Braucht es das Emis­si­ons­han­dels­sy­stem? (7/7)

Wer heute Emis­sionen verur­sacht, der zahlt. Nur zahlen nicht alle gleich viel, wenn sie das Klima zerstören. Das ist nicht nur unfair, sondern bremst auch die bitter nötigen CO2-Reduk­tionen aus. Gehört das System refor­miert, ersetzt oder abge­schafft? Eine Einordnung. 
Illustration: Luca Mondgenast

Sach­buch: CO2-Ausstoß zum Nulltarif

Auf der Grund­lage dieser Arti­kel­serie ist ein Sach­buch entstanden, welches am 18.02.2024 beim Rotpunkt­verlag in Zürich erschienen ist. Das Buch „CO2-Ausstoß zum Null­tarif – Das Schweizer Emis­si­ons­han­dels­sy­stem und wer davon profi­tiert“ ist bei uns im Shop oder in der Buch­fi­liale deines Vertrauens erhältlich.

In Kürze

  • Die grössten Klimaverschmutzer*innen der Schweiz zahlten für ihre Emis­sionen so gut wie nichts. 
  • Das EHS hat nebst der fehlenden Wirk­sam­keit auch ein ganz grund­le­gendes Gerechtigkeitsdefizit. 
  • Um der Klima­krise Paroli zu bieten, braucht es ein Poli­tin­stru­ment, das in derselben inter­na­tio­nalen Liga mitspielt wie die Konzerne. 
  • Damit jedes Land darauf vertrauen kann, dass die anderen Länder die Konzerne genauso zur Kasse bitten, braucht es einen inter­na­tio­nalen Mindest­preis auf CO2-Emis­sionen.

Drei Milli­arden Franken für die grössten Verschmutzer*innen und kosten­lose Emis­si­ons­rechte im Wert von 361 Millionen – was lief da schief? Die Antwort: nichts, denn das Emis­si­ons­han­dels­sy­stem mit all seinen Vorteilen für die grössten Klimasünder*innen ist ganz normale Klima­po­litik. Und das ist der eigent­liche Skandal.

Bis anhin schützte das als Klima­schutz­in­stru­ment gedachte Emis­si­ons­han­dels­sy­stem (EHS) nicht das Klima, sondern vor allem die Konzerne, die unter einem klima­ver­träg­li­chen Wirt­schafts­sy­stem schlichtweg nicht mehr rentabel wirt­schaften könnten. Da stellt sich die Frage: Ist es nicht gerade das EHS selbst, das den drin­gend notwen­digen Wandel blockiert? Gehört das EHS gar abgeschafft?

Nicht selten wird das EHS als Ablass­handel kriti­siert. Es sei unmo­ra­lisch, sich davon frei­kaufen zu wollen, wirk­lich etwas für eine klima­sta­bile Zukunft zu tun. Doch diese Kritik greift zu kurz. Das EHS ist kein Ablass­handel. Denn bei einem Ablass­handel müsste man ja immerhin etwas dafür bezahlen, wenn man die Welt an die Wand fährt. Im EHS wandern jedoch rund 95 Prozent der Emis­si­ons­rechte gratis über den Tresen. 

Und auch die von links gern bediente Markt­keule greift zu kurz, um das EHS zu kriti­sieren: Probleme, die ihren Ursprung im Kapi­ta­lismus selbst haben, mit einem markt­wirt­schaft­li­chen Instru­ment lösen zu wollen, könne ja nicht funk­tio­nieren. Denn diese Analyse über­sieht etwas Entschei­dendes: Seit über zehn Jahren versucht man im EHS vergeb­lich einen Preis für das Zerstören des Planeten einzu­führen – doch wo kein Preis ist, da ist auch kein Markt. Das Nicht­funk­tio­nieren des EHS ist kein Markt­ver­sagen. Denn damit ein Markt versagen kann, muss es ihn zuerst einmal geben.

Offen­sicht­lich gilt nicht für alle dieselbe Logik, wenn es darum geht, mittels Porte­mon­naie für mehr Klima­schutz zu moti­vieren. Für uns Bürger*innen, die die normale CO2-Abgabe zahlen, ist das Konzept so klar wie einfach: Wir zahlen mehr, wenn wir mehr Emis­sionen verur­sa­chen. Aber bei den Schweizer Indu­strie­kon­zernen, die mehr Gratis­zer­ti­fi­kate erhalten, als sie selber brau­chen, ist es andersrum: Sie machen ledig­lich weniger Gewinn, wenn sie mehr emit­tieren und mehr Gewinn, wenn sie weniger emittieren.

Würde man das Konzept, dass sich die Politik für diese EHS-Konzerne über­legt hat, auf uns „gewöhn­liche“ Bürger*innen über­tragen, dann würden auch wir Geld kriegen.

Würde man das Konzept, dass sich die Politik für diese EHS-Konzerne über­legt hat, auf uns „gewöhn­liche“ Bürger*innen über­tragen, dann würden auch wir Geld kriegen, wenn wir Emis­sionen vermeiden, etwa indem wir Fahrrad fahren, uns vegan ernähren oder aufs Fliegen verzichten. Täten wir das Gegen­teil davon, würde der Bonus zwar ausbleiben, aber zur Kasse gebeten würden wir nicht. Aus diesem Beispiel wird klar: Das EHS hat nebst der fehlenden Wirk­sam­keit auch ein ganz grund­le­gendes Gerech­tig­keits­de­fizit. Doch was tun?

Firmen, die ihre Klima­ko­sten unter dem Emis­si­ons­han­dels­sy­stem abrechnen dürfen, bezahlen keine CO2-Abgabe. Statt­dessen müssen sie für jede ausge­stos­sene Tonne CO2 ein entspre­chendes Zerti­fikat erwerben. Diese Zerti­fi­kate sind nichts anderes als Emis­si­ons­rechte. Dabei gibt es nur eine bestimmte Menge an Zerti­fi­katen und diese Menge, der soge­nannte Cap, wird schritt­weise gesenkt. Diese Verknap­pung soll den Preis der Zerti­fi­kate erhöhen. 

Die Firmen können die Zerti­fi­kate auf zwei Arten beziehen: Entweder sie erwerben sie käuf­lich oder sie bekommen sie geschenkt. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) verteilt jedes Jahr eine grosse Menge an Gratis­zer­ti­fi­katen an die Schweizer EHS-Firmen, um zu verhin­dern, dass sie ihre Emis­sionen ins Ausland verlagern. 

Zeit­lich ist das EHS in mehr­jäh­rigen Handel­s­pe­ri­oden mit mehr oder weniger gleich­blei­benden Regeln orga­ni­siert. Die letzte Handel­s­pe­riode lief von 2013 bis 2020. 

Wichtig: Die Zerti­fi­kate im Emis­si­ons­han­dels­sy­stem sind nicht an Projekte gekop­pelt, die der Atmo­sphäre Klima­gase entziehen, wie man das zum Beispiel von Kompen­sa­tionen für Flug­reisen kennt. Bei diesen frei­wil­ligen Kompen­sa­ti­ons­zah­lungen spricht man zwar oft auch von “Zerti­fi­katen”, diese haben aber nichts mit dem EHS zu tun.

Wer darf beim EHS mitmachen?

Grund­sätz­lich sind im EHS Firmen aus den Bran­chen mit den höch­sten Treib­haus­gas­emis­sionen vertreten. Dabei gibt es solche, die beim EHS mitma­chen „müssen“, weil sie im Anhang 6 der CO2-Verord­nung stehen. Auf dieser Liste sind beispiels­weise die Metall- oder die Zement­in­du­strie. Dieses „müssen“ kann jedoch zu Miss­ver­ständ­nissen führen. Denn die Firmen werden hier zu etwas gezwungen, das ihnen bis jetzt vor allem Vorteile verschafft hat.

Zusätz­lich gibt es Bran­chen, die frei­willig beim EHS mitma­chen können. Diese stehen im Anhang 7 der CO2-Verord­nung. Hier befinden sich zum Beispiel die Chemie‑, die Papier- oder die Holz­in­du­strie. Kurzum: Im EHS versam­meln sich die Gross­kon­zerne aus der Ener­gie­pro­duk­tion und der Schwerindustrie. 

Der über­wie­gende Teil der Schweizer Firmen darf aber nicht am EHS teil­nehmen. Diese zahlen statt­dessen für jede Tonne Klima­gase eine CO2-Abgabe von 120.– Franken.

Im EHS regi­striert werden genau genommen nicht die Firmen selbst, sondern die verschie­denen Indu­strie­an­lagen der Firmen – also ein Zement­werk, ein Stahl­werk oder ein Heiz­werk. Deshalb kann eine Firma auch mit mehreren Stand­orten im EHS vertreten sein. 

Wie wird bestimmt, wer wie viele Gratis­zer­ti­fi­kate erhält?

Die Anzahl Gratis­zer­ti­fi­kate, die eine Firma vom BAFU erhält, ist von zwei Faktoren abhängig. Einer­seits erhalten Firmen, die bereits eine gute CO2-Bilanz haben, mehr Gratis­zer­ti­fi­kate als solche, die schlecht dastehen. Was man dabei aber nicht vergessen darf: Auch Firmen bezie­hungs­weise deren Produk­ti­ons­an­lagen, die in diesem Ranking zu den besten zählen, emit­tieren immer noch Unmengen an Klimagasen.

Ander­seits erhalten Firmen, die für ihre Produkte den soge­nannten Carbon-Leakage-Status bean­spru­chen, mehr Gratis­zer­ti­fi­kate als solche ohne. Von Carbon-Leakage spricht man dann, wenn die Klima­gas­emis­sionen wegen hoher Abgaben, Steuern oder anderen Klima­schutz­mass­nahmen in ein anderes Land verla­gert werden, in dem es billiger ist, CO2 zu emittieren. 

In der Handel­s­pe­riode von 2013 bis 2020 mussten alle Schweizer EHS-Firmen zusammen 39 Millionen Zerti­fi­kate abgeben. Vom BAFU wurden 38 Millionen Zerti­fi­kate gratis verteilt. Viele Schweizer EHS-Firmen haben deshalb eine beträcht­liche Menge EHS-Zerti­fi­kate beisei­te­legen können. Diese Reser­ve­bil­dung schwächt die Wirkung des EHS-Konzepts ab.

Wie kommen die EHS-Firmen zu den rest­li­chen Zertifikaten?

Einer­seits führt das BAFU regel­mässig Verstei­ge­rungen durch. Ande­rer­seits handeln die EHS-Firmen sowie andere am CO2-Markt inter­es­sierte Akteur*innen unter­ein­ander mit den Emis­si­ons­rechten. Dieser Handel läuft über mehrere Ener­gie­börsen – zum Beispiel über die Euro­pean Energy Exch­ange (EEX) mit Sitz in Leipzig.

Verknüpft mit dem euro­päi­schen EHS und trotzdem anders. Wie geht das?

Seit dem 1. Januar 2020 ist das Schweizer EHS mit dem euro­päi­schen EHS verknüpft. Deshalb gelten in beiden Systemen grund­sätz­lich dieselben Regeln. Da diese EHS-Regeln aber in eine natio­nale Klima­ge­setz­ge­bung einge­bettet sind, bedeutet die Teil­nahme am EHS für eine euro­päi­sche Firma trotzdem nicht zu hundert Prozent dasselbe wie für eine Schweizer Firma. Ein Beispiel: Anders als in den meisten EU-Ländern bezahlen die Firmen, die nicht im EHS sind, in der Schweiz auf fossile Brenn­stoffe eine CO2-Lenkungs­ab­gabe. Diese liegt momentan bei 120 Franken pro Tonne CO2.

Diese Lenkungs­ab­gabe wird gröss­ten­teils an die Schweizer Bevöl­ke­rung zurück­ver­teilt. Aber auch EHS-Firmen erhalten bei dieser Rück­ver­tei­lung Geld, obwohl sie gar keine CO2-Abgabe bezahlt haben. Diese zusätz­li­chen Einnahmen aus der natio­nalen CO2-Abgabe erhalten euro­päi­sche EHS-Firmen nicht.

Dass das wenig mit Verur­sa­cher­prinzip oder Gerech­tig­keit zu tun hat, liegt auf der Hand. Zudem braucht die Indu­strie statt­dessen drin­gend klare finan­zi­elle Signale, um von der fossilen Ener­gie­ver­sor­gung wegzu­kommen. Deshalb plant die EU Reformen. 

Da die wirk­lich einschnei­denden Anpas­sungen aber noch länger auf sich warten lassen, erstaunt es kaum, dass der Start der neuen Handel­s­pe­riode etwa gleich aussieht wie das Ende der vergan­genen: Der Staat verteilt den klima­schäd­lich­sten Konzernen weiterhin Zerti­fi­kate zum Null­tarif – und das in grossen Mengen.

Das EHS und die Schweiz: kein Match

Die Regeln für das EHS werden grund­sätz­lich nicht in Bern, sondern in Brüssel gemacht. Das nimmt die Schweiz aber nur zu einem gewissen Teil aus der Verant­wor­tung, denn die Schweizer Vari­ante des EHS ist erst seit Januar 2020 mit dem euro­päi­schen EHS verknüpft. Die vergan­gene Handel­s­pe­riode (2013 – 2020) lag also gröss­ten­teils noch in der Verant­wor­tung von Bundes­bern. Und rein theo­re­tisch wäre es durchaus denkbar, das EHS zumin­dest teil­weise mit der Schweizer Gesetz­ge­bung zu harmo­ni­sieren. Zum Beispiel indem der Bund den EHS-Firmen nicht die volle CO2-Abgabe, sondern nur einen Teil davon erlassen würde. 

Zudem gibt es eine weitere Unge­rech­tig­keit, welche die Schweiz selber aus dem Weg räumen müsste: die Rück­ver­tei­lung der CO2-Abgabe an die EHS-Firmen. Denn diese zusätz­liche Bevor­tei­lung der EHS-Firmen ist eine helve­ti­sche Eigenart und hat nichts mit den euro­päi­schen Regeln des EHS zu tun. 

Das EHS schiebt die schwie­rig­sten Aufgaben auf die lange Bank

Die Logik des EHS kann jedoch noch viel grund­sätz­li­cher kriti­siert werden. Die Dekar­bo­ni­sie­rungs­ko­sten sind nämlich nicht bei allen Bran­chen gleich hoch. Libe­rale Politiker*innen und CEOs betonen als vermeint­liche Stärke des EHS gerne, dass das System immer zuerst dort Klima­gas­emis­sionen redu­ziert, wo es am günstig­sten ist. Nur: Wenn man immer zuerst dort redu­ziert, wo es am wenig­sten kostet, bleiben am Schluss riesige Bereiche übrig, die man in der verblei­benden Zeit gar nicht mehr schaffen kann. Denn je schwie­riger eine Dekar­bo­ni­sie­rung, desto teurer ist sie.

Dazu ein Beispiel: Bei einem EHS-Preis von 50 Franken lohnt es sich zum Beispiel noch nicht, von der Kohle­ver­stro­mung auf Wind­energie umzu­rü­sten. Bei 80 Franken wird die Wind­energie jedoch langsam konkur­renz­fähig. Anders bei der Zement­pro­duk­tion: Dort ist die Dekar­bo­ni­sie­rung schwie­riger und teurer als bei der Strom­pro­duk­tion. Logi­scher­weise bewegen sich die Zement­firmen auch bei einem Zerti­fi­kats­preis von 80 Franken noch nicht. 

Schuld daran ist nicht zuletzt die dem EHS inne­woh­nende Logik, dass man zuerst dort ansetzt, wo es am einfach­sten und am billig­sten ist.

Die Konse­quenz davon: Wie man in Zukunft eine Beton­brücke bauen soll, ohne dabei CO2 zu emit­tieren, das weiss bis heute schlichtweg niemand. Die verblei­benden 27 Jahre, um hier mit den Klima­gas­emis­sionen auf null zu kommen, werden für die notwen­dige Forschung und Umstel­lung kaum noch ausrei­chen. Schuld daran ist nicht zuletzt die dem EHS inne­woh­nende Logik, dass man zuerst dort ansetzt, wo es am einfach­sten und am billig­sten ist. 

Grund­sätz­lich ist das EHS den grossen Playern vorbe­halten. Zwar können sich auch Privat­per­sonen beim EHS anmelden, das ist aber kompli­ziert und nicht ganz billig. Dabei wäre es ziem­lich wirkungs­stark, den fossilen Gross­kon­zernen die zur Verfü­gung stehenden Emis­si­ons­rechte einfach wegzu­schnappen. Denn anders als bei den weit­ver­brei­teten CO2-Kompen­sa­ti­ons­zer­ti­fi­katen kann der Kauf eines EHS-Zerti­fi­kates mit Sicher­heit verhin­dern, dass eine Tonne CO2 ausge­stossen wird – voraus­ge­setzt man verkauft das Emis­si­ons­recht nicht weiter. Die NGO compen­sa­tors hat dieses Poten­zial erkannt. „Gemeinsam kaufen wir der euro­päi­schen Indu­strie CO₂ weg“, schreibt sie auf ihrer Webseite. Das Konzept ist bestechend einfach: Alles, was man compen­sa­tors über­weist, inve­stiert die NGO in EHS-Zerti­fi­kate und legt diese still. 

Zudem stellt sich eine weitere grund­sätz­liche Frage: Wird der Wandel tatsäch­lich bei den EHS-Konzernen statt­finden? Würde man nicht besser den Holzbau unter­stützen als die Zement­branche? Sind Gratis­zer­tif­kate für die Milch­in­du­strie wirk­lich sinn­voll, wenn sich daneben die Hafer­milch­branche entwickelt? Weshalb die Herstel­lung von Neustahl aus Erz subven­tio­nieren, wenn man zur Kreis­lauf­wirt­schaft forschen könnte?

Mit dem Rücken zur Wand

So oder so: Die Zeit drängt. Und offen­sicht­lich haben es die Zement­werke und Raffi­ne­rien bis heute nicht geschafft, Teil der Lösung zu werden. Statt­dessen sind sie weiterhin Teil des Problems und bean­spru­chen mit ihrer fehlenden Koope­ra­tion und ihrem Sonder­set­ting nicht nur poli­ti­sche, sondern auch ganz einfach finan­zi­elle Ressourcen. Auch wenn sich die einen oder anderen Gross­kon­zerne viel­leicht tatsäch­lich Mühe geben: Holcim, Varo, Lonza und Co. werden uns nicht aus der Klima­krise ziehen. Man möchte also sagen: Hören wir auf, auf sie zu setzen und legen wir die Samt­hand­schuhe beiseite!

Nur: Im Zeit­alter der globa­li­sierten Riesen­kon­zerne haben wir uns abhängig gemacht. Abhängig von den Produkten, Rohstoffen, Arbeits­plätzen und Steuern der inter­na­tio­nalen Wirt­schaft. Wir sind so abhängig, dass unsere Mitspra­che­rechte marginal sind. Die natio­nale Politik steht in Sachen Klima­schutz mit dem Rücken zur Wand.

Um der inter­na­tio­nalen Klima­krise Paroli zu bieten, braucht es ein Poli­tin­stru­ment, das in derselben inter­na­tio­nalen Liga mitspielt wie diese Konzerne. Das EHS ist das einzige bereits vorhan­dene Instru­ment, das diesem Anspruch zumin­dest ansatz­weise gerecht wird. Deshalb werden wir das EHS wohl oder übel nicht abschaffen können. Aber: Es muss unbe­dingt strenger und trans­pa­renter werden. 

Anstatt eine Subven­tio­nie­rungs­ma­schine für auf Profit getrimmte Gross­kon­zerne aus einer vergan­genen Zeit zu sein, könnte das EHS dann als Planungs­in­stru­ment dienen, um eben diesen Konzernen den fossilen Ener­gie­hahn ein für alle Mal zuzu­drehen – in Europa, aber auch im Rest der Welt. Damit das funk­tio­niert und jedes Land darauf vertrauen kann, dass die anderen Länder die Konzerne genauso zur Kasse bitten, braucht es aber zuerst etwas anderes: einen inter­na­tio­nalen Mindest­preis auf CO2-Emis­sionen.

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Wer heute Klima­gase verur­sacht, der zahlt. Nur zahlen bis jetzt nicht alle gleich viel, wenn sie das Klima zerstören. Das ist nicht nur unfair, sondern bremst auch die notwen­digen CO2-Reduk­tionen aus. Gehört das EHS deshalb abge­schafft? Eine Einordnung.

Die Recher­chen für diesen Artikel wurden vom Peter Hans Hofschneider-Recher­che­preis für Wissen­schafts- und Medi­zin­jour­na­lismus der Stif­tung Expe­ri­men­telle Biome­dizin unter­stützt. Der Recher­che­preis wird in Zusam­men­ar­beit mit dem Netz­werk Recherche vergeben.


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