Dritte Weg“ zwar eine geringere Rolle, bleiben aber aktiv. Sie bereiten sich auf militante Konflikte vor.
Los geht’s mit: Grundlagen festlegen!
1. Teil einer Gruppe werden
Am Wichtigsten ist: Nicht allein bleiben. Schliessen Sie sich einer Antifa-Gruppe in Ihrer Nähe an. Falls sich dort für Ihren Geschmack zu viele autoritäre Männerfiguren tummeln, versuchen Sie es bei einer lokalen feministischen oder queeren Organisation. Auch explizit antirassistische, sozialistische, kommunistische oder anarchistische Gruppen, gewisse Gewerkschaften sowie Arbeiter*innenverbände können Abhilfe schaffen. Probieren Sie sich durch!
Einen Überblick für niederschwellige Organisationen kann auch die neu lancierte Plattform engagiere-dich.ch leisten. Verlieren Sie nicht die Hoffnung, wenn’s nicht sofort passt. Es ist ein bisschen wie bei der Suche nach einer guten Therapeutin oder einem guten Arzt: Nicht immer direkt erfolgreich, aber essentiell für Ihr Leben (und das von anderen) und den Aufwand allemal Wert!
2. Eine eigene Gruppe gründen
Falls Ihnen eine bestehende Gruppe sozial zu anstrengend oder politisch zu untauglich erscheint oder es in Ihrer Nähe keine passende gibt, gründen Sie selbst eine. Sie können sich beispielsweise unkompliziert mit Freund*innen, Arbeitskolleg*innen oder Familienmitgliedern zusammenschliessen, die ihre politischen Positionen teilen. Gemeinsam können Sie sich über Probleme und Strategien austauschen.
Denken Sie daran: Bündnisarbeit ist kein Selbstzweck. Klären Sie gemeinsam, was Ihre Ziele sind und welche Praxis Sie verfolgen wollen – und welche nicht (siehe Punkt 4). Nehmen Sie sich lieber wenige konkrete Dinge vor und setzten Sie auf Beständigkeit. Halten Sie regelmässige Präsenztreffen ab und überprüfen Sie die Leitplanken ihrer Gruppe hin und wieder.
3. Sich selbst (weiter)bilden
Um zu wissen, was Sie gegen die extreme Rechte tun können, müssen Sie die Ideologien dahinter verstehen.
Aktuelle Themen rechtsextremer Kreise sind Verschwörungserzählungen wie der „Grosse Austausch“ oder der „Volkstod“. Demnach sei das eigene „Volk“ – also der weisse, meist christliche und nicht-migrantische Teil der Gesellschaft – existenziell bedroht. Schuld daran seien sinkende Geburtenraten, angeblich verursacht durch feministische Errungenschaften und die „Gender-Ideologie“, die die traditionelle Kernfamilie zerstören wolle, sowie die gezielte Einwanderung „kulturfremder“, oft muslimischer Menschen. Häufig wird dahinter eine vermeintliche jüdische Weltverschwörung vermutet, die „die Nation“ schwächen wolle. Diese Erzählung verbindet Antifeminismus und Transfeindlichkeit sowie Rassismus und Antisemitismus als zentrale ideologische Elemente.
Ein weiteres rechtes Narrativ behauptet, „linksgrüne Kreise“ würden den Klimawandel inszenieren, um eine „ökosozialistische Diktatur“ herbeizuführen. Dahinter steckt die Ablehnung ökologischer Verantwortung, die Verteidigung sozialer Ungleichheit und oft auch antisemitische Untertöne. Rechte Kreise leugnen, verharmlosen oder relativieren die Klimakrise und weisen notwendige gesellschaftliche Veränderungen zurück, um eigene Privilegien zu schützen. Für antifaschistische Bündnisse ist es deshalb wichtig, diese rechten Ideologien zu verstehen und sich in einem gemeinsamen Verständnis und einer kollektiven Praxis gegen sie zu richten.
Als Einstiegslektüre eignen sich beispielsweise die Bücher „Radikalisierter Konservatismus“ von Natascha Strobl, „Die Rhetorik der Rechten“ von Franziska Schutzbach (das PDF finden Sie gratis hier als Download) oder „Deutschland rechts aussen“ von Matthias Quent (ebenfalls gratis als Download verfügbar), aber auch Podcasts wie Rechtsextreme Rückzugsorte von der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung.
4. Ziele abstecken
Bevor Sie anfangen, etliche Sitzungen zu halten und bis zur Erschöpfung zu diskutieren: Stecken Sie Ihre Ziele ab! In welchem Bereich wollen Sie tätig sein? Laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund gibt es drei Teilbereiche antifaschistischer Praxis beziehungsweise Vorarbeit:
a) Rechtsextremen Strukturen direkt schaden
Einen direkten Schaden erleiden Rechtsextreme, wenn beispielsweise ihre Profile gesperrt werden, ihre Verlage eingehen, Räume unzugänglich werden oder zentrale Persönlichkeiten aus der Öffentlichkeit verschwinden müssen oder ihre Ideologie anderweitig nicht verbreitet wird. Ein Beispiel dafür ist die Sperrung vom YouTube-Kanal des rechtsextremen Wieners und ehemaliger Kopf der Identitären Österreich, Martin Sellner. Ein anderes Beispiel ist die Flyer-Aktion der Satire-Aktivist*innen des Zentrums für politische Schönheit, die 2021 tonnenweise AfD-Flyer vernichteten, indem sie sich als fiktives Unternehmen tarnten, das statt die Flyer wie angegeben zu verteilen, alle Werbematerialien schredderte (siehe auch Punkt 11 und 12).
b) Antifaschistische Bewegung stärken
Darunter fallen alle Handlungen, die verschiedene Aspekte antifaschistischer Arbeit erhält, fördert und neue Mitstreiter*innen mobilisiert (siehe Punkt 5, 6, 9, 10 und 12).
c) Soziale, gleichberechtigte Gesellschaft stärken
Viele der Möglichkeiten sind nicht direkt Teil von antifaschistischer Organisierung, aber notwendig, um dem Rechtsextremismus den Boden zu entziehen. Dazu gehören die Unterstützung von verschiedenen sozialen Kämpfen. Setzen Sie auch hier bewusst Schwerpunkte, eignen Sie sich spezifisches Wissen und Fähigkeiten an und beziehen Sie sich solidarisch auf andere (für mehr Beispiele siehe Punkt 5, 7 und 8).
Ziele umsetzen (von einfacher bis schwieriger)!
5. Geld spenden
Die vermutlich unaufwändigste Lösung ist – abgesehen davon, dass Sie dafür acht Stunden pro Tag einer vermutlich ungeliebten und schlecht bezahlten Tätigkeit nachgehen mussten – sehr wichtig und effektiv. Antifaschistische Kämpfe brauchen auch finanzielle Mittel. Basel Nazifrei sammelte beispielsweise eine halbe Million Franken, um die Verfahrenskosten der Demonstrant*innen zu decken, die sich 2018 dem rechtsextremen Pnos-Aufmarsch entgegenstellten.
Sie müssen sich klarmachen: Rechtskonservative und rechtsextreme Kreise verfügen über viel Kapital, das sich die Akteur*innen gegenseitig zuschieben. Das bereitet ihnen viel Macht und Möglichkeiten, ihre Ideologie zu verbreiten und ihre menschenverachtenden Ziele zu verfolgen. Auch Antifaschist*innen haben zahlreiche Optionen, gleichgesinnte Projekte zu unterstützen: zum Beispiel durch Spenden an die Antonio Amadeu Stiftung, die Rosa Luxemburg Stiftung, Rechercheprojekte wie Correctiv oder Organisationen, Bündnisse und Initiativen, die spezifische Rechte marginalisierter Gruppen stärken oder sich gegen Rassismus und Rechtsextremismus einsetzen.
6. Kunst, Kultur – und sogar Konsum
Eine niederschwellige Option, sich gegen rechts zu engagieren, besteht beispielsweise darin, Antifa-Kulturanlässe zu organisieren oder zu besuchen, sich an migrantischem, feministischem oder queerem Theater zu beteiligen, einen Film zum Thema zu drehen, antifaschistische Lieder zu komponieren und öffentlich zu spielen oder auch thematische Bücher, Publikationen oder Merch in einem lokalen Antifa-Store zu kaufen.
Aber Vorsicht! Bilden Sie sich nicht ein, dass Sie rechtsextreme Politik alleine durch das Malen von Bildern oder das Singen antifaschistischer Lieder aufhalten könnten. Trotzdem ist Kultur eine wichtige und legitime Form von Praxis – und Spass muss sein, sonst verlieren bald alle den Verstand.
7. Umfeld und Umsicht
Viele Ideen des rechten Weltbildes finden Anschluss in der gesellschaftlichen Mitte, weshalb eine kritische Selbstreflexion in den eigenen Kreisen, der Familie und am Arbeitsort wichtig ist. Ihr Onkel hält trans Personen für krank und gefährlich? Ihre Mutter behauptet, Migrant*innen nähmen ihr die Jobs weg und seien gewalttätig? Ihr Mitarbeiter spricht herablassend über Frauen und queere Personen? Im Internet hetzen rechte Trolls in der Kommentarspalte?
Halten Sie dagegen: Widersprechen Sie ihnen, teilen sie Informationsmaterial – und bleiben Sie sachlich. Denn das Gute ist: Die Argumente sind auf Ihrer Seite. Gewisse Personen sind womöglich nicht mehr zu retten, aber ein anderer Teil der Gesellschaft wird durch neue Perspektiven, Erfahrungen und Informationen vielleicht zu einer neuen Betrachtungsweise kommen. In diesem Sinne: Mit steinharten Nazis muss man nicht reden – es ist aber klug, die eigenen Wirkungskreise zu erweitern.
8. Betroffene Unterstützen
Der Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus, Antifeminismus, Transfeindlichkeit und soziale Ungleichheit muss vernetzt und unterstützt werden. Damit Bündnisse funktionieren, braucht es Offenheit, Kritikfähigkeit und Geduld. Gemeinsame Kämpfe können gesellschaftliche Veränderung vorantreiben – denn während die extreme Rechte all diese Bewegungen als „Gleichmacherei“ ablehnt, liegt in der Überzeugung der Gleichwertigkeit aller Menschen ihre eigentliche Stärke.
Trans Personen, Frauen, Migrant*innen, Muslim*innen und People of Color sind derzeit besonders von der extremen Rechten und ihrer Politik betroffen. Einzelne Personen oder ganze Organisationen zu unterstützen, die sich für Betroffene stark machen, bedeutet Widerstand zu leisten. Unterstützen Sie Einzelpersonen oder Organisationen mit Ihrer Zeit, Ihrem Engagement, Ihrem Geld, indem Sie ihre Anliegen in der Öffentlichkeit sichtbar machen, Personen in Notlagen helfen und den Mund in Diskussionen aufmachen, in denen Betroffene und ihre Rechte angegriffen werden.
9. Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit leisten
Eine weitere Möglichkeit, wie Sie sich gegen Rechtsextremismus einsetzen können, ist durch Vorträge, Publikationen oder informative Social Media-Inhalte. Besonders an Schulen, in Kulturzentren oder öffentlichen Einrichtungen, aber auch in der Nachbarschaft, dem Freundeskreis oder am Arbeitsort lassen sich Workshops und Diskussionsrunden organisieren, um Wissen zu vermitteln. Wichtig ist dabei, konsequent faktenbasiert zu argumentieren, die Ideologie der Rechten und diskriminierende Narrative zu entlarven sowie Strategien gegen Rechts zu vermitteln. So kann der rechten Metapolitik entgegengewirkt werden, die reaktionäre gesellschaftliche Werte, geschichtsverleugnende Narrative und diskriminierende Denkweisen etablieren und normalisieren möchte, um ihre politische Macht vorzubereiten.
10. Antifaschistische Medien lesen, verbreiten und abonnieren
Eine wichtige Rolle gegen Rechtsextremismus und faschistische Herrschaft spielen linke, unabhängige, antifaschistische Medien. Sie tragen zur Meinungsbildung bei, entlarven rechte Strategien, analysieren das politische Geschehen, zeigen Zusammenhänge auf und stärken soziale Kämpfe.
Die Rechte betreibt selbst eine Vielzahl an eignen Medien, Zeitungen und Infokanälen. Sie agieren dynamisch und haben das Internet längst mit ihren Inhalten erobert. Um dagegen zu halten, ist es zentral, dass Sie antifaschistische Medien konsumieren, teilen und unterstützen. Einige Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum sind etwa Analyse & Kritik, Anschläge-Magazin, das bereits genannte Recherchemedium Correctiv, der Volksverpetzer, das Magazin Jacobin – oder unsere Wenigkeit, das Lamm!
11. Rechtsextreme entlarven
Ein zentrales Element, um rechtsextreme Strukturen zu schwächen, ist, diese aufzudecken – um ihre Machenschaften zu stören, Personen zu outen, Treffen zu verhindern und Widerstand zu leisten. In der Schweiz können Hinweise zu Personen, möglichen Anlässen oder andere Auffälligkeiten auf der antifaschistischen Meldeplattform angegeben werden. „Noch so kleine Informationen zu Neonazis und deren Aktivitäten können hilfreich sein, um gewisse Zusammenhänge oder Strukturen in der Neonaziszene aufzudecken“, schreiben die Betreiber*innen der Seite.
Denken Sie daran, sich und andere zu schützen: Agieren Sie nur in vertrauensvollen Gruppen und achten Sie darauf, was Sie am Telefon, per SMS oder in Messenger-Apps schreiben – Behörden können vieles nachverfolgen. Mehr zum Selbstschutz finden Sie im Handbuch In Bewegung von AntiRep Bern.
12. Auf die Strasse gehen
Eine Gegendemonstration bei einem rechtsextremen Aufmarsch ist ein wirksames Mittel, um den Neonazis eindeutig zu signalisieren, dass sie nicht geduldet werden. Zudem bewirkt eine solche Gegendemonstration, dass die Neonazis ihre Versammlungen nicht wie beabsichtigt abseits der Öffentlichkeit durchführen können. Eigenständige antifaschistische Demos können den internen Zusammenhang stärken und der Gesellschaft zeigen, dass Menschen nicht wegsehen, wenn Nazis versuchen, ihre menschenfeindliche Politik zu normalisieren. Auch Kundgebungen und Flyeraktionen schaffen Öffentlichkeit, sind informativ und können unterstützend wirken.
13. Langen Atem und Verstand bewahren
Der Rechtsextremismus wird seine Machenschaften nicht bald einstellen. Also ist es wichtig, dass Sie sich auf eine Weise organisieren, wie Sie möglichst lange durchhalten können. Es bringt nichts, das Leid der ganzen Welt auf Ihre Schultern zu laden. Lieber suchen Sie sich eine kleine politische Nische aus und verfolgen diese Arbeit über einen langen Zeitraum.
Konkret gesagt: Lieber schreiben Sie über Jahre hinweg einmal im Monat einen Newsletter zu den aktuellen Antifa-Veranstaltungen, als dass Sie sich mit der Organisation wöchentlicher Treffen, dreier Demos und fünf Rechercheprojekten überfordern – und schlussendlich ausbrennen. Definieren Sie Ihre Aufgabenbereiche und setzten Sie Qualität und Ausdauer über Quantität.
Und denken Sie daran: Antifaschismus braucht mehr als symbolische Gesten – es braucht kollektive, entschlossene Handlungen und gegenseitige Unterstützung, um den Rechten das Handwerk zu legen.
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