Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) liegt die planetare Belastbarkeitsgrenze bei 600 Kilogramm Klimagase pro Person. Mehr dürfte eigentlich niemand in die Atmosphäre pusten. Mit der aktuellen, extensiven Fliegerei der SchweizerInnen lässt sich dieses Ziel nicht vereinbaren: Einmal nach New York und zurück (2’000 Kilogramm CO2) zu fliegen, sprengt das Budget schon um mehr als das Dreifache. Und auch mit einem kürzeren Flug nach Berlin und wieder zurück (335 Kilogramm CO2) ist bereits mehr als die Hälfte deines CO2-Jahresbudgets aufgebraucht.
Der Flugverkehr ist eine immense Belastung für unsere Umwelt und ein wichtiger Treiber der Klimaerhitzung. Diese wird laut dem eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) nicht nur zu jährlichen Mehrkosten von einer Milliarde Franken für den Unterhalt der Schweizer Infrastruktur führen, sondern auch zum Verschwinden ganzer Inseln. Den darauf wohnenden Menschen bleibt nur eine Möglichkeit: Sie müssen sich eine neue Heimat suchen.
Die Fluglobby weist zwar immer wieder darauf hin, dass der Flugverkehr global betrachtet lediglich für zwei Prozent der Klimagase verantwortlich sei. Diese Zahl kommt aber vorwiegend dadurch zustande, dass laut einer Schätzung des WWF Schweiz weltweit lediglich fünf Prozent der Menschen jemals in einem Flugzeug sassen. Die restlichen 95 Prozent der Menschen, die das Flugi nur von aussen kennen, ziehen den globalen Schnitt dementsprechend stark runter. Das erklärt auch, weshalb der Anteil des Flugverkehrs an den Schweizer Klimagas-Emissionen laut derselben Umweltschutzorganisation 18 Prozent beträgt, also neunmal höher als der globale Schnitt.
Die Fakten sind spätestens seit dem Klimastreikjahr 2019 weitgehend bekannt. Und bei einigen zeigen sie Wirkung: Unter dem Motto „Flugstreik“ haben sich bereits 2’755 Menschen dazu bereit erklärt, aus ökologischen Gründen im laufenden Jahr auf’s Fliegen zu verzichten. Der Grossteil der SchweizerInnen scheint sich aber kaum beirren zu lassen. Laut einem Bericht der NZZ ging die Anzahl der Flüge trotz Klimakatastrophe nicht zurück. Um ihr Verhalten zu rechtfertigen, greifen FliegerInnen auf eine Vielzahl unterschiedlicher Argumente zurück. Eines der wichtigsten ist der Verweis darauf, dass das Flugzeug ja sowieso abheben würde. Ob jetzt noch ein Platz mehr gebucht werde habe keinen Einfluss auf die Emissionswerte des Flugzeugs. Wenn, dann werde seine Ökobilanz wegen der grösseren Auslastung sogar noch etwas besser.
Wegen Corona bleiben die Flughäfen leer
Dass das ein fadenscheiniges Argument ist, war in der Theorie natürlich schon immer klar. Aber Corona liefert jetzt den unumstösslichen praktischen Beweis dazu: Lufthansa und die Swiss haben bekanntgegeben, wegen drastischen Buchungsrückgängen in den nächsten Wochen bis zur Hälfte ihrer Flüge zu streichen. Flybe, eine kleinere Fluggesellschaft aus Grossbritannien, ist laut der Handelszeitung wegen dem Corona-Virus bereits pleite gegangen. Und sogar beim Billigflugriesen Ryanair wird nahezu jeder vierte Kurzstreckenflug gestrichen. Die Flieger bleiben am Boden, weil zu wenig Leute Tickets kaufen. Und das beweist damit endgültig: Schlössen sich noch mehr Menschen der Flugstreik-Bewegung an, würden die Flieger auch noch lange am Boden bleiben.
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