Kunststoffverpackungen haben Vor- und Nachteile, wie unser Listicle zeigt. Einerseits sind sie sehr praktisch und schützen die Lebensmittel. Anderseits verschmutzen sie aber auch unsere Meere, sind aus der endlichen Ressource Erdöl hergestellt und ballern CO2 in die Luft, wenn sie in der Kehrichtverbrennungsanlage entsorgt werden. Überflüssige Plastikhüllen sind deshalb wenig sinnvoll. Trotzdem haben wir auf unserem Streifzug durch die Supermarktregale einiges an Plastik gefunden, das man problemlos weglassen könnte.
Abwaschbürsten kriegt man günstig. Es gibt sie nämlich sowohl bei M‑Budget als auch bei Prix Garantie. Bei der zweiten Variante von Coop kauft man sich jedoch auch gleich noch 5.9g Plastik mit dazu. Die Migros-Verpackung kommt hingegen mit nur 1g Kunststoff aus. Würden die VerpackungsspezialistInnen von Coop mal ein bisschen in die Migros-Filialen schielen, könnte man pro Bürsteli-Quartett also 4.9g Plastik einsparen. Oder anders: Die Bürsteli vom Coop verursachen fast sechsmal mehr Plastikabfall als jene aus der Migros.
Chicoréesalat ist bitter. Noch bitterer ist jedoch die Tatsache, dass man bei der Migros pro 100g verkauften Chicorée fast zehnmal mehr Plastik braucht als bei Lidl. Dort kriegt man nämlich 500g Salat in 3.7g Plastik verpackt (0.74g pro 100g). Der Chicorée der Marke Fresca, der bei der Migros im Regal liegt, braucht hingegen 21.6g Plastik für 300g Chicorée (7.2g pro 100g).
Obwohl Bananen schon verpackt vom Baum geschnitten werden, steckt man sie beim zweitgrössten Schweizer Detailhändler Coop nochmals in eine Plastikhülle. Dafür gehen pro 1.4kg Bananen 5.9g Plastik drauf. Im Offenverkauf braucht es lediglich ein kleines Kleberli. Dieses wiegt zu wenig, um ein Gewicht auf unsere Waage zu bringen.
Zwanzig Müllsäcke kann man bei der Migros entweder mit einem Papierband (4.5g) oder in einer Plastiktüte (4.9g) kaufen. Im Gegensatz zu Plastik besteht die Papierlösung aus einem nachwachsenden Rohstoff.
Jahrhundertelang hängten die Salamis offen an den Marktständen rum. Heute werden auch sie mit Plastik umhüllt. Jedenfalls bei der Variante von Lidl. Dort werden 180g Salami in 4.4g Plastik verpackt. Bei der Migros kommt man nach wie vor mit einem leicht plastifizierten Papierstreifen aus. Dieser wiegt für 234g Salami 2.6g.
Ob es überhaupt Sinn macht, sich Wasser in einer Plastikflasche zu kaufen, sei dahingestellt. Sicher ist hingegen, dass Flasche nicht gleich Flasche ist. Das Swiss-Alpina-Wasser kommt in einer Flasche daher, die 18.5g auf die Waage bringt. Ein richtiges Leichtgewicht im Vergleich zur Konkurrenz aus Italien. Die San-Pellegrino-Flasche wiegt nämlich 26.6g. Auch hier könnte man sich ein Drittel des Verpackungsmaterials sparen. Beide Flaschen stehen bei Coop in den Regalen und enthalten 5dl.
Selbst der M‑Budget-Leimstift hat ein Plastikmäntelchen um. Vor welchen Gefahren ihn diese Verpackung schützen soll, ist unklar. Sein freundlich grinsender Kollege von Pritt, der ebenfalls bei der Migros im Regal steht, kommt nämlich ohne Cellophan aus.
Die einen Reiswaffeln sind doppelt verpackt. Die anderen nicht. Bei der Migros findet man beides. Dabei sind die Reis-Mais-Waffeln von Migros-Bio immer im Zweierpaket und doppelt umhüllt anzutreffen, nicht nur bei vorübergehenden Aktionen. Bereits zum zweiten Mal haben wir die Migros in einem Montagsmail gefragt, weshalb das so sein müsse. Denn obwohl uns der orange Riese bereits vor fünf Jahren versprochen hat, man setze SpezialistInnen auf diese Plastikverschwendung an, wurde offensichtlich noch kein Mittel gegen diese Doppelverpackung gefunden. Und so gehen bei der Reis-Mais-Waffel-Variation (6.4g Plastik für 200g) von der Migros verglichen mit den Alnatura-Waffeln (2.3g Plastik für 110g) pro 100g Waffeln weiterhin 1.1g Kunststoff flöten. Das ist knapp ein Drittel.
Bei den Verpackungen von einigen Biofleischprodukten, wie zum Beispiel diesem Landrauchschinken, konnte die Migros laut eigenen Angaben den Plastikanteil um 60% reduzieren. Ein bisschen fragwürdig ist, weshalb die Migros diese Massnahme nur bei den Bioartikeln umsetzt. Mengenmässig würde es sich bei den konventionellen Produkten viel mehr lohnen. Gegenüber der Aldi-Variante spart sie jedoch trotzdem einiges an Plastik ein. Auf 106g Landrauchschinken kommen bei der Migros 21.3g Verpackungsmaterial, wobei die Rückseite zu einem grossen Teil aus Karton besteht. Bei Aldi braucht man 19.3g reines Plastik, um 100g Landrauchschinken zu umhüllen.
Um 20 Portionen Bio-Pfefferminztee aus dem Coop zu geniessen, braucht es 5g Plastik, da jedes Beutelchen einzeln verpackt ist. Bei Aldi sind hingegen 50 Teebeutel zusammen von 1.4g Kunststoff umhüllt. Pro Tee verbraucht man bei der Biovariante von Coop also fast neunmal so viel Kunststoff.
Diese Lidl-Tomaten sind von 21.8g Plastik umhüllt. Und das, obwohl man im Offenverkauf auch ganz auf das Plastikkleid verzichten könnte. Solche Plastikmonster trifft man aber bei weitem nicht nur bei Lidl an.
Natürlich sind das alles nur sehr kleine Mengen an Plastik. Sie sind aber ganz und gar überflüssig. Und wenn man sich die Mengen vorstellt, die bei den Detailhändlern täglich über das Kassenband rollen, werden aus ein paar Gramm schnell ein paar Tonnen.
(Fotos: Claude Hurni / Texte: Alexandra Tiefenbacher)
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